Etappensieg für Force India: Richter sieht Fehler ein

Force India kämpft weiterhin um mehr Schadenersatz im Aerolab-Spionagefall - Caterham freigesprochen, aber FIA-Untersuchung noch im Gange

(Motorsport-Total.com) - Das gerichtliche Nachspiel rund um den Spionageskandal von 2009/10, als das damalige Lotus-Team (heute Caterham) mit einigen von Force India kopierten Komponenten unterwegs war, geht in die nächste Runde. Denn der Antrag von Force India, gegen das Urteil im Fall Aerolab Berufung einzulegen, wurde genehmigt.

Titel-Bild zur News: Erster Lotus-Prototyp

Der erste Lotus-Prototyp hatte Ähnlichkeit mit dem damaligen Force India

"Der Richter hat in seinem Urteil einen Fehler begangen", erklärt Force Indias stellvertretender Teamchef Robert Fernley gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Er hat festgestellt, dass der Vertrag im Juli beendet wurde. Sie haben aber noch im August und September Rechnungen ausgestellt, was bedeutet, dass der Vertrag gar nicht beendet sein konnte. Der Richter hat eingesehen, dass er einen Fehler gemacht hat, und das bedeutet, dass wir nun gegen dieses Element berufen können. Wenn das durchgeht, ist Schadenersatz der nächste Schritt."

Denn Fernleys Arbeitgeber wurden in erster Instanz nur 21.000 Britische Pfund (umgerechnet 26.700 Euro) Schadenersatz zugesprochen. Bezahlen musste diese Aerolab, also jenes italienische Unternehmen, in dessen Windkanal der 2010er-Lotus entwickelt wurde. Zuvor hatte jenen Windkanal in Italien auch Force India genutzt. Auf diesem Weg dürften Informationen von Force India den Weg zu Lotus gefunden haben.

Force India kämpft aber nur noch gegen Aerolab - Mike Gascoyne und Caterham wurden freigesprochen: "Der Richter hat Mike Gascoynes Story voll anerkannt", bestätigt Fernley. Dessen Team "wurde ebenfalls entlastet, obwohl Dateien von Aerolab an ihre Fabrik übermittelt wurden. Caterham argumentiert, dass sie dafür nicht verantwortlich sind, weil es von einer dritten Partei gemacht wurde."

Aber: "Meiner Meinung nach haben sie damit vielleicht eine Tür aufgestoßen, sodass man den Schluss ziehen könnte, dass sie kein Konstrukteur sind. Wenn sie kein Konstrukteur sind, haben sie aber auch keinen Anspruch mehr auf Säule eins und Säule zwei", wittert Fernley einen Verstoß gegen das Concorde-Agreement und damit einen möglichen Einnahmenverlust für Caterham. "Ich befürchte, sie haben in einem Zivilprozess eine Argumentation verfolgt, die ihnen in einem FIA-Verfahren auf den Kopf fallen könnte."

Tatsächlich hat Force India der FIA geschrieben, dass sie sich diese Sachlage ansehen möge, aber dieses Verfahren hat in den vergangenen Wochen noch keine Fahrt aufgenommen: "Im Moment gibt es keine Fortschritte, weil sie die unabhängigen Berichte von der Strafsache in Italien erhalten müssen. Dieser Prozess befindet sich im Gange, aber die italienischen Gerichte haben bei solchen Dinge keine Eile", kommentiert Fernley die FIA-Untersuchung.

"Der Grund, warum sie nicht unsere Daten verwenden können, ist, dass wir diese als Team beauftragt haben, genau wie auch Caterham im Fall ihrer Verteidigung", fährt er fort. "Die Berichte der Aerodynamik- und IT-Experten für das Gericht in Bologna sind hingegen völlig unabhängig. Das Gericht in Bologna hat der FIA die Erlaubnis erteilt, die Berichte intern zu verwenden, aber nicht auf umfangreicher Basis für eine Untersuchung, bis das Gericht das erlaubt."


Fotos: Force India, Großer Preis von Großbritannien