• 10.06.2011 18:37

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

F1-Boom: 1,2 Milliarden Euro Preisgeld für die Teams?

Eine Untersuchung zeigt, dass sich die Geldströme in der Formel 1 verschieben und die Teams auf den zweiten Blick eine rosige Zukunft vor sich haben

(Motorsport-Total.com) - Obwohl im vergangenen Jahr zwei zusätzliche Rennen in den Formel-1-Kalender aufgenommen wurden und drei neue Teams hinzu stießen, gingen die Einnahmen des Sports laut 'Formula Money' um 6,2 Prozent auf 4,4 Milliarden Dollar (3 Milliarden Euro) zurück.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef), Ron Dennis

Bernie Ecclestone möchte sich möglichst wenig Butter vom Brot nehmen lassen

Der Rückgang wurde durch den Weggang von BMW und Toyota im Jahr 2009 ausgelöst, welche insgesamt ein Jahresbudget in Höhe von rund 746 Millionen Dollar (rund 508,5 Millionen Euro) hatten. Die beiden Hersteller investierten dabei selbst 425 Millionen Dollar (rund 289,7 Millionen Euro). Angeblich investierten die beiden Hersteller während ihrer fünf Jahre im Sport insgesamt 2,4 Milliarden Dollar (1,64 Milliarden Euro), bevor sie der Formel 1 den Rücken kehrten.

Sponsoren lösen Hersteller wieder ab

Die Investitionen der Formel-1-Teams gingen im vergangenen Jahr um gewaltige 45 Prozent auf 611 Millionen Dollar (416,5 Millionen Euro) zurück und waren damit nicht mehr an der Spitze der Einnahmenquellen der Formel 1 zu finden. Diese haben die Sponsoren der Teams eingenommen. Hier sind die Einnahmen lediglich um 12,4 Millionen Dollar (8,5 Millionen Euro) auf 758 Millionen Dollar (516,7 Millionen Euro) zurückgegangen.

Durch den Rückzug von BMW und Toyota aus der Formel 1 sind dem Sport direkt 16 Sponsoren verloren gegangen, darunter Panasonic, welche jedes Jahr 60 Millionen Dollar (40,9 Millionen Euro) an Toyota überwiesen. Die Auswirkungen dieses Verlustes wurden durch neue Sponsoren minimiert, welche von der neuen Teams unter Vertrag genommen wurden, die vergangenes Jahr in die Formel 1 eingestiegen waren - Lotus, Hispania und Virgin.

Andere etablierte Teams haben zudem neue Sponsoren hinzugewinnen können. Eines der größten ist das Softwareunternehmen Autonomy, welches mit Mercedes einen 8-Millionen-Dollar-Deal (5,5 Millionen Euro) abschloss. Der Broker 'XTB' lässt sich die Partnerschaft mit McLaren 5 Millionen Dollar (3,4 Millionen Euro) kosten. Durch die gestiegene Anzahl an Teams gingen die durchschnittlichen Einnahmen aus Sponsorings je Team von 77,1 Millionen Dollar (52,55 Millionen Euro) auf 63,2 Millionen Dollar (43,08 Millionen Euro) zurück.

Die Kluft zwischen "arm" und reich wird größer

Auch wenn das Sponsoring allgemein wieder zunimmt, schauen sich die Marken nach sicheren Werten um. Sie wollen sicherlich nicht, dass ihr Logo auf den Autos im Fernsehen wenig zu sehen ist, weil das Team am hinteren Ende des Feldes fährt. Dies hat dazu geführt, dass die Sponsoren zu den Teams mit der besten Leistung wechseln, was die Kluft zwischen den Reichen und den Armen vergrößert hat.

Ferrari hat die Nase vorn

Bemerkenswert ist, dass die Top-3-Teams im vergangenen Jahr zusammen mehr als die Hälfte der kompletten Sponsorings-Einnahmen aller Teams für sich verbuchen konnten. Noch überraschender ist, dass alleine Ferrari 32,5 Prozent der gesamten Ausgaben der Sponsoreneinnahmen aller Formel-1-Teams für sich verbuchen konnte.

Der 50-Millionen-Dollar-Deal (34,1 Millionen Euro) mit der spanischen Bank Santander ließ die Sponsoring-Einnahmen des Teams auf 246,5 Millionen Dollar (168 Millionen Euro) ansteigen - die größte Summe für ein Team in der Geschichte der Formel 1. Der Verlust des in Abu Dhabi beheimateten Sponsors 'Etihad and Mubadala' hat die Sponsorings von Ferrari in diesem Jahr um rund elf Prozent reduziert, aber man darf sich immer noch über das größte Sponsoringbudget aller Teams in der Formel 1 freuen.

Die Rennstrecken müssen blechen

Nach den Sponsorings und den Ausgaben der Teambesitzer ist die drittgrößte Einnahmequelle der Formel 1 nicht das Lizenzgeschäft der TV-Übertragungen, wie man erwarten könnte. Aus dem Lizenzgeschäft sollen im vergangenen Jahr 470 Millionen Dollar (320 Millionen Euro) in die Kassen geflossen sein, aber die Gebühren der Rennstrecken für die Austragungsrechte summierten sich auf insgesamt 568 Millionen Dollar (387 Millionen Euro). Durch die Rückkehr von Kanada und das Debüt in Südkorea sind 120 Millionen Dollar (81,8 Millionen Euro) hinzugekommen.

