Ex-Weltmeister Hill hat mit der Formel 1 abgeschlossen

2005 hat Damon Hill keinen einzigen Grand Prix gesehen, weil er an der kommerziell regierten Formel 1 der Automobilhersteller kein Interesse mehr hat

(Motorsport-Total.com) - Am 31. Oktober 1999 beendete Damon Hill mit einem Ausfall beim Grand Prix von Japan seine Formel-1-Karriere, die ihm drei Jahre zuvor sogar einen WM-Titel eingebracht hatte. Heute hat der Brite aber kein Benzin mehr im Blut: Weil es der Königsklasse des Motorsports seiner Meinung nach an Herz fehlt, hat er seiner früheren Leidenschaft den Rücken zugewendet.

Titel-Bild zur News: Damon Hill

Damon Hill hat schon lange keinen Grand Prix mehr im TV gesehen

"Ich kann nicht einmal sagen, wie die neuen Qualifying-Regeln aussehen - und, ganz ehrlich: Es interessiert mich nicht", erklärte Hill in einem Interview mit 'F1 Racing'. "Ich habe mich seit Jahren nicht mehr hingesetzt, um einen Grand Prix anzusehen. Ich denke nicht einmal mehr darüber nach. Die Gefühle, die ich früher in die Formel 1 investiert habe, sind weg. Das alles ist noch immer ein beeindruckendes Business, aber leider ein frustrierender Sport."#w1#

Wo sind die neuen Hunts, Bergers und Irvines?

Am meisten hadert der inzwischen 45-Jährige mit dem Einfluss der Automobilhersteller, die den Grand-Prix-Sport seiner Meinung nach sterilisiert haben. Typen wie James Hunt, Gerhard Berger oder Eddie Irvine sind Mangelware, PR-Seifenblasen hingegen stehen auf der Tagesordnung. Werke wie Mercedes, Renault oder Honda wünschen sich nämlich keine starken Charaktere, sondern in erster Linie kontrollierbare Marionetten, die ihr Team nicht öffentlich kritisieren.

Dabei sollte die Formel 1 laut Hill "zu ihrer Essenz" zurückkehren, nämlich zu dem Credo "Mann und Maschine: ein Team bestehend aus ein paar Jungs, die ein Auto bauen und damit an eine Rennstrecke gehen, und einen natürlich begabten Fahrer, der damit genau das macht, was er am besten kann. Das ist der wesentliche Kern", philosophierte er.

Rennfahrer werden als normale Arbeitnehmer dargestellt

Ayrton Senna

Gilt als ultimativer Formel-1-Held: Ayrton Senna, 1994 tödlich verunglückt Zoom

"Die Fans wollen einen Helden und ein Auto sehen, aber vor allem wollen sie, dass ihr Held in seinen eigenen Fähigkeiten aufgeht und das Rennfahren liebt. Heute wird das aber als ein ganz normaler Job dargestellt", kritisierte der 22-fache Grand-Prix-Sieger die Außenwirkung der Formel 1. "Da frage ich mich: Wo ist der Unterschied zwischen einem Kerl, der ein Renault-Formel-1-Auto fährt, und einem anderen, der Getränkehalter für Renault-PKWs entwirft?"

Interessanterweise stellte Hill in erster Linie die Automobilhersteller an den Pranger, während er beispielsweise die Tabakkonzerne - die sich ja früher oder später als Sponsoren zurückziehen müssen, weil Gesetze verhindern, dass sie ihre Produkte weiter bewerben dürfen - in Schutz nimmt. Seiner Meinung nach hätten 'Marlboro' und Co. nie etwas gegen große Typen, die sich kein Blatt vor den Mund nehmen, einzuwenden gehabt.

"Mohammed Ali", brachte er seine Einstellung mit einem Beispiel deutlich auf den Punkt, "war und ist der größte Sportler, den die Welt je gekannt hat - doch so brillant er auch gewesen sein mag: Jemand wie er wäre viel zu offen für die moderne Formel 1..."