Entwicklungswerkzeug der Zukunft: CFD
"Computational fluid dynamics": Auf der Suche nach Tausendstelsekunden setzt Renault jetzt auf diese Technologie - Lesen Sie hier, was sich dahinter verbirgt
(Motorsport-Total.com) - Bereits im vergangenen Sommer hat das Renault Team angekündigt, ein neues "Excellence Center" in Betrieb nehmen zu wollen. Jetzt ist es soweit: In einem hermetisch abgeriegelten Hochsicherheitsbereich kommt schon bald die CFD-Technologie erstmals zum Einsatz. Mit ihr lässt sich nicht nur das natürliche Strömungsverhalten der Formel 1-Boliden des Weltmeisters von 2005 und 2006 verbessern, sie kann auch für die Serienmodelle der Renault Nissan Allianz gewinnbringend angewendet werden.

© Renault
Renault setzt in der Entwicklung nun auch auf die hochmoderne CFD-Technologie
Hinter CFD verbirgt sich der englische Fachbegriff "Computational fluid dynamics", was nichts anderes bedeutet als die computerunterstützte Analyse des Strömungsverhalten von Objekten - eine Technologie, die sich in den vergangenen Jahren explosionsartig in der Formel 1 verbreitet hat. Dank immer schnellerer Rechenprozessoren und immer ausgereifterer Computer-Programme können die Renault-Ingenieure die Wechselwirkungen zwischen Auto und Fahrtwind noch exakter simulieren, beschreiben und darstellen. Das hochmoderne System findet seine bevorzugten Einsatzgebiete in der Karosserie-Optimierung und Entwicklung neuer Aerodynamik-Teile. Aber es bieten sich noch viel umfangreichere Anwendungsmöglichkeiten an bis hin zur Berechnung der dynamischen Eigenschaften von Abgasen und Strömungen im Ansaugtrakt - um nur ein Beispiel zu nennen.#w1#
Die Ingenieure in Enstone haben sich intensiv mit diesem neuen Entwicklungswerkzeug auseinandergesetzt und sich letztendlich dazu entschlossen, auf die CFD-Technologie statt auf noch größere Windkanal-Kapazität zu setzen. "Viele unserer Konkurrenten investieren immens in weitere Windtunnel. Wir aber haben uns die Frage gestellt, welcher Weg der für uns beste ist", erklärt Bob Bell, Technischer Direktor bei Renault. "Was bringt es uns, Zigmillionen in ein solches Projekt zu stecken, wenn uns eine neue Technologie wie CFD bessere Ergebnisse für den halben Preis liefert?"
Herzstück ist ein Großcomputer
Eine Überlegung, die letztendlich den Ausschlag gab für die Verwirklichung des ehrgeizigen Projekts. Das Herzstück des "Excellence Centers" besteht aus einem enorm leistungsfähigen Großcomputer, der weltweit zu den 50 modernsten Anlagen seiner Art gehört. Auch wenn Renault die Kapazität dieses Moduls aktuell noch gar nicht voll ausnutzen kann: Derzeit entwickelt der Autohersteller neue Arbeitsmethoden, speziell abgestimmte Software, das entsprechende Ingenieurswissen und passende Anwendungen, um mit diesem Bauteile schon bald wichtige Weichen für die Zukunft zu stellen.
Bereits seit einigen Jahren arbeiten die Aerodynamiker des Formel 1-Teams und der Serienentwicklung eng und vertrauensvoll zusammen. Das CFD-Projekt ist ein weiteres Gebiet, in dem beide Teilbereiche zugunsten der gesamten Renault Gruppe eng koopieren. Von dem beispiellosen Knowhow, das in Enstone gesammelt wird, werden künftig alle Fahrzeuge der Renault Nissan Allianz profitieren.
Lohnende Synergien zwischen CFD und dem Windkanal
Der Erfolg der in Enstone entwickelten CFD-Technologie wird durch die enge Verknüpfung mit der Windkanal-Forschung des Renault F1 Teams zusätzlich multipliziert. Dabei waren die Aerodynamik-Simulationen anfänglich als reine Ergänzung zur klassischen Windkanalarbeit gedacht. Sie sollten helfen, bereits im Vorfeld viel versprechende Entwicklungen von weniger hoffnungsvollen zu unterscheiden, um die Kapazität des Riesenventilators effizienter nutzen zu können. Tatsächlich entpuppte sich CFD jedoch als viel leistungsfähiger - bis hin zur komplexen Simulation reeller Streckenbedingungen in einer zuvor so nicht gekannten Detailgenauigkeit. In Kombination mit dem kompetenten Zulieferer-Netzwerk von Renault erhält die Aerodynamik-Forschung eine Präzision, die Grenzen überwindet und in neue Bereiche der Wissenschaft vordringt.
Renault hofft, das CFD-Kompetenzzentrum bis spätestens Mitte 2008 in Betrieb nehmen zu können. Damit käme diese neue Technologie bereits bei der Entwicklung des Renault R29 für 2009 zum Einsatz - also rechtzeitig vor dem Inkrafttreten des neuen, grundlegend veränderten Aerodynamik-Reglements. Kurz gesagt: Für das Renault Team hat die Zukunft bereits heute begonnen.


