• 19.04.2006 14:47

  • von Adrian Meier

Faure: Bei Erfolg ist die F1 ein sehr gutes Investment

Der ehemalige Renault Sport-Direktor glaubt, dass Renault bei weiteren Erfolgen und Kostensenkungen in der Königsklasse des Motorsports bleiben wird

(Motorsport-Total.com) - Direkt im Anschluss an Fernando Alonsos Sieg beim Auftaktrennen 2006 in Bahrain erklärte Renault Sport-Direktor Patrick Faure seinen Rücktritt und überraschte damit die Fachwelt. Inzwischen wurde sein Posten vom ehemaligen Finanzdirektor Renaults, Alain Dassas, übernommen.

Titel-Bild zur News: Patrick Faure

Nach dem ersten Saisonrennen trat Patrick Faure als Renault Sport-Direktor zurück

In den vergangenen Wochen wurde viel über die Zukunftspläne Renaults diskutiert, da sich das Unternehmen bislang nicht eindeutig über 2007 hinaus zur Formel 1 bekennen wollte, sondern zunächst abwarten will, wie sich die Maßnahmen zur Kostenreduktion und das Reglement allgemein entwickeln werden.#w1#

Bei Erfolg geht Faure von einem Verbleib Renaults aus

"Wenn wir das wirklich wollen, müssen wir der Welt beweisen, dass wir ein Topteam sind." Patrick Faure

Ängsten, dass Renault tatsächlich aussteigen wird, nimmt Faure jedoch Wind aus den Segeln. Laut Vorgabe der Konzernleitung müsse der Konzern bis 2014 pro Jahr vier Millionen Autos verkaufen, derzeit stehe man bei zweieinhalb Millionen. "Wenn wir das wirklich wollen, müssen wir der Welt beweisen, dass wir ein Topteam sind - zumindest zu den ersten Drei der Formel 1 gehören", erklärte der Franzose dem 'kicker'.

Erfolge würden den Menschen schließlich im Kopf bleiben, weshalb man über einen längeren Zeitraum hinweg die anderen Hersteller schlagen müsse. Daher müsse die Devise sein, weiterhin zu gewinnen. "Und unser neuer Chef Carlos Ghosn hat gesagt, er will unser sportliches Image besser ausnutzen", führt Faure einen weiteren Grund an, weshalb er mit einem Verbleib Renaults in der Formel 1 rechnet.

Große Erfolge mit kleinem Budget

Auch die Erfolge sind derzeit kein Problem, Renault hat alle drei bisherigen Formel-1-Rennen 2006 gewonnen und liegt in beiden WM-Wertungen deutlich an der Spitze, nachdem man bereits im vergangenen Jahr sowohl die Fahrer- als auch die Konstrukteursweltmeisterschaft hatte gewinnen können.

"Du musst hart arbeiten und darfst dir nicht den geringsten Fehler leisten." Patrick Faure

Überdies erreicht man diese Erfolge mit einem im Vergleich zu vielen Konkurrenten relativ kleinen Budget. Dabei finanziere Renault den Motor, wohingegen das Chassis und die Angestellten des Rennteams aus Fernseheinnahmen bezahlt werden, wie Faure erläutert. "Wenn du gewinnst, ist die Formel 1 ein sehr gutes Investment, aber du musst hart arbeiten und darfst dir nicht den geringsten Fehler leisten."

Mit Lob für die Finanzpolitik der Franzosen sparte auch der Präsident des Automobilweltverbandes FIA, Max Mosley, der die Formel 1 ab 2008 ohnehin deutlich günstiger gestalten will, nicht. Auf die sehr gute Effizienz des Rennstalls verweist auch Teamchef Flavio Briatore immer wieder stolz, der erst kürzlich verkündet hatte, dass die Kostensenkungen in der Formel 1 in den Überlegungen von Renault eine sehr wichtige Rolle spielen würden.

Bleibt Briatore Renault-Teamchef?

Briatores Vertrag als Teamchef von Renault läuft jedoch zum Saisonende aus, und vielfach wurde bereits darüber spekuliert, dass sich der Italiener dann eventuell aus der Formel 1 zurückziehen könnte. Faure betont jedoch genauso wie sein Nachfolger Dassas, dass man den charismatischen Teamchef gerne behalten würde: "Ich habe immer gesagt, ich will ihn behalten, aber er entscheidet Mitte 2006, ob er bleiben will. Wir brauchen ihn für 2007/08, weil der Übergang zur neuen Epoche der Formel 1 wichtig ist", berichtet Faure.

Starke Fahrerpaarung

Fernando Alonso, Giancarlo Fisichella

Patrick Faure schätzt beide derzeitigen Renault-Piloten als sehr stark ein Zoom

Ein Abgang des Teams zum Saisonende steht jedoch bereits fest: Fernando Alonso wird das Team in Richtung McLaren-Mercedes verlassen. Faure erinnert sich noch gut an die Zeit, als man den jungen Spanier, der 2005 jüngster Formel-1-Weltmeister aller Zeiten wurde, unter Vertrag nehmen wollte. Damals sei er von vielen Experten gewarnt worden, einen so jungen Piloten zu verpflichten, doch im Nachhinein habe sich die Entscheidung als goldrichtig herausgestellt.

Doch auch Alonsos Teamkollegen Giancarlo Fisichella hält der frühere Renault Sport-Direktor für "sehr gut" und vergleicht ebenso wie vor kurzem Teamchef Briatore die jetzige Fahrersituation mit der Zeit, als Michael Schumacher noch unter Briatore bei Benetton unterwegs war und 1994 und 1995 Weltmeister wurde: "Damals, vor zehn Jahren, war er böse auf seinen Nummer-Zwei-Piloten und wollte ihn austauschen, bis er draufkam: Der ist gar nicht so schlecht - nur Schumacher ist so gut."

Wird Faure zum Restaurant-Besitzer?

Faures eigene Karriere beim französischen Automobilhersteller begann 1986, als er mehr oder weniger zufällig zum Sportchef ernannt wurde. Seitdem hat der heute 59-Jährige insgesamt sieben Weltmeistertitel gewinnen können, darunter auch 1995 mit Michael Schumacher und 2005 mit Fernando Alonso. Konkrete Zukunftspläne hat Faure noch nicht, jedoch könne er sich gut vorstellen, ein französisches Restaurant in Wien zu eröffnen.

Rückblickend freute er sich über die letzten Erfolge, die er in seiner 20-jährigen Laufbahn hatte feiern können: "Im vierten Jahr, nachdem wir Benetton gekauft hatten, Weltmeister mit dem eigenen Auto! Und ich wünsche mir, dass sie das jetzt wiederholen", wünscht er seinem ehemaligen Team abschließend auch weiterhin Erfolg.