Ferrari im Qualifying "schlechter als erwartet"
Schumacher nach Dreher ohne Zeit, Barrichello mit 2,5 Sekunden Rückstand Elfter - Ferrari in der Türkei so schlecht wie selten zuvor
(Motorsport-Total.com) - Nach der sagenhaften Pole Position von Michael Schumacher in Budapest glaubten viele bereits an die ersten Anzeichen einer Wende zum Guten für den italienischen Traditionsrennstall, doch mit dem Wechsel zurück zu einer älteren Reifengeneration setzte es heute im Qualifying in Istanbul eine schwere Schlappe für die Mannen aus Maranello: Während Rubens Barrichello ohne ersichtliche Fehler mit 2,572 Sekunden Rückstand nicht über Platz elf hinauskam, schaffte Schumacher noch nicht einmal eine Zeit.

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Die Ferrari-Fans stehen selbst im sonnigen Istanbul wieder einmal im Regen...
Der Deutsche drehte sich nach solider erster Zwischenzeit in der neunten Kurve, die zuvor auch schon seinen Bruder beinahe abgeworfen hätte, und muss das Rennen morgen von ganz hinten in Angriff nehmen. Naturgemäß machte er anschließend keine Luftsprünge: "Wir waren bisher das ganze Wochenende nicht konkurrenzfähig gewesen, aus diesem Grund hatte ich nicht erwartet, mich sehr gut zu qualifizieren: vielleicht um den siebenten Platz herum, was für das morgige Rennen nicht allzu schlecht gewesen wäre", sagte er.#w1#
Schumacher glaubt nicht einmal mehr an WM-Punkte
"Auch wenn wir wirklich auf Rennsiege schauen sollten: Wir hätten zumindest um Punkte fahren können", seufzte er. "Aber ich flog von der Strecke und das ist das Ergebnis. Wir hatten erwartet, dass Kurve neun schwierig werden würde, da der Wind zugenommen hat. Und auch wenn ich das in Betracht zog, war es offensichtlich nicht ausreichend. Im Rennen kann ich nur viel Druck ausüben und mein Bestes geben. Es ist für uns immer noch wichtig, hier so gut wie möglich zu sein, um unseren Qualifikationschancen in Monza zu helfen. Nach unseren Leistungen in Hockenheim und Budapest ist dies ganz klar ein Schritt rückwärts."
Auch Teamkollege Barrichello war nicht unbedingt euphorisch, um es diplomatisch zu formulieren: "Obwohl wir konservativ an das Qualifying herangegangen sind, fehlte es einfach an Grip", beschwerte er sich. "Ich bin sicher, dass die Reifen im Rennen gut sein werden, aber heute haben sie gekörnt, weshalb sie gegen Ende der schnellen Runde abbauten, was mich im letzten Sektor einiges an Zeit gekostet hat."
Darauf angesprochen, dass sein Teamkollege abgeflogen ist, meinte er nur: "Schade!" Doch trotz der Wahl der härteren Bridgestone-Mischung glaubt Barrichello, dass noch nicht aller Tage Abend ist - und morgen will er in seinem sechstletzten Ferrari-Grand-Prix voll angreifen: "Meine Runde war absolut am Limit, mehr wäre nicht drin gewesen, aber der elfte Startplatz ist keine schlechte Ausgangsposition. Ich denke, dass ich ein gutes Rennen haben kann, denn meine Reifen funktionieren im angefahrenen Zustand eigentlich besser als im neuen", kündigte der 33-Jährige an.
Auch konservative Strategie führte zu nichts
Ross Brawn, Technischer Direktor des Teams, zog genau wie die Fahrer relativ ernüchtert Bilanz: "Nach unserer Leistung heute Morgen haben wir eine konservativere Strategie angewandt", gab der Brite nachdenklich zu Protokoll. "Auch so war Rubens nicht in der Lage, die Runde so schnell zu fahren, wie wir das erwartet hatten. Ich denke, dass es Michael vielleicht in die Top sechs geschafft hätte, wenn er nicht abgeflogen wäre. Mit der Benzinmenge, die er dabei hatte, und der konstanten Leistung im Rennen, die wir erwartet hätten, hätte das ein guter Platz sein können. Die Streckenbedingungen haben sich seit dem Morgen nicht sehr verändert, aber es gab eine Menge Staub auf der Strecke von denjenigen, die von der Strecke abkamen."
Teamchef Jean Todt hatte sich schon am Morgen auf einen harten Tag eingestellt, aber das Qualifying sei dann sogar noch "schlimmer als erwartet" verlaufen: "Michael drehte sich im zweiten Sektor und kam auf keine Zeit, Rubens wurde nur Elfter. Das Hauptproblem von heute schleppen wir schon die ganze Saison mit uns herum, nämlich einen Mangel an Grip. Das tut im Qualifying besonders weh. Von der Zuverlässigkeit angefangen bis hin zum Reifenverschleiß erwartet uns morgen ein schwieriges Rennen. Ganz ehrlich: Mehr als Punkte dürfen wir uns nicht erwarten..."
Immerhin gab er zu, dass man die Taktik für Schumacher geändert hat: Der Deutsche wird wohl mit randvollen Tanks ins Rennen gehen, um zumindest durch die Strategie nach vorne gespült zu werden. Und: "Angesichts der veränderten Situation werden wir den Motor an Michaels Auto wechseln", bestätigte Todt.

