Einblicke in die Rennstrategie bei Force India

Force-India-Chefingenieur Dominic Harlow gibt Einblicke in die Rennstrategie - Viele Simulationen im Vorfeld, aber Flexibilität ist gefragt

(Motorsport-Total.com) - Die Rennstrategie gehört zu den komplexesten Abläufen eines Rennwochenendes. Die Ingenieure planen jedes Detail im Voraus, aber oft ändert sich alles in Bruchteilen von Sekunden. Im Nachhinein ist man ja bekanntlich immer schlauer. Jeder Fan wird sich schon des Öfteren während eines Grand Prix gefragt haben, warum die Teams diese oder jene Entscheidung getroffen haben. Force-India-Chefingenieur Dominic Harlow gibt Einblicke in die Planung der Strategie.

Titel-Bild zur News: Vitantonio Liuzzi

Während eines Rennens muss die Taktik oft umgestellt werden

"Wenn man auf unsere Rennstrategie blickt, muss man zwischen der prinzipiellen Strategie, die unser Plan für das Rennen ist, und unserer Taktik unterscheiden. Bei der Taktik dreht es sich darum, wie wir auf die Umstände im Rennen reagieren", so Harlow. "Die Strategie arbeitet ein Team von Leuten aus, bestehend aus den Renningenieuren und mir als Chefingenieur. Einige der älteren Teammitglieder bringen ebenfalls ihre Erfahrung ein. Wir brauchen natürlich einen Plan für das Qualifying und das Rennen."#w1#

Ein wichtiges Hilfsmittel bei der Berechnung der Strategie ist der Computer. Die Daten aller anderen Fahrzeuge werden eingegeben und es wird genau berechnet, wann sich welches Auto wo, aufgrund seiner spezifischen Geschwindigkeit, auf der Strecke befindet. "Es werden viele Simulationen gemacht. Wir haben Software-Programme, die den Rennverlauf berechnen können", erklärt Harlow. "Auf der einen Seite werden dabei die reinen mathematischen Daten als Grundlage genommen. Aber wir stützen uns auch auf statistische Elemente, wie zum Beispiel wenn jemand pokert, um seine Sponsoren zufrieden zu stellen. Natürlich blicken wir auch auf die Resultate der vergangenen Jahre."

"Das Wetter spielt ebenfalls ein Rolle. Mit all diesen Daten füttern wir unsere Computer und stellen Überlegungen an." Diese ganze Vorbereitung kann aber bereits beim Erlöschen der Startlichter wertlos sein. Ein schlechter Start, eine Kollision oder plötzlicher Regen verändern den Rennverlauf schlagartig. "Wir müssen deshalb sehr flexibel sein", so Harlow. "Wenn wir zum Beispiel von einem langsamen Auto aufgehalten werden, zieht vorne eine schnellere Gruppe davon. Umgekehrt kann man natürlich auf einer freien Strecke ohne Verkehr Zeit gutmachen."


Fotos: Force India, Großer Preis der Türkei


"Hauptsächlich kümmern wir uns während des Rennens um die Leute, gegen die wir unmittelbar fahren. Wenn sie ihre Manöver gemacht haben, müssen wir darauf reagieren. Das beste Beispiel ist der Zeitpunkt des Boxenstopps." Hier kommt dem Renningenieur eine fundamentale Bedeutung zu. Er informiert seinen Piloten über die Geschehnisse um ihn herum und überwacht die eigene Strategie. Auch hier stehen zahlreiche Hilfsmittel zur Verfügung.

"Der Renningenieur kann anhand einer Software beobachten, wo sich das Auto befinden würde, wenn man einen Boxenstopp absolviert", erklärt Harlow. "Der Ingenieur steht auch mit Rennstrategen und mir in Kontakt, falls spezielle Fragen auftreten. Der Dateningenieur überwacht die Funktionen des Autos, wie die verschiedensten Temperaturen."

Aber auch der Fahrer hat einen großen Anteil an der Taktik. "Er spielt eine große Rolle, denn nur er kann sagen, wie sich das Auto verhält. Speziell über die Abnutzung der Reifen kann er bestens Auskunft geben. Außerdem muss der Fahrer einen Gesamtüberblick über die Strategie haben. Wenn man von ihm verlangt, dass er mehrere Qualifyingrunden abspulen soll, damit unser Plan aufgeht, muss er auch verstehen, warum wir das von ihm verlangen", sagt Harlow über die Rolle des Piloten.

Das letzte Rennen, in dem die Force-India-Strategie perfekt aufgegangen ist, war laut Harlow der Grand Prix von Monaco.