Die Gebühren für die Austragung eines Rennens steigen jährlich um zehn Prozent, und die Daten der 'Formula Money' zeigen, dass einer der größten Geldgeber - Abu Dhabi - 2016 geschätzte 87,7 Millionen Dollar (59,8 Millionen Euro) zahlen muss, wenn der aktuelle Vertrag endet.

Sollte man einen neuen Vertrag unterschreiben, ist es wahrscheinlich, dass man die erste Rennstrecke ist, die jährlich über 100 Millionen Dollar (68,2 Millionen Euro) bezahlen muss. Im vergangenen Jahr flossen insgesamt 410 Millionen Dollar (279,5 Millionen Euro) aus Staatskassen an die Formel 1, durch den Verkauf von Tickets kamen rund 467 Millionen Dollar (318,3 Millionen Euro) zusammen.

Die größte Quellen der verbleibenden 1,1 Milliarden Dollar (750 Millionen Euro) Einnahmen der Formel 1 sind die Streckenwerbung und der Paddock Club. Im vergangenen Jahr waren diese Einnahmen mit 423 Millionen Dollar (288,3 Millionen Euro) praktisch stabil, obwohl die Anzahl der Rennen zunahm.

Formel 1 hat selbst starke Sponsoren

Eine weitere signifikante Einnahmequelle stellten die offiziellen Partner der Formel dar. Neue Vereinbarungen mit dem Uhrenhersteller 'Hublot' und der Investmentbank 'UBS' führten dazu, dass die Einnahmen von den offiziellen Formel-1-Partnern auf 90,5 Millionen Dollar (61,7 Millionen Euro) zulegten. Damit erzielte die Formel 1 selbst mehr Einnahmen aus Sponsorings als alle Teams, mit der Ausnahme von Ferrari und McLaren.

Preisgeld als großer Streitfaktor

Neben den Einnahmen aus Sponsorings dürfen sich die Teams bei Erfolgen auch über Preisgeld freuen. Wenn der aktuelle Vertrag mit der Formel 1 Ende kommenden Jahres ausläuft, möchten die Teams durchsetzen, dass ihre Beteiligung an den Profiten des Sports von aktuell 50 Prozent auf rund 70 Prozent gesteigert wird.

Angesichts neuer Recherchen ist jedoch fraglich, ob dies wirklich notwendig ist. So hat die 'Formula Money' kalkuliert, dass das Preisgeld der Teams 2017 auf 1,8 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro) steigt, auch wenn die Beteiligung bei 50 Prozent bleiben sollte. Angesichts der Tatsache, dass die Teams im vergangenen Jahr insgesamt 658 Millionen Dollar (448,5 Millionen Euro) erhielten, würde dies eine große Steigerung darstellen, welche den steigenden Einnahmen der Formel 1 zu verdanken ist.

Die Prognosen zeigen, dass die Einnahmen der Formel 1 im Jahr 2017 rund 3,7 Milliarden Dollar (2,5 Milliarden Euro) erreichen werden - und sich damit im Vergleich zum vergangenen Jahr mehr als verdoppeln würden.

Die Formel 1 druckt weiter Geld

Die Kalkulationen basieren auf einem jährlichen Wachstum von 12,7 Prozent, was im Vergleich zu den Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre ziemlich konservativ ist. Vielmehr sollten die Einnahmen der Formel 1 in den kommenden paar Jahren exponentiell explodieren, da neue Rennen in den Kalender aufgenommen werden.

Das Hinzufügen neuer Rennen sorgt nicht im gleichen Maß für höhere Kosten wie gleichzeitig die Einnahmen steigen. Die Betriebskosten der Formel 1 bleiben relativ konstant - mit Ausnahme der Preisgelder für die Teams. Diese haben sich während den vergangenen fünf Jahren verdreifacht. 2006 betrugen sie gerade einmal 215,7 Millionen Dollar (147 Millionen Euro).

Dieser Sprung kam nicht nur durch die gestiegenen Einnahmen der Formel 1 zu Stande, sondern auch durch eine neue Vereinbarung, welche 2006 unterzeichnet wurde und den Anteil der Teams verdoppelte.

Preisgeld-Regen für die Teams

In fünf Jahren sollten die Preisgelder für die Teams auf 1,6 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro) anwachsen. Der Gewinner der Konstrukteursmeisterschaft würde dann 222 Millionen Dollar (151,3 Millionen Euro) Preisgeld abstauben. Diese Summe ist größer als das kumulierte Budget von sieben der aktuell zwölf Teams und steht im Vergleich zu 87 Millionen Dollar (59,3 Millionen Euro), welche Red Bull für den Gewinn der Meisterschaft 2010 kassierte.

Das könnte dazu führen, dass das Preisgeld das Sponsoring als größte Einnahmequelle für die Formel-1-Teams überholt. Allerdings bedeutet dies nicht, dass die Einnahmen der Teams im gleichen Maße gen Himmel schießen.

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat bereits gesagt, dass die Teams keinen größeren Anteil an Preisgeld erhalten werden, und dass eine Verzögerung bei den Verhandlungen zur Unterzeichnung eines neuen Vertrages dazu führen könnte, dass sie für dieses Privileg bezahlen müssten. Die ganze Angelegenheit könnte sich also für die Teams zu einer kostspieligen Zockerei entwickeln. Es wird interessant sein zu sehen, ob sie sich mit dem Spatz in der Hand statt mit der Taube auf dem Dach zufrieden geben.