F1-Qualifying Spa 2021: Verstappen im Regenchaos auf Pole!

Beinahe hätte George Russell die Pole für den Grand Prix von Belgien erobert, letztendlich fuhr aber Max Verstappen auf den ersten Startplatz

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat das Regenchaos im Qualifying in Spa-Francorchamps am besten gemeistert und die Poleposition für den Grand Prix von Belgien 2021 (Formel 1 am Sonntag ab 14:45 Uhr live im Ticker) erobert. Der Red-Bull-Pilot fuhr in Q3 eine Bestzeit von 1:59.765 Minuten und verwies George Russell (Williams) und Lewis Hamilton (Mercedes) auf die Plätze.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen, Sebastian Vettel

Max Verstappen steht beim Grand Prix von Belgien 2021 auf Poleposition Zoom

Kurz vor Ende der Session lag eine Sensation in der Luft, als Russell bei schwierigsten Bedingungen mit einer überragenden Runde in Führung ging. Doch Verstappen, nach der ersten schnellen Runde noch hinter Hamilton auf Platz zwei, konnte sich im entscheidenden Moment steigern und ganz nach vorne fahren.

Für die große Schrecksekunde der Session sorgte Lando Norris (McLaren), der nach Bestzeit in Q2 als Geheimfavorit auf die Pole galt. Doch Norris flog bei stärker werdendem Regen in Eau Rouge ab und crashte seinen McLaren, noch bevor er in Q3 eine Zeit setzen konnte. Das Qualifying musste daraufhin für 42 Minuten unterbrochen werden.

Daniel Ricciardo (McLaren) wurde Vierter, vor Sebastian Vettel (Aston Martin), Pierre Gasly (AlphaTauri), Sergio Perez (Red Bull), Valtteri Bottas (Mercedes) und Esteban Ocon (Alpine).

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George Russell auf Platz zwei, wie bitte?

Der Williams-Pilot, der 2022 aller Voraussicht nach für Mercedes fahren wird, hatte mit P5 in Q1 und P8 in Q2 schon angedeutet, dass ihm die schwierigen Wetterverhältnisse liegen. In den allerletzten Sekunden roch es dann nach einer ganz großen Sensation, als er nach überragenden Zwischenzeiten zunächst 0,013 Sekunden vor Hamilton in Führung ging und auf provisorischer Pole stand.

Doch dann ging ein Jubelschrei durch die zehntausenden Fans in Spa, als Verstappen auf seiner allerletzten Runde kontern konnte und Russell 0,321 Sekunden abnahm.

Russell freut sich trotzdem: "Ich kann's gar nicht fassen. Wir waren immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Unsere Ausgangslage war natürlich glücklich, denn Q3 ist für uns nicht normal. Ich hatte nichts zu verlieren. Also haben wir voll aufgedreht und alles riskiert."

Ist Verstappen jetzt der Topfavorit?

Zumindest dann, wenn's nach Toto Wolff geht: "Wenn das Wetter so bleibt, haben wir ein Problem", sagt der Mercedes-Teamchef. Außerdem bitter: Bottas rutscht in der Startaufstellung wegen seiner Strafe für den Crash in Ungarn noch von P8 auf P13 nach hinten.

Hamilton bleibt aber "positiv und ruhig. Max hat die letzte Runde top hinbekommen, bei mir war die erste Runde sehr gut. Die zweite nicht ganz so. Und George hat auch einen super Job gemacht. Morgen ist ein anderer Tag. Ich brauche nicht unbedingt, dass es wie aus Kübeln schüttet. Aber ein bisschen Wechselwetter wäre ganz nett."

Wie schlug sich Sebastian Vettel?

Der Deutsche belegte letztendlich mit 1,170 Sekunden Rückstand den fünften Platz. Auf die zweite Startreihe (Ricciardo) fehlten ihm nur 0,071 Sekunden. Vettel konnte damit die ordentlichen Trainingsleistungen und seinen Ruf als guter Regenfahrer bestätigen.

Dabei war er kein Fan davon, Q3 überhaupt zu starten: "Ich finde, sie sollten die rote Flagge zeigen. Da steht zu viel Wasser", funkte er. Nur ein paar Augenblicke später flog Norris ausgangs Eau Rouge heftig ab - und Vettel blieb dort stehen, um sich zu vergewissern, dass es seinem Kollegen gut geht.

"Ich bin okay", funkte der da gerade an sein Team. Vettel selbst wurde auf dem Weg zu Eau Rouge gewarnt, dass Norris dort einen schweren Unfall hatte. "Was zur Hölle hab' ich gesagt, was hab' ich gesagt? Rote Flagge! Das war völlig überflüssig", tobte der Deutsche. Danach erkundigte er sich sofort: "Ist er okay?" Und gab Entwarnung, als er sich selbst vor Ort vergewissert hatte: "Er ist okay."

Vettels Teamkollege Lance Stroll ging mit Gridstrafe (+5) vorbelastet ins Wochenende. Er schied in Q2 als 15. und Letzter aus - und war fuchsteufelswild, weil er ein paar Sekunden zu spät über die Ziellinie fuhr und seine letzte Runde nicht antreten konnte. Wäre klüger gewesen, zwei schnelle Runden hintereinander zu fahren, nörgelte er am Boxenfunk.

Wie reagierte Lando Norris nach seinem Crash?

Erstaunlich gelassen. Zunächst klang der 21-Jährige geschockt, als er am Boxenfunk mit "Ich bin okay" Entwarnung gab. Dann griff er sich an den Ellbogen, als er aus dem Unfallwagen ausstieg und sich ins Medical-Car begab. Doch relativ rasch war klar, dass er sich bei dem Crash nicht ernsthaft verletzt hatte.

Und so stand für Norris nach seiner Bestzeit in Q2 sofort die sportliche Enttäuschung im Vordergrund. Spa war bis dahin sein wahrscheinlich stärkstes Wochenende gewesen. Auf seiner Unfallrunde hatte er in drei der ersten fünf Minisektoren absolute Bestzeit aufgestellt. Noch am Boxenfunk sagte er seinem Team: "Sorry, Boys, das hätte gut werden können. Ich habe euch im Stich gelassen. Mein Fehler."

Norris wurde nach dem Unfall ins Medical-Center an der Rennstrecke gebracht. Kurz darauf gab Teamchef Andreas Seidl im 'ORF' Entwarnung: "Wir haben Kontakt gehabt mit Lando, als er im Medical-Center war. Das Wichtigste ist, dass er grundsätzlich okay ist und auch wieder einigermaßen guter Stimmung. Trotzdem wird er jetzt noch einmal geröntgt. Er hat sich den Arm ein bisschen gehalten, nachdem er aus dem Auto gestiegen ist."

Worin lag die Dramatik in Q2?

Alle begannen die Session auf Intermediates. Mercedes entschied sich zunächst jedoch für die gebrauchte Variante - und musste diese gleich mal wechseln. Das warf Hamilton und Bottas aus dem Rhythmus, und lange Zeit fuhren die beiden außerhalb der Top 10. Erst mit ihrer allerletzten Runde schafften sie den Sprung auf P2/3 und damit sicher den Cut für Q3. Wäre am Ende von Q2 einer abgeflogen und hätte es eine gelbe oder gar rote Flagge gegeben, wären beide Mercedes ausgeschieden.

So schied letztendlich nur ein "Promi" aus, nämlich Charles Leclerc (Ferrari), der Spa-Sieger von 2019. Ihm fehlten 0,367 Sekunden auf den rettenden zehnten Platz von Ocon. Außerdem war in Q2 für Nicholas Latifi (Williams) Endstation, der zuvor souverän eine Runde weitergekommen war. Ebenfalls raus: Carlos Sainz (Ferrari), Alonso und Stroll.


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Warum begann Q1 mit Verspätung?

Eigentlich hätte es um 15:00 Uhr losgehen sollen. Doch FIA-Rennleiter Michael Masi gab die Session erst um 15:12 Uhr frei. Kurz vor dem Qualifying hatte der Regen in Spa zugenommen. Masi wartete den Höhepunkt des Regenschauers aus Sicherheitsgründen ab, bis der Regen ein wenig nachließ. Nach dem schweren Unfall am Freitag in der W-Serie, als es bei Eau Rouge einen Massencrash gab, eine Entscheidung der Vernunft.

Wer schied in Q1 aus und warum?

Zu Beginn von Q1 wagten es nur die beiden Williams, mit Intermediates auf die Strecke zu gehen. Prompt hatte George Russell fünf Sekunden Vorsprung auf Verstappen und acht auf den Rest der Welt. Aber rasch wechselten alle auf die immer besser werdenden Intermediates, und damit war der Reifenvorteil für Williams dahin.

Die Favoriten kamen letztendlich souverän weiter. Die Segel streichen mussten Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo), Yuki Tsunoda (AlphaTauri), Mick Schumacher (Haas), Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) und Nikita Masepin (Haas). Räikkönens knapper Kommentar am Boxenfunk: "Desaster!"

Giovinazzi fehlten letztendlich 0,482 Sekunden auf den Cut. Vor ihm lagen Alonso und Ungarn-Sensationssieger Ocon, die sich auf P14 und P15 für Q2 qualifizierten.

Wie schlug sich Mick Schumacher?

Regen stellt immer eine Chance auf eine Überraschung dar. Schumacher konnte zwar nicht ins Q2 einziehen. Aber seinem Teamkollegen brummte er bei schwierigen Bedingungen eine Sekunde Differenz auf. Dabei schaffte er auf seiner allerletzten Runde, als viele noch zulegen konnten, keine Zeitenverbesserung mehr. Q2 war aber mehr als zwei Sekunden entfernt und somit außer Reichweite.