• 18.11.2012 21:48

Ferrari: Im Titelkampf gegen Vettel jedes Mittel recht

Ferrari bringt mit einem Getriebtausch am Auto von Felipe Massa seinen Titelkandidaten Fernando Alonso in bessere Position - Reaktionen zum Schachzug

(Motorsport-Total.com/SID) - Ferrari ist im Titelkampf seines Piloten Fernando Alonso gegen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel jedes Mittel recht. Eine eigentlich als Bestrafung gedachte Regel des Automobil-Weltverbandes FIA machte sich die Scuderia nun zunutze, um den Spanier beim vorletzten Saisonrennen in Austin in eine bessere Position zu bringen.

Titel-Bild zur News:

Felipe Massa musste sich in Austin in den Dienst von Fernando Alonso stellen Zoom

Bei Alonsos Teamkollege Felipe Massa wurde vor dem Rennen mutwillig das Siegel am Getriebe verletzt, was wie der Tausch des Getriebes eine Rückversetzung um fünf Plätze nach sich zieht. Somit startet der Brasilianer in Texas vom elften statt vom sechsten Startplatz - Alonso rückt vom achten auf den siebten Rang vor. "Das ist nicht unsere Sache. Wir müssen auf uns schauen. Was hinter uns passiert, bleibt hoffentlich hinter uns", sagt Vettel.

Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko reagiert ebenfalls gelassen - und mit Ironie. "Wir haben das zur Kenntnis genommen und schauen nur auf uns", sagt der Österreicher. "Wir hatten es zum Glück nicht nötig, uns über solche Dinge Gedanken zu machen." Positiver Nebeneffekt für Ferrari: Beide Fahrer starten nun von der sogenannten "sauberen Seite", auf die die Piloten vor allem bei neuen Rennen wie in Austin großen Wert legen. Dies könnte schon beim Start ein großer Vorteil sein, weil der neue Kurs neben der Ideallinie extrem rutschig und staubig ist.

"Das habe ich noch nie erlebt", sagt 'RTL'-Experte Niki Lauda. "Es ist schon eine komische Art und Weise. Ferrari hat alles aus der Trickkiste geholt, was geht. Ob es Alonso helfen wird, wird man sehen. Der dreimalige Weltmeister rechnete sogar fest mit einer Trotzreaktion Vettels, der in Austin vorzeitig seinen dritten Titel perfekt machen konnte. "Diese Aktion wird ihn sicher zusätzlich motivieren und beflügeln."


Fotos: Großer Preis der USA, Sonntag


Bei Vettels Red-Bull-Team reagierte man gelassen auf die Spielchen der Konkurrenz. "Das geht uns nichts an. Wir konzentrieren uns auf uns und unsere Strategie", sagt Teamchef Christian Horner. "Was Ferrari macht, ist ihre Sache." Marko ergänzte süffisant: "Wenn das Getriebe kaputt ist, muss man es wechseln. Wir gehen unseren Weg."

Bei Ferrari sah in dem Trick niemand etwas Verwerfliches. "Einfach dazusitzen und nichts zu tun, wäre auch der falsche Weg. Wir machen es offen und für jeden sichtbar", meint Sprecher Luca Colajanni. "Die Entscheidung wurde getroffen um Fernando einen bestmöglichen Start zu ermöglichen", ergänzte er bei 'Sky Sports F1'. "Am Samstag hatte sich gezeigt, dass man nur sehr schlecht von der schmutzigen Seite starten kann. Fernando fährt um den Titel und wir müssen unser Bestes geben um ihn in diesem Kampf zu unterstützen."

Der "geopferte" Massa hat die Teamentscheidung zähneknirschend akzeptiert. "Natürlich ist das nicht die beste Nachricht, die einem Piloten mitgeteilt werden kann", beschreibt der Ferrari-Sprecher die Reaktion des Brasilianers. "Doch wir haben die Entscheidung ausdrücklich ganz transparent im Einvernehmen mit den Fahrern getroffen. Die Entscheidung im Team steht bei Ferrari vor allem anderen."

Der Automobil-Weltverband FIA musste sich bisher keine Gedanken machen, ob er Rückversetzungen "erlaubt". Eigentlich dürfen sie nur bei technischer Notwendigkeit vollzogen werden. Der Bruch des Siegels lässt jedoch keine andere Wahl, weil ein Tausch oder eine Veränderung eben zu bestrafen sind. Getauscht wurde das Getriebe von Ferrari im Endeffekt aber aus Zeitgründen gar nicht mehr.

"Natürlich ist das eine komische Sache", sagt der frühere Weltmeister Mario Andretti, der beim Premieren-Rennen in Texas als Botschafter fungiert. "Aber man muss Ferrari auch dafür bewundern, dass sie wirklich alles für ihren Fahrer geben."

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