Fahrergewerkschaft GPDA steht vor der Zerreißprobe

Im Zuge der Petition von 19 Fahrern, die die sieben Michelin-Teams in der US-Affäre unterstützt, gibt es Diskussionen innerhalb der GPDA

(Motorsport-Total.com) - Am Tag der Urteilsverkündung des FIA World Councils in der Affäre um das Nichtantreten von sieben Rennställen in den USA hatten sich 19 aktuelle Renn- und Testfahrer in Form einer Petition hinter die betroffenen Michelin-Teams gestellt. In dem Dokument wurden die Alternativvorschläge der FIA für ein Rennen in Indianapolis scharf kritisiert.

Titel-Bild zur News: Petition der GPDA

Diese Unterschriftenliste der Fahrer sorgt derzeit für viel Wirbel in der Formel 1

Genau diese Petition stellt die Fahrergewerkschaft GPDA, kurz für Grand Prix Drivers Association, nun vor eine Zerreißprobe, denn während einige Mitglieder behaupten, dass die GPDA das Dokument via E-Mail verbreitet hat, will Michael Schumacher, einer von vier GPDA-Direktoren, davon nichts wissen: "Das war keine Aktion der GPDA. Soweit ich weiß, war das eine Initiative von Renault", erklärte der siebenfache Weltmeister am Donnerstag in Magny-Cours.#w1#

Trulli behauptet, Petition von der GPDA erhalten zu haben

Jarno Trulli, ein weiterer GPDA-Direktor, wunderte sich anschließend über diese Aussage seines Kollegen: "Das Dokument habe ich direkt von der Gewerkschaft erhalten. Wir bekommen die Informationen der Gewerkschaft via E-Mail. Es kann niemand behaupten, die Nachricht nicht erhalten zu haben. Man kann nur sagen, dass man dem nicht zustimmt. Das ist meine Meinung. Aber es ist wohl besser, noch mal darüber zu diskutieren", rätselte der Toyota-Pilot.

Angestoßen wurde die Diskussion über den Ursprung des fraglichen Dokuments - der Vollständigkeit halber: Renault-Teamchef Flavio Briatore dementierte die Schumacher-Behauptung, er sei der Auslöser gewesen - dadurch, dass nur vier aktuelle Grand-Prix-Piloten nicht unterschrieben haben: Neben den Ferrari-Stars Michael Schumacher und Rubens Barrichello auch Narain Karthikeyan und Tiago Monteiro von Jordan-Toyota.

Doch während Schumacher klarstellte, dass er die Petition ohnehin nicht unterschrieben hätte, weil er der Meinung ist, dass Indianapolis ein technisches und kein Sicherheitsproblem (und somit nicht Angelegenheit der GPDA) war, wusste Monteiro überhaupt nichts von der Unterschriftenliste: "Ich habe nur in der Presse darüber gelesen. Niemand hat uns angerufen oder nach unserer Meinung gefragt", meinte der Portugiese achselzuckend.

Beim gestrigen Meeting sind wohl die Fetzen geflogen...

Um die Unklarheiten innerhalb der 1994 gegründeten Fahrergewerkschaft auszusortieren, wurde für gestern ein Meeting angesetzt, bei dem wohl die Fetzen geflogen sind. Zunächst ergriff David Coulthard, ebenfalls einer der Direktoren und der erste Name auf der Unterschriftenliste, das Wort, und erzählte von einem Anruf von FIA-Präsident Max Mosley. Mosley habe sich kritisch über das Statement der Fahrer geäußert, was von der Mehrheit der anwesenden Mitglieder besorgt aufgenommen wurde, weil sie sich in der Meinungsäußerung keinen Maulkorb verpassen lassen möchten.

Berichten zufolge soll sich lediglich Michael Schumacher, der aufgrund seiner Erfolge natürlich eine Führungsrolle innerhalb der Fahrergewerkschaft einnimmt, auf Mosleys Seite gestellt haben. Der Deutsche ist nach wie vor der Ansicht, dass der Skandal von Indianapolis nicht Sache der Fahrer ist - und schon gar nicht der GPDA, deren primäres Anliegen die Sicherheit ist. Dies wiederum quittierten die meisten seiner Kollegen, die das Meeting mit finsteren Mienen verließen, mit Kopfschütteln.

Heute eigenes Statement einiger Fahrer?

Laut 'Autosport-Atlas' soll es heute Morgen in Magny-Cours ein eigenes Statement einiger GPDA-Mitglieder geben, die sich darin noch einmal hinter ihre ursprüngliche Petition und damit indirekt gegen Mosley stellen wollen. Darüber hinaus möchte man angeblich mitteilen, dass man in Schumacher als Anführer kein Vertrauen mehr hat. Was an diesen Gerüchten dran ist, werden wohl erst die nächsten Stunden zeigen, eines ist inzwischen aber unbestreitbar: Die Fahrergewerkschaft steht vor der Zerreißprobe.

Dabei wäre Einigkeit gerade in der aktuellen Situation enorm wichtig, weiß Ex-Formel-1-Pilot Martin Brundle: "Wenn je die Notwendigkeit bestanden hat, dass die Fahrer mit einer Stimme sprechen, dann jetzt, wo sich die Formel 1 am Rande eines Bürgerkriegs befindet", schrieb der Brite, übrigens gleichzeitig Coulthards Manager, in der 'Times'. "Leider weiß ich aus persönlicher Erfahrung, dass die Fahrer von den Teams unter Druck gesetzt werden, um den Ansprüchen des Teams gerecht zu werden."