Emanzipierter Hamilton: Eigene Fehler statt Fremdsteuerung

Lewis Hamilton möchte seine eigenen Entscheidungen treffen und hat sich deswegen von McLaren und seinem Vater losgesagt - Respekt vor Vettel, Trauer um Nicole

(Motorsport-Total.com) - Als McLaren den jungen Lewis Hamilton vor vielen Jahren unter seine Fittiche nahm, war der Karriereweg des talentierten Briten fast vorgezeichnet. Hamilton brauchte sich um fast nichts mehr zu kümmern, außer seinen Rennwagen schnellstmöglich ins Ziel zu bekommen - die Karriereentscheidungen haben ihm andere abgenommen. Nach 14 Jahren im McLaren-Programm emanzipierte sich Hamilton dann aber und entschied sich eigenmächtig für einen Wechsel zu Mercedes.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Der doppelte Hamilton: Freude über neue Freiheit, Trauer um die Liebesbeziehung Zoom

Von vielen Seiten wurde die Entscheidung kritisiert. Des Geldes wegen soll sie getroffen worden sein, die Karriere sollte von nun an den Bach runter gehen, sportlich sollte es ein großer Rückschritt werden - doch bisher fuhr Mercedes der silbernen Konkurrenz von McLaren davon. "Es fühlt sich großartig an", erzählt Hamilton gegenüber 'Sky Sports F1'. Er fühlt sich besonders stolz über seine Entscheidung, weil er nun seine eigenen Fehler machen kann.

"Als ich jünger war, wurden viele meiner Entscheidungen von meinem Dad kontrolliert oder stark beeinflusst. Ich wollte wirklich meinen eigenen Mann stehen und meine eigenen Entscheidungen treffen, und diese Entscheidungen auch richtig treffen, weil mein Dad immer Recht hat und ich in der Hinsicht einfach so sein will wie er", erklärt der 28-Jährige die Hintergründe seines Wechsels. Er habe sehr viel darüber nachdenken müssen, was er mit seinem Leben und seiner Karriere anfangen will - und sich dann für einen Neubeginn entschieden.

Hamilton & Mercedes: Wenn es im Kopf "klick" macht

"Eines Tages war ich mir so sehr im Klaren darüber und habe es einfach gemacht. Ich fühle, ich habe es aus dem richtigen Gründen gemacht, selbst wenn wir zu Beginn ein paar Probleme haben würden. Ich erinnere mich in Colorado zu sitzen und auf die Berge zu schauen. In dem Moment habe ich mir gedacht: 'Jeez, wohin habe ich mich nur gebracht? Das wird so eine harte Herausforderung.' Ich habe auch daran gedacht, dass ich gerade ein unglaubliches Auto habe, was in diesem Jahr noch besser wird - und alles, worauf ich hingearbeitet habe, wird Perez haben."

Doch alles, was Perez derzeit hat, sind ein ausbaufähiger MP4-28 und 16 Punkte auf dem Konto. Hamilton steht derweil bei 99 Zählern, doch einen Sieg konnte er im Gegensatz zu seinem Teamkollegen noch nicht einfahren. "Es ist ein mentales Spiel", sagt er, macht sich aber noch keine Sorgen um seinen Lauf, in jedem Jahr mindestens einen Sieg eingefahren zu haben. "Es kommen noch elf Rennen, und ich weiß, dass ich ein Auto habe, dass mit den anderen Jungs mithalten kann."


Fotos: Rosberg/Hamilton im Mercedes-Werk


Besonders Sebastian Vettel und Red Bull gelten derzeit als das zu schlagende Team. Der Heppenheimer stellte in den vergangenen Jahren den Maßstab, erfährt aber von vielen Seiten keine Anerkennung dafür. Oft ist auch davon zu lesen, der Deutsche sei überschätzt, was Hamilton aber nicht so stehen lassen will. "Ich weiß nicht, ob überschätzt das Wort ist, das ich benutzen würde. Ich sehe seine Runden und wie er performt - er ist offensichtlich ein unglaublich besonderer Fahrer", zollt der 28-Jährige dem Dauerrivalen Respekt.

Private Trennung darf Beruf nicht beeinflussen

"Was er in den vergangenen Jahren erreicht hat, ist einfach phänomenal", sagt Hamilton, weiß aber auch, dass der Red Bull die größte Stärke des Heppenheimers ist. "Als ich die Onboard-Aufnahmen des Red Bulls in den vergangenen Jahren angeschaut habe, habe ich mir gedacht: 'Jeez, ich wünschte, ich könnte so etwas fahren.' Aber je älter ich werde, und je mehr ich gegen ihn fahre, desto mehr Respekt habe ich vor ihm."

Am Sonntag auf dem Nürburgring hatte Hamilton sportlich einen schweren Stand gegen den Heppenheimer, und auch privat läuft es nach der erneuten Trennung von Nicole Scherzinger nicht gerade rund. Doch davon sollte er sich im Cockpit nicht beeinflussen lassen, auch wenn es schwer fällt. "Ich finde es hart, gegen meine Gefühle anzukämpfen", erzählt der Brite. "Ich versuche mein Bestes, positiv zu sein, aber ich mache im Moment eine wirklich, wirklich harte Zeit durch."

Lewis Hamilton

Ein Bild aus glücklicheren Tagen: Nicole Scherzinger feiert mit ihrem (Ex-)Freund Zoom

"Ich habe jemand ganz, ganz Besonderen in meinem Leben verloren. Meine Welt ist auf den Kopf gestellt, aber ich habe einen Job...", weiß der Ex-Weltmeister, dass er sich davon nicht zu sehr ablenken lassen darf. "Ich muss mein Team motivieren, und wenn ich mit gesenktem Kopf und negativer Energie ankomme, die sich auf alle Mechaniker überträgt...das würde ich niemals wollen. Ich versuche mich wirklich zusammenzureißen und meinen Kopf oben zu halten, aber es fällt mir wirklich schwer."