Eiszeit-Stimmung in der PK: Hamilton wortkarg, aber mit Plan

Lewis Hamilton gibt sich in der Pressekonferenz nach dem durch Nico Rosberg vermiesten Qualifying wortkarg und will sich ein Beispiel an Ayrton Senna nehmen

(Motorsport-Total.com) - Das Mirabeau-Manöver von Nico Rosberg und die damit verlorene Chance für Lewis Hamilton, seinem Mercedes-Teamkollegen die Monaco-Pole zu entreißen, ist im Formel-1-Fahrerlager das Gesprächsthema des Samstags - und wahrscheinlich auch noch ein paar Tage länger.

Als Rosberg im Parc-Ferme jubelnd aus seinem Silberpfeil stieg, wurde er - anders als sonst unter den beiden Mercedes-Teamkollegen üblich - von Hamilton keines Blickes gewürdigt. Zu angefressen war der Brite, nachdem ihm der Deutsche mit seinem an Michael Schumachers Rascasse-Manöver von vor acht Jahren erinnernden Mirabeau-Manöver die Laune gründlich verdorben hatte.

Als Rosberg zum obligatorischen Wiegen gehen wollte, sah er, dass sich Hamilton gerade in der dafür hergerichteten Box befand. So beschloss der Deutsche, zunächst noch einmal nach draußen zu gehen, um einer Konfrontation mit dem geladenen Briten aus dem Weg zu gehen. Erst nachdem Hamilton seine Wiegeprozedur abgeschlossen hatte, ging Rosberg hinein.

Wenige Sekunden später beim offiziellen Foto der Top 3 des Qualifyings wiederholte sich das Verhalten der Mercedes-Piloten. Hamilton stand schon bereit. Weil aber der Drittplatzierte Daniel Ricciardo (Red Bull) noch nicht da war, entschied sich Rosberg, statt schon einmal neben seinem Teamkollegen Aufstellung zu nehmen, erst mal seine Sponsorenkappe abzuholen. Auch beim Top3-Foto selbst würdigten sich die beiden Mercedes-Piloten keines Blickes - von einem Handschlag ganz zu schweigen.


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Monaco, Samstag


In der anschließenden Pressekonferenz bedauerte Rosberg, dass er Hamilton im übertragenen Sinne an den Karren gefahren war, freute sich aber unterm Strich mehr über seine zweite Monaco-Pole hintereinander. Hamilton gab sich schon während der ersten Minuten der Pressekonferenz, als die Fernsehstationen allesamt auf Sendung waren, ausgesprochen wortkarg.

Bei der anschließenden Fragerunde der im Media-Center versammelten Journalisten ging dieses Spiel weiter. Hier der Ablauf der Pressekonferenz nachdem sich die TV-Stationen ausgeklinkt hatten. Das Beenden der Übertragung ist übrigens ein völlig normales Vorgehen, nachdem die Top 3 ihre ersten Statements von sich gegeben haben.

Hamilton auch vor den Journalisten wortkarg

Frage: "Nico, es gibt natürlich nur ein echtes Gesprächsthema. Erzähl uns bitte im Detail: Was ist bei der Anfahrt zur Mirabeau-Kurve passiert?"
Nico Rosberg: "Ich habe mich verbremst. Ich denke, es war das kurvenäußere Vorderrad. Oder es war das kurveninnere Vorderrrad. Ich bin mir nicht sicher. Jedenfalls kam ich dadurch von der Linie ab. Ich habe noch versucht, die Kurve zu kriegen, aber im letzten Moment musste ich die Lenkung aufmachen, denn sonst wäre ich in die Reifenstapel gekracht. Es war knapp, aber es ist gelang mir, den Notausgang zu erwischen."

Frage: "Was ging dir auf dieser letzten Runde durch den Kopf? Du warst ja derjenige, der beim ersten Versuch die schnellere Zeit gefahren hatte. Also war dir ja klar, dass du vorn liegst und du wusstest auch... (Frage nicht zu Ende gestellt, Anm. d. Red.)."
Rosberg: "Genau das war ja der Grund dafür... Ich wusste, dass mir eine gute Runde gelungen war - eine richtig gute Runde. Also versuchte ich, noch ein bisschen mehr herauszuholen. Dabei habe ich es übertrieben."

Nico Rosberg

Nico Rosberg in der Mirabeau-Kurve - der Stelle, an der die Diskussionen begannen Zoom

Frage: "Lewis, was dachtest du, als du über Funk erfuhrst, dass die Gelben Flaggen draußen waren - oder du sie selbst gesehen hast?"
Lewis Hamilton: "Nicht viel."

Frage: "Könntest du das etwas näher ausführen?"
Hamilton: "Nicht viel! Ich habe eigentlich an gar nichts gedacht. Die Runde war gelaufen. Das war's."

Frage: "Du sagtest, dass du ein paar Zehntelsekunden vorn lagst. Du warst also auf Pole-Kurs, oder?"
Hamilton: "Ich war auf Kurs, ja."

Frage: "Was glaubst du, wie es jetzt weitergeht? Wirst du am Abend das Gespräch mit dem Team suchen? Wird die Vorbereitung auf das Rennen auf irgendeine Art und Weise ungewöhnlich verlaufen?"
Hamilton: "Ich weiß es nicht. Ich muss mir erst mal die Daten ansehen. Ich muss mir ansehen, wo ich mich morgen steigern kann."

Lewis Hamilton

WM-Leader Hamilton fühlt sich hintergangen, hat aber schon einen Plan... Zoom

Frage: "Bist du mit einer ersten Runde in Q3 zufrieden oder hast du irgendwo Zeit liegengelassen. Wenn ja, wo?"
Hamilton: "Insgesamt war die Runde nicht allzu schlecht. Nico war am gesamten Wochenende schnell. Ich war dabei, den Rückstand Schritt für Schritt aufzuholen. Ich weiß noch, wie ich die letzte Runde in Angriff nahm und mir sagte 'Das wird die Runde werden'. Ich lag zweieinhalb Zehntelsekunden vorn, konnte die Runde aber nicht zu Ende fahren."

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Schon jetzt hat Hamilton für sich beschlossen, dass er die Spannung mit Rosberg im Team auf die gleiche Art und Weise handhaben will wie es einst Ayrton Senna im Zuge seiner Rivalität mit Alain Prost bei McLaren tat. Nach dem Qualifying von 'BBC Radio 5' auf die strittige Rosberg-Szene in der Mirabeau angesprochen, entgegnet Hamilton: "Ich hätte wissen müssen, dass es so kommt." Dass Rosberg bewusst versuchte, ihm die Pole zu verbauen, bezeichnet der aktuelle WM-Spitzenreiter und Sieger der zurückliegenden vier Rennen als "wahrscheinlich".

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"Ich weiß nicht, ob Senna und Prost darüber gesprochen haben. Mir hat die Art, wie Senna mit der Situation umgegangen ist, aber gefallen", nimmt Hamilton Bezug auf die Eskalation des teaminternen Streits der beiden McLaren-Stars beim Grand Prix von San Marino 1989 in Imola. "Ich werde mir das etwas abschauen", kündigt Hamilton schon einmal in Richtung Rosberg an.

Mit einer Entschuldigung seitens Rosberg rechnet der WM-Spitzenreiter jedenfalls nicht. Mehr noch: Er erwartet eine solche auch gar nicht. "Warum muss er sich entschuldigen? Er steht doch auf der Pole-Position", so Hamilton. Ob der Deutsche diese allerdings behalten darf, ist derzeit noch offen. Die Untersuchung des Mirabeau-Manövers durch die Rennkommissare dauert zur Stunde noch an.