• 03.12.2005 10:38

Erster Test des Winters 2005/06 für Toyota beendet

Das Toyota-Team reiste gestern wegen des Regens schon zu Mittag aus Barcelona ab - Sammeln von Erfahrungen zunächst im Vordergrund

(Motorsport-Total.com) - Als einziges Team schickte Toyota zu den Testfahrten diese Woche in Barcelona in Form des TF106 bereits ein völlig neues Fahrzeug, welches zu 100 Prozent dem neuen Reglement entspricht. Ausgestattet mit dem Vorderachs- und Radaufhängungskonzept des TF105B und dem V8-Motor war es zunächst am wichtigsten, einige Basisdaten zu sammeln.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher machte am Donnerstag und Freitag Bekanntschaft mit dem TF106

Gestern war es "schlicht und einfach zu nass, um sinnvoll zu arbeiten", so Ralf Schumacher. Und: "Manchmal kann man dann wenigstens Regenreifen testen, aber heute stand zu viel Wasser auf dem Asphalt. Die Gefahr von Aquaplaning war sehr hoch, also trafen wir eine vernünftige Entscheidung und beendeten unser Programm früher als geplant", erklärte er. Soll heißen: Der Deutsche drehte nur eine einzige Installationsrunde, ehe er wieder an die Garage zurückrollte.#w1#

Schumacher wäre gerne etwas länger gefahren

"Ich hatte auf zwei volle Testtage mit dem neuen Auto und den Bridgestone-Reifen gehofft, aber wegen des Wetters war es nicht möglich. Trotzdem bekam ich am Donnerstag einen positiven Eindruck vom Auto", fuhr der 30-Jährige fort. "Es ist gut, mit dem Paket früh dran zu sein, und wir werden es bis zum ersten Rennen in Bahrain noch weiterentwickeln. Ich bin beeindruckt von der Organisation des Teams und vom TF106. Wir haben ein intensives Wintertestprogramm geplant und werden nächste Woche in Jerez weiter dazulernen."

Teamkollege Ricardo Zonta meinte, dass es "nicht viel zu sagen" gäbe: "Wir haben elektrische Checks durchgeführt und drehten dann noch eine Schnupperrunde, um zu sehen, ob die Bedingungen nicht vielleicht doch noch besser werden, aber es war nicht möglich, weiter zu testen. Wir hätten gerne Regenreifen ausprobiert, aber es stand so viel Regen auf der Strecke, dass man nicht einmal auf den Geraden Vollgas geben konnte."

Zonta mit einem "positiven Gefühl im Bauch"

"Man kann sich zu dieser Zeit des Jahres sowieso nicht auf das Wetter verlassen", fügte der Brasilianer an, "aber ich denke, dass wir an den ersten drei Testtagen schon genug gelernt haben. Jedenfalls verlasse ich diesen Test mit einem sehr positiven Gefühl im Bauch. Wir konnten nicht nur unsere Simulationsarbeit mit den Bridgestone-Reifen bestätigen, sondern auch bereits ein paar verschiedene Gummimischungen ausprobieren."

Über "zu viel Regen" beschwerte sich am letzten Tag auch Chefingenieur Dieter Gass: "Wenn man nicht einmal auf den Geraden voll fahren kann, ist das Risiko eines Unfalls einfach zu hoch. Der Grund, weshalb wir Strecken künstlich bewässern, ist, dass man die Tests dann in einem kontrollierten Umfeld durchführen kann, mit gleichen Bedingungen bei jedem Run. Bei natürlich Regen sind die Bedingungen nie identisch, weshalb es sehr schwierig ist, Vergleiche anzustellen. Bei den Rennen muss man sich mit den Bedingungen abfinden, wie sie kommen, aber bei einem Test will man konstante Bedingungen", sagte der Deutsche.

"Insgesamt war dieser Test sehr gut. Wir haben einiges an Arbeit mit den Bridgestone-Reifen erledigt, müssen uns aber noch besser daran gewöhnen. Da steht uns noch ein ordentliches Testprogramm ins Haus", gab er zu. Aber: "Es gab auch positive Überraschungen: Zum Beispiel hatten wir keine wesentlichen Schwierigkeiten mit dem neuen Auto, was sehr wichtig ist, und die Performance sah viel versprechend aus."

Vasselons große Stunde hat nun geschlagen

Eine der Schlüsselfiguren bei Toyota ist momentan übrigens Pascal Vasselon, bis März 2005 bei Michelin verantwortlich für das Formel-1-Programm. Der Radaufhängungsspezialist, dessen Input für die Entwicklung der TF105B-Vorderachse ausschlaggebend war, soll sein Wissen als Reifeningenieur angesichts des Wechsels zu Bridgestone nun vermehrt einbringen. Sein Know-how könnte Toyota einen entscheidenden Vorteil verschaffen.

"Wir mussten sicherstellen, in Sachen Gewichtsverteilung und Anpressdruck ausgewogen zu bleiben", verriet er über den TF106. "Einer der Schlüsselfaktoren ist, die Bodenhöhe richtig abzuschätzen und die unausweichlichen Unterschiede in Steifheit und Abweichung in Betracht zu ziehen. Wir können das abschätzen und ein Modell erstellen, sodass wir dann, wenn wir die Reifen aufziehen, sehen, ob die Bedingungen akzeptabel sind. Noch ist es aber zu früh für eine Einschätzung, denn wir haben die Bridgestone-Reifen nur bei kalten und nicht repräsentativen Bedingungen gesehen."

Weihnachtstestpause ist Marmorini ein Dorn im Auge

"Bei den Tests im Januar und Februar können wir motorenseitig nicht mehr für Bahrain reagieren." Luca Marmorini

Abschließend äußerte sich auch noch Motorenchef Luca Marmorini: "Wir haben viel gelernt und einiges verifiziert, was wir in der Fabrik herausgefunden haben. Der nächste Test ist nur ein paar Tage entfernt, aber er ist umso wichtiger, als danach schon die Weihnachtspause bevorsteht. Dann müssen wir die Motorenteile mit langer Produktionsdauer bereits definieren, damit sie zum ersten Rennen in Bahrain fertig werden. Bei den Tests im Januar und Februar können wir motorenseitig nicht mehr für Bahrain reagieren, also will man im jetzigen Stadium eigentlich keine Testtage verschenken", so der Italiener.

Und weiter: "Wir analysieren noch immer das Problem mit Ralfs Motor am Donnerstag, aber es ist jedenfalls nichts Ernstes, denn der Motor hatte bereits 900 Kilometer auf dem Buckel. In Sachen Leistung und Haltbarkeit haben uns alle drei Fahrer sehr positives Feedback gegeben. Wir könnten mit diesem Paket bereits Rennen fahren. Natürlich arbeiten wir noch an Verbesserungen des Motors, und - ohne dabei zu hohe Risiken eingehen zu wollen - diese wollen wir auch umsetzen", sagte er weiter.