• 17.04.2009 10:45

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Ecclestone: "Werden für immer in China bleiben"

Bernie Ecclestone gibt ein klares Bekenntnis zu China ab, wünscht sich aber noch mehr Engagement der chinesischen Wirtschaft

(Motorsport-Total.com) - Seit 2004 gastiert die Formel 1 nun schon am Shanghai International Circuit, das Rennen am kommenden Sonntag wird also bereits der sechste Grand Prix von China sein. Zeit für eine Zwischenbilanz, dachten sich einige chinesische Journalisten - und versammelten sich um Bernie Ecclestone. 'Motorsport-Total.com' war dabei.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Findet in Interviews immer Raum für seine Verkaufsargumente: Bernie Ecclestone

Erste Frage einer etwas unbeholfen wirkenden Kollegin: Wie kommt der Grand Prix bei den Menschen in China an. "Wie soll ich das wissen? Ich lebe nicht hier", antwortete Ecclestone. "Ich hoffe aber, dass er gut ankommt." Er selbst habe bisher "keinerlei Probleme" mit den chinesischen Organisatoren gehabt. Anschließend konnte es sich der kleine Brite nicht verkneifen, die Journalistin schnippisch zu fragen: "Was denkst du eigentlich, du lebst schließlich hier?"#w1#

Lob für den Shanghai International Circuit

"Die Olympischen Spiele waren nach ein paar Wochen vergessen, aber die Formel 1 kommt immer wieder hierher." Bernie Ecclