powered by Motorsport.com
  • 07.03.2012 13:25

Ferrari-Fans sehen schwarz: Keiner versteht den F2012

Anderthalb Wochen vor dem Saisonstart muss die Scuderia ein Auto verpacken, das weder das Team noch Ex-Weltmeister Fernando Alonso schon richtig verstehen

(Motorsport-Total.com/SID) - Der Chef schlägt Alarm, die Fans sehen schwarz, und Ex-Weltmeister Fernando Alonso bemüht schon vor dem ersten Rennen Durchhalteparolen: Anderthalb Wochen vor dem Formel-1-Auftakt am 18. März in Melbourne geht bei Ferrari die Angst vor einer Seuchen-Saison um. Am Wochenende werden in Maranello zwei Rennwagen für den Abflug nach down under verpackt, die noch niemand wirklich versteht und die der ruhmreichen Scuderia einen freien Fall in der Konstrukteurs-WM bescheren könnten.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Aus der Superstar Fernando Alonso blickt nicht durch: Was kann der F2012?

"Ich will wissen, wo die Probleme liegen, und in wenigen Sekunden will ich erfahren, ob es Lösungen dafür gibt", sagte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo beim Auto-Salon in Genf, wo er neben der angenehmen Aufgabe der Präsentation des neuen Top-Modells F12 Berlinetta auch Fragen nach den enttäuschenden Test-Ergebnissen des Formel-1-Teams beantworten musste. "Montezemolo rügt Ferrari", titelte 'Tuttosport'.

Die italienischen Gazetten malen zwei Tage vor der Eröffnung eines neuen Museums im Geburtshaus von Enzo Ferrari in Modena, in dem an die glorreiche Vergangenheit erinnert wird, schon ein trauriges Szenario für die Gegenwart. "Niemand hätte in Maranello mit einer derartigen Phase gerechnet", schrieb die 'Gazzetta dello Sport'. Und weiter: "Nicht die Techniker, die schon seit Mitte 2011 an dem Auto für die Revanche arbeiten, und nicht die Piloten. Diese hatten die ganze letzte Saison lang gelitten in der Hoffnung, jetzt die Waffe in der Hand zu haben, um Red Bulls Übermacht zu zerschlagen. Ihre Hoffnungen drohen jetzt enttäuscht zu werden."

Der 'Corriere dello Sport' hat in Maranello eine "chaotische Phase" ausgemacht, "eine Zeit der Unregierbarkeit. Das bezeugt der 'Maulkorb', der den Fahrern verpasst und nach kurzer Zeit von Alonso ignoriert wurde. Dieser Vorfall ist besorgniserregender als die schlechten Testergebnisse." Dabei hatte der zweimalige Weltmeister Alonso nicht nur öffentlich zugegeben, dass der neue, mit einigen radikalen Änderungen versehene F2012 "schwer zu verstehen" ist.

Alles wartet auf Melbourne

In einer Krisensitzung am Montag hatte er das gesamte Team auf eine gemeinsame Richtung eingeschworen und Zusammenhalt gefordert. "Vielleicht sind wir nicht da, wo wir sein wollen. Aber wir haben alle so viele Formel-1-Saisons hinter uns und wissen alle, dass wir vor Australien nicht genau wissen, wo wir im Verhältnis zur Konkurrenz stehen", so der Spanier.

"Wir müssen dringender als je zuvor alles geben, um uns zu verbessern. Von dem, der für den Rückspiegel zuständig ist, bis zu dem, der die Kolben für den Motor baut", sagte Alonso und erinnerte an sein erstes Ferrari-Jahr 2010. "Beim letzten Test in Barcelona waren wir Fünfter hinter Red Bull, McLaren, Sauber und Force India und zwei Wochen später haben wir einen Doppelsieg in Bahrain gefeiert." Außerdem sei es nicht wichtig, im ersten Rennen der Beste zu sein, sondern am Ende der WM-Saison.

Allerdings ist der Druck bei Ferrari nach dem verschenkten Titel 2010 und dem enttäuschenden Jahr 2011 mit nur einem Sieg so hoch wie lange nicht. Neben Mercedes könnten im schlimmsten Fall auch Lotus, Force India und Sauber an der Scuderia vorbeiziehen. Die Medien suchen sogar schon erste Verantwortliche, und kommen auf Aerodynamik-Chef Nicolas Tombazis und Technik-Direktor Pat Fry, der den im vorigen Jahr entmachteten und inzwischen zu Mercedes abgewanderten Aldo Costa ersetzt hat.


Fotos: Ferrari, Testfahrten in Barcelona


"Fry genießt zwar das volle Vertrauen der Teamspitze, muss aber noch beweisen, dass er es verdient. Fry und Tombazis drängen auf ein Auto englischer Inspiration voller aerodynamischer Raffinessen", schrieb der 'Corriere dello Sport'. "Das ist grundsätzlich nicht falsch, das Problem ist, dass andere Teams sich zu ähnlichen Innovationen entschlossen haben. Bei Ferrari gibt es jedoch keine Resultate."