Ferrari auf neue Bedingungen perfekt vorbereitet

Schumacher-Renningenieur Chris Dyer über die Herausforderungen des Albert Parks und wie man sich darauf einstellen kann

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich zählt Melbourne nicht zu den technisch anspruchsvollsten Strecken im Kalender, die Tatsache, dass das Rennen aber zu Saisonbeginn ausgetragen wird und die vielen Kurven manche Elemente der Autos besonders belasten, sorgt jedoch dafür, dass die Renningenieure trotzdem alle Hände voll zu tun haben.

Titel-Bild zur News: Chris Dyer

Chris Dyer arbeitet bei Ferrari als Renningenieur für Michael Schumacher

Gerade bei Ferrari scheint man auf die speziellen Anforderungen des Semi-Stadtkurses im Albert Park aber gut gerüstet zu sein, wie das erste Freie Training gezeigt hat. Davon überzeugt ist auch Chris Dyer, der Renningenieur von Michael Schumacher: "Ich denke, dass wir ausgezeichnet darauf vorbereitet sind, mit dem neuen Auto richtig umzugehen und die neuen Regeln richtig umzusetzen." Ferrari ist ja zum ersten Mal seit 2001 gleich zu Saisonbeginn mit einem neuen Auto unterwegs.#w1#

Ferrari verwendet Zusatzflügel für mehr Downforce

Abtriebsmäßig sei Melbourne "eine Full-Downforce-Strecke", erklärte Dyer, obwohl dies angesichts der aerodynamischen Einschränkungen ab dieser Saison ohnehin auf die meisten Stationen im Kalender zutreffend sei. Ferrari setzt deswegen zumindest versuchsweise auf einen Zusatzflügel über der Motorhaube, ähnlich jener Lösung, die McLaren 1995 erprobt hat. Ob diese Variante auch am Sonntag gefahren wird, steht jedoch noch in den Sternen.

Als besonders kritisch sieht Dyer in Melbourne die Bremsen: "Hinsichtlich der Bremskühlung und des Verschleißes kann Melbourne einige Fragen aufwerfen. Wir haben im Winter in Fiorano und Imola getestet ? zwei Strecken, die für die Bremsen sehr hart sind, also sind wir diesbezüglich recht optimistisch, beim ersten Rennen nicht in Probleme zu geraten." Die Außentemperaturen spielen dabei aber keine Rolle, "weil die Bremsen sowieso eine Betriebstemperatur von 600 bis 1.000 Grad haben."

"Reifenseitig", so der Renningenieur weiter, "sehen wir Melbourne in der Mitte des Spektrums für die Mischungen, weil hohe Streckentemperaturen möglich sind. Die meisten Kurven sind zwar relativ langsam, es gibt aber auch ein paar schnellere Passagen und kombiniert mit der massiven Bremsleistung wäre es ein zu hohes Risiko, ganz weiche Reifen zu verwenden." Offenbar hat Bridgestone dabei einen hervorragenden Kompromiss gefunden, wie die ersten 60 Minuten gezeigt haben.

Umbauarbeiten könnten mit neuem Auto länger dauern

"Ein neues Auto", ergänzte Dyer in Anspielung auf den F2004, "bedeutet generell mehr Arbeit und wir haben auch noch weniger Erfahrung im Umgang damit, also können manche Dinge anfangs noch etwas länger dauern. Das kann zu ein paar Nachtschichten für die Mechaniker führen, das produziert zusätzlichen Druck. Als Renningenieur hat man einfach kein Jahr Erfahrung damit und man weiß nicht, wie das Auto auf unterschiedliche Streckentemperaturen, Reifen und Wetter reagiert."

Prinzipiell stellen sich für Ferrari aber dieselben Herausforderungen wie für alle anderen Teams, weil ja auch die Konkurrenz schon mit den 2004er-Boliden nach Melbourne gereist ist. Der einzige Unterschied liegt darin, dass die Italiener in den letzten Jahren beim Auftakt jeweils mit einem bekannten Fahrzeug und mit vielen Erfahrungswerten ausrücken konnten, während sie diesmal ebenfalls komplett neue Wege beschreiten müssen.