• 16.04.2009 17:05

  • von Roman Wittemeier / SID

Erste Risse in der FOTA-Front

Das Diffusorurteil des FIA-Berufungsgerichts hat Max Mosley perfekt in die Karten gespielt: Die Teamvereinigung FOTA wackelt

(Motorsport-Total.com/SID) - Auf dem Weg zu Sparmaßnahmen und einigen neuen Vorschlägen zur Verbesserung der Show in der Formel 1 war die Teamvereingung FOTA zu Beginn ein willkommenes Vergnügen für alle. Doch als sich herausstellte, dass die Teams plötzlich tatsächlich auch in kritischen Situationen mit einer Stimme sprechen können, bekam es FIA-Chef Max Mosley langsam mit der Angst. Die FOTA ist dem Briten ein Dorn im Auge.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore (Teamchef), Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor)

Müssen neue Diffusoren nachrüsten lassen: Mario Theissen udn Flavio Briatore

Da kam dem FIA-Chef der Urteilsspruch des Berufungsgerichts bezüglich der Diffusoren am Donnerstag gerade recht. Die Richter bestätigten die Meinung der Rennstewards und erklärten die Doppeldeckerdiffusoren von Brawn, Toyota und Williams endgültig für legal. Unter anderem schauen die Herstellerteams von Ferrari, Renault, McLaren-Mercedes und das BMW Sauber F1 Team nun in die Röhre. Sie müssen aufholen und zwar schnell.#w1#

FOTA-Aussprache nach dem Bahrain-Rennen

Max Mosley wird den Moment der Urteilsverkündung genossen haben, denn nun gibt es erste Risse im sonst so festen FOTA-Gefüge. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali äußerte, dass "viele das Gefühl hatten, dass die Entscheidung schon vorher feststand". Außerdem erklärte der Italiener, dass es innerhalb der FOTA nun "dringenden Klärungsbedarf" gebe. Die Teams wollen sich nach dem Grand Prix in Bahrain zu einem Meeting zusammenfinden.

"Es ist ein echter Test für die FOTA", erklärte Domenicali weiter. "Wir haben bisher unser Arbeit an den Vorschlägen für die Zukunft der Formel 1 immer gut vom Tagesgeschäft an der Rennstrecke trennen können." Anders ausgedrückt: Domenicali fürchtet, dass die Rivalen der Rennbahn nun auch abseits der Pisten wieder getrennte Wege gehen könnten.

¿pbvin|512|1434||0pb¿"Ich möchte FOTA-Dinge lieber zunächst innerhalb der FOTA besprechen", wiegelte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen ab. "Wir müssen irgendwie mit der Entwicklung Schritt halten. Der beste Weg zur Kostenreduzierung sind unumstrittene und stabile Regeln. Daher habe ich mit der Öffnung dieser Grauzone etwas Probleme." Natürlich ist eine nachträgliche Entwicklung eines neuen Diffusors mit Kosten verbunden - wie bei allen anderen Neuteilen auch.

"Es tut sich nun ein großer neuer Bereich auf, in welchem man viele Fortschritte erzielen kann. Es dauert ein bis zwei Saisons, um das ganze Potenzial auszuschöpfen", erklärte Theissen weiter. Unterdessen kritisiert die Konkurrenz Ross Brawn heftig und will dem dominanten Formel-1-Team nach dem Diffusorurteil jetzt offenbar den Geldhahn zudrehen. Renault-Teamboss Flavio Briatore ließ vor dem Großen Preis von China am Sonntag durchblicken, dass sich Brawn nicht an Absprachen unter den Formel-1-Teams gehalten habe, den Diffusor nicht einzusetzen.

Wird Brawn der Geldhahn zugedreht?

"Die WM ist entschieden. Brawn fährt mit einem Auto, das uns verboten wurde", sagte Briatore in Shanghai: "Es ist schon seltsam, dass Weltmeister wie McLaren-Mercedes, Ferrari, Renault oder auch das BMW Sauber F1 Team hinterherfahren." Er werde sich dafür einsetzen, dass das durch Jenson Button in den ersten beiden Rennen siegreiche Team von Brawn von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone als neuer Rennstall und nicht als Nachfolger von Honda eingestuft werde.

Dadurch könnten dem WM-Spitzenreiter geschätzte 30 Millionen Dollar aus dem Formel-1-Vermarktungstopf verloren gehen. Zuletzt hatte die Teamvereinigung FOTA noch das Vorhaben von Brawn unterstützt, die komplette Geldsumme zu bekommen. Theissen kündigte an, dass im kommenden Meeting der FOTA noch einmal über die Themen Brawn und Geld gesprochen werde. "Das Thema Diffusor war schon vor der Saison
allen Teams bekannt, das hat keineswegs einer verschlafen. Die meisten Teams hatten halt ein anderes Verständnis der Regeln", sagte Theissen.


Fotos: Großer Preis von China, Pre-Events


Jetzt müssten alle Teams bis auf die bereits mit einem Diffusor ausgestatteten Brawn, Toyota und Williams mit Millionenaufwand nachrüsten. Theissen: "Das ist mit dem von der FIA angestrebten Ziel, Geld zu sparen, sicher nicht zu vereinbaren." McLaren-Mercedes und Force India wollen den Diffusor angeblich schon am Sonntag in Shanhai einsetzen. Andere Topteams wie Ferrari oder auch das BMW Sauber F1 Team hoffen, beim Europa-Auftakt am 10. Mai in Barcelona mit dem neuen Bauteil aufwarten zu können.

Ob sie allerdings den Rückstand zu Brawn aufholen können, ist laut Nick Heidfeld ungewiss: "Das war die Entscheidung des Jahres, die die WM mitentscheidet. Für einige ist der WM-Zug abgefahren." Dazu gehöre laut Williams-Pilot Nico Rosberg auch McLaren-Mercedes mit Weltmeister Lewis Hamilton.