• 12.09.2008 13:56

  • von Stefan Ziegler

Farfus: "Senna hat Brasilien viel gegeben"

Tourenwagen-Pilot Augusto Farfus über seine ganz persönlichen Eindrücke vom großen Ayrton Senna - der Weltmeister als Nationalsymbol

(Motorsport-Total.com) - Ayrton Senna hat nicht nur den Rennsport in Brasilien entscheidend geprägt sondern verkörpert für viele Fans rund um den Globus den besten Piloten aller Zeiten. Der dreifache Formel-1-Weltmeister - 1994 tödlich verunglückt - inspirierte viele Nachwuchspiloten und sorgte für eine große Faszination am Motorsport. Augusto Farfus ist einer dieser jungen Fahrer, welche den großen Ayrton als Kinder noch am Fernsehbildschirm verfolgt haben. Der Tourenwagen-Fahrer hat eine lebendige Erinnerung an den Champion.

Titel-Bild zur News: Augusto Farfus

Augusto Farfus war in Valencia beim BMW Sauber F1 Team zu Gast

"Ich habe eigentlich kein besonderes Idol", sagte Farfus zu Beginn des Gesprächs mit 'Motorsport-Total.com', relativierte seine Bemerkung aber schon wenige Atmenzüge später: "Ich bin allerdings Brasilianer - du weißt schon, was jetzt kommt - wir hatten Senna, Piquet (Nelson Piquet; Anm. d. Red.) und Emerson (Emerson Fittipaldi; Anm. d. Red.). Das waren alles gute Fahrer, aber Senna hat Brasilien etwas Besonderes gebracht."#w1#

"Ich bin sehr glücklich darüber und stolz darauf, seine Karriere bewusst verfolgt zu haben", berichtete Farfus, der aktuell in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC Gas gibt und erst kürzlich seinen zweiten Saisonsieg feiern konnte (Mehr in unserer WTCC-Rubrik). "Ich hatte also die Gelegenheit, Samstags und Sonntags um neun Uhr aufzuwachen - in Brasilien laufen die Rennen immer am Vormittag - und die Rennen sowie seine Fahrkünste zu genießen."

"Beeindruckt hat mich auch seine Art zu kommunizieren. Er ist in meinen Augen der einzige Rennfahrer, der seinen eigenen Gefühlen richtig Ausdruck verleihen konnte. Er hatte seine Probleme, war manchmal traurig", meinte Farfus und geriet ins Schwärmen: "Er hat Brasilien einfach so viel gegeben, was kein anderer fertig gebracht hätte - auch Schumacher (Michael Schumacher; Anm. d. Red.) nicht, den ich als Fahrer aber sehr schätze und der möglicherweise der beste Pilot aller Zeiten ist."

"Bei Senna war das aber anders. Wir Brasilianer sind nicht gerade verwöhnt damit, jemanden an der Weltspitze zu haben, so wie euch Europäern das bekannt ist. Für uns ist das eine große Sache. Ich kann mich noch gut an meine Kindheit erinnern. Ich habe eigentlich immer erwartet, dass Senna gewinnen würde. Nicht nur um des reinen Sieges Willen, sondern hauptsächlich, um in der letzten Runde die brasilianische Flagge zu sehen. Die hatte er nämlich immer dabei. Das war so ziemlich mein einziges Ziel: Würde er gewinnen, dann würde er sicherlich auch die Flagge zeigen."

"Für uns war das etwas Besonderes. Er war schon ein Vorbild für mich, aber heute ist der Motorsport ganz anders", sagte der BMW Team Germany Pilot. "Ein heutiges Idol ist sicherlich anders gegliedert als damals. Heute willst du vielleicht den Speed von Hamilton (Lewis Hamilton; Anm. d. Red.) und das Rennfahrergehirn von Schumacher haben - es geht also eher um Eigenschaften. Ich habe also weniger ein bestimmtes Vorbild als einige Eigenschaften von verschiedenen Personen."