Erster Triumph für Alonso in Ungarn

Souverän hat Fernando Alonso in Budapest seinen ersten Grand Prix gewonnen, während die WM noch mehr an Spannung gewann

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn der diesjährige Grand Prix von Ungarn erwartungsgemäß nicht zum erhofften Thriller auf der Rennstrecke wurde, hätte man sich im Endeffekt kaum mehr wünschen können: Fernando Alonso fuhr für Renault seinen geschichtsträchtigen ersten Sieg ein, während die drei WM-Kandidaten sogar noch enger zusammengerückt sind.

Titel-Bild zur News: Start in Ungarn 2003

Alonso vor Webber am Start – eine frühe Vorentscheidung in Ungarn…

Die Vorentscheidung fiel schon am Start, den Alonso dank seiner perfekten Launch-Control problemlos für sich entscheiden konnte. Dahinter war aber viel los: Die beiden BMW-Williams-Piloten kamen mäßig weg und verloren in der ersten Kurve zusätzlich an Boden, Ralf Schumacher drehte sich sogar auf der schmutzigen Fahrbahnseite und fiel weit zurück. Sein Bruder Michael erwischte das Losfahren nicht optimal, konnte den verlorenen Boden aber gleich wieder wettmachen.

Alonso anfangs um zwei Sekunden pro Runde schneller

Aus der ersten Runde kam Alonso mit einem Vorsprung von 1,9 Sekunden auf Mark Webber (Jaguar-Cosworth) zurück, dahinter reihten sich Rubens Barrichello (Ferrari), Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes), Jarno Trulli (Renault), David Coulthard (McLaren-Mercedes), Michael Schumacher (Ferrari), Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams), Nick Heidfeld (Sauber-Petronas) und Jacques Villeneuve (BAR-Honda) in den Top 10 ein.

Für das erste Highlight des Rennens sorgte im dritten Umlauf Rubens Barrichello mit einem Überholversuch gegen Webber vor der Schikane, der Brasilianer verpasste dabei aber den Bremspunkt, musste abkürzen und laut Reglement den Jaguar-Piloten wieder passieren lassen. Dabei schlüpften allerdings auch Räikkönen und Trulli durch, die sich an Webber in der Folge ebenfalls ? trotz klar schnellerer Pace ? die Zähne ausbissen.

Webber hielt das Feld auf, entschied so das Rennen mit

Überhaupt spielte der Australier an zweiter Stelle liegend eine rennentscheidende Rolle, weil Alonso so seine Führung im ersten Stint mühelos auf über 20 Sekunden ausbauen konnte. Im Verfolgerfeld gab es keine ernsthaften Duelle, nur Montoya übte Druck auf den vor ihm fahrenden Schumacher aus. Weiter hinten begann indes Ralf Schumacher seine Aufholjagd ? der Reihe nach ging er an Wilson (Jaguar-Cosworth), Villeneuve und Heidfeld vorbei und fand Anschluss an seinen Teamkollegen.

Wilson und Verstappen eröffneten dann in der 13. Runde die Serie der ersten Boxenstopps, nur einen Umlauf später kam auch Alonso rein. Mark Webber war ebenfalls unter den ersten Fahrern, die Sprit nachfüllen lassen mussten, und büßte dadurch eine Position gegen Räikkönen ein. Gewinner dieser Phase war Montoya, der Schumacher überholen und seinen zuvor aufholenden Teamkollegen hinter sich halten konnte.

In der 20. Runde dann eine Schrecksekunde: Bei der Anfahrt zur ersten Kurve brach bei Barrichello links hinten die Radaufhängung, wodurch er seinen Ferrari außer Kontrolle verlor ? ähnlich wie Schumacher bei seinem bösen Unfall 1999 in Silverstone. Zum Glück blieb der Brasilianer unverletzt, seine WM-Chancen sind damit aber endgültig dahin. Der hinter ihm fahrende Montoya konnte rechtzeitig ausweichen und machte sich anschließend auf die Verfolgung von Trulli.

Unglücklicher Boxenstopp bei Michael Schumacher

Ab Runde 30 begann es dann gegen Michael Schumacher zu laufen, der beim Überrunden von Baumgartner (Jordan-Ford) in der ersten Kurve von seinem Bruder überrascht wurde. Beim zweiten Stopp starb dem Weltmeister dann auch noch der Motor ab, wodurch er die eine oder andere Sekunde verlor, und auch im letzten Stint konnte er trotz eines vorgezogenen Stopps nicht mehr an Trulli vorbeigehen. Platz acht war damit heute für ihn das Höchste der Gefühle.

Alonso und Räikkönen fuhren in der zweiten Rennhälfte ungefährdet mit einem 20-Sekunden-Puffer dazwischen den Positionen eins und zwei entgegen, während Webber seinen möglichen Podestplatz aufgrund von fehlender Pace nicht halten konnte. Nutznießer dieser Situation war Montoya, der trotz eines unnötigen Drehers in der Schlussphase Ralf Schumacher hinter sich lassen konnte und Platz drei rettete. Webber wurde schlussendlich nur Sechster.

Ein unauffälliges, aber sehr cleveres Rennen legte David Coulthard hin: Ursprünglich auf drei Stopps gepolt, fuhr er einen langen zweiten Stint, was ihm ermöglichte, auf zwei Stopps umzustellen. Nach dem letzten Service hatte er dann auch noch das Glück, hinter Trulli, aber hauchdünn vor Michael Schumacher auf die Strecke zu kommen, und in der Folge musste er nur noch durchfahren. Trulli und Schumacher nahmen die restlichen beiden Punkte mit.

Heidfeld knapp an den Punkten vorbeigeschrammt

Pech hatte das Sauber-Team: Nick Heidfeld wartete am Ende vergeblich auf einen Ausfall eines Top-Fahrers und musste mit dem verhassten neunten Platz Vorlieb nehmen, während Heinz-Harald Frentzen nach ähnlich starker Vorstellung mit Defekt ausrollte. Weitere Ausfälle: Wilson (Motor), Lokalmatador Baumgartner nach fehlerloser Premiere mit Motorschaden, Panis (Toyota/Defekt), Fisichella (Jordan-Ford/Motor) und Villeneuve, der in der Boxengasse stehen blieb.

Der nie gefährdete Alonso-Sieg war in vielerlei Hinsicht geschichtsträchtig: Für den 22-jährigen Spanier war es das Debüt ganz oben auf dem Podium, außerdem hat er den ersten Formel-1-Erfolg für sein Land und den ersten seit dem Comeback von Renault für den französischen Automobilhersteller eingefahren. Darüber hinaus war kein Fahrer beim Premierentriumph jünger ? entsprechend groß die Freude beim Helden des Tages und bei seinem Team.

Auch die Weltmeisterschaft hat durch das Resultat noch mehr an Spannung gewonnen, denn die drei Spitzenreiter sind nun nur noch um Haaresbreite getrennt: Schumacher führt bei drei ausstehenden Rennen mit 72 Zählern vor Montoya (71) und Räikkönen (70). Alonso ist nun mit 54 Punkten starker Fünfter. Im Markenpokal hat indes wieder BMW-Williams die Spitze übernommen ? acht Punkte vor Ferrari, 14 vor McLaren-Mercedes.