• 03.04.2005 08:18

Faure: "Beruhen auf kaufmännischen Grundsätzen"

Der Präsident des Formel-1-Teams von Renault, Patrick Faure, im Interview über WM-Chancen, Kosten, Bernard Dudot und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Partrick, wie zufrieden bist du mit dem Start des Teams in die Formel-1-Saison 2005?"
Patrick Faure: "Es machte mir wirklich viel Freude, zu sehen, wie dem Renault-Team ein nahezu perfekter Start gelang. Giancarlo Fisichella und Fernando Alsonso fuhren beide jeweils einen beeindruckenden Sieg ein. Diese Erfolge stellen die süßen Früchte der harten Arbeit über die vergangenen Monate in den Renault-Workshops in Enstone und Viry-Châtillon dar."

Titel-Bild zur News: Patrick Faure

Klatscht seinem Team Beifall: Patrick Faure, Formel-1-Präsident von Renault

"Wir verfügen inzwischen über die notwendigen Ressourcen, die richtigen Personen und die umfangreiche Unterstützung des Renault-Konzerns - diese Kombination beginnt sich auszuzahlen. Die beiden ersten Grands Prix brachten uns zu der Überzeugung, dass das Renault-Team in der Lage ist, in dieser Saison um die WM-Titel zu fahren."#w1#

"Engagement muss eine gerechtfertigte Investition darstellen"

Frage: "Euer Team verfügt bei weitem nicht über das größte Budget in der Formel 1. Wie ist dieser Erfolg trotzdem möglich?"
Faure: "Seit unserer Rückkehr in die Formel 1 haben wir stets sehr auf unsere Ausgaben geachtet. Unser gesamtes Engagement beruht auf kaufmännischen Grundsätzen. Der Renault-Konzern ist ein großes, weltumspannendes Unternehmen mit mehr als 100.000 Angestellten. Unser Formel-1-Engagement muss deshalb eine gerechtfertigte Investition darstellen. Ganz ohne Geld kannst du keine Rennen fahren. Aber das Geld aus dem Fenster rauszuwerfen, führt ebenfalls nicht zum Erfolg. Wir glauben zu wissen, in welche Bereiche wir investieren müssen und wie wir den größten Ertrag einfahren. Unsere Erfolge erzielen wir also auf der Basis einer wohl überlegten Finanzverwaltung."

Frage: "Auch eure Sponsoren profitieren von euren derzeitigen Erfolgen..."
Faure: "Mit vielen unserer Partner arbeiten wir bereits seit langem erfolgreich zusammen. Als Beispiele seien Mild Seven, elf, Michelin und Hanjin genannt. Als sich das Renault-Team noch im Aufbau befand, zeigten sich diese Unternehmen äußerst loyal. Jetzt, da wir um die Spitze kämpfen, rücken auch unsere Sponsoren stärker in den Mittelpunkt. Auch ihre Investitionen zahlen sich deshalb sehr aus."

Dudots Abschied war von vornherein geplant

Frage: "Das erstklassige Personal des Renault-Teams hat ebenfalls einen sehr großen Anteil am Erfolg. Macht dir der Abschied Bernard Dudots aus Viry-Châtillon Sorgen?"
Faure: "Bernard kam vor zwei Jahren zu uns, als wir gerade eine schwierige Zeit durchmachten. Wir brauchten ihn, um die Motorenabteilung in Viry-Châtillon wieder in die Erfolgsspur zu führen und unsere Motoren leistungsstärker und zuverlässiger zu machen. Wir wollten nicht unbedingt den besten Motor in der Formel 1 haben, sondern einen Motor, der am besten ins Gesamtpaket passt und uns in die Lage versetzt, Rennen zu gewinnen."

"Bernard hatte großen Einfluss auf die Umorganisation unseres Teams. Er schuf die notwendigen Strukturen und entwickelte die richtigen Prozesse. Doch von Beginn an machte er klar, dass er nicht für immer diese Rolle übernehmen wollte. Wir einigten uns auf einen Vertrag über zwei Jahre. Dieser Zeitraum schien uns angemessen, die benötigten Veränderungen durchzuführen. Die derzeitige Struktur in Viry-Châtillon mit Rob White und Andé Lainé in verantwortlichen Positionen wird auch in Zukunft eine fruchtbare Arbeit garantieren."

Faure glaubt, dass um "mehr als Siege" gekämpft wird

Frage: "In der Vergangenheit betontest du immer wieder die Bedeutung des Formel-1-Engagements für den gesamten Renault-Konzern..."
Faure: "Ich glaube, jeder Renault-Angestellte freut sich, Teil unseres Erfolges zu sein. Nach den guten Resultaten während der Wintertests wusste niemand, wo wir wirklich stehen. Die ersten beiden Saisonläufe erwiesen sich aber als fantastische Motivationshilfe innerhalb des gesamten Unternehmens. Alle sind jetzt der Überzeugung, dass wir in dieser Saison um viel mehr als nur Grand-Prix-Siege kämpfen können."

Frage: "Wirkt sich dieser Enthusiasmus auch auf den Verkauf von Renault-Modellen aus?"
Faure: "Stelle diese Frage doch einfach den Mitarbeitern in den Renault-Autohäusern! Dort findest du die Antwort. Die Resultate, die wir auf der Rennstrecke einfahren, wirken sich positiv auf die gesamte Marke auf. Das gilt für unsere Mitarbeiter ebenso wie für unsere Kunden. Natürlich ist die Formel 1 ein Thema, das auch in Verkaufsgesprächen stattfindet. Und Schaden richten Grand-Prix-Siege in dieser Beziehung mit Sicherheit nicht an..."

Von der Formel Renault über die GP2 in die Formel 1...

Frage: "Seit dieser Saison schafft Renault eine nahtlose Aufstiegsmöglichkeit von der Formel Renault 2.0 über die Formel Renault 3.5 und der neu geschaffenen GP2-Meisterschaft bis in die Formel 1? Welche Ziele verfolgt ihr damit?"
Faure: "Renault hat sich als klarer Fixpunkt im Monopostosport etabliert. Unser Engagement erstreckt sich von den beiden Formel-Renault-Markenpokalserien über die neue und spektakuläre GP2-Meisterschaft bis in die Formel 1. Wir bieten jungen Talenten eine kostengünstige und logisch aufeinander aufbauende Nachwuchsförderung. Dadurch vermitteln wir jüngeren Fahrern exakt die Werte, die auch das Renault-Team auszeichnen: eine klare Zielsetzung, harte Arbeit und Ehrgeiz. Diese Charakteristika zeichnet auch die gesamte Renault-Unternehmensgruppe aus - ein Konzern mit einer klaren Strategie und großen Zielen für die Zukunft."

Frage: "Es gibt Diskussionen über die Zukunft der Formel 1. Was kannst du uns über den Stand der Verhandlungen sagen?"
Faure: "Wir befinden uns momentan in einer Phase intensiver Verhandlungen, die selbstverständlich vertraulich sind. Diese Diskretion ist für einen effektiven Verlauf der Gespräche unerlässlich. Die grundlegenden Punkte sind aber klar: Wir werden von unserer Forderungen nicht abrücken, dass den Formel-1-Teams ein größerer Anteil der Einnahmen zustehen muss, dass eine größere Transparenz Einzug halten muss und dass die Hersteller ein größeres Mitspracherecht erhalten. Denn diese Hersteller sind es, die momentan das Rückgrat der Formel 1 bilden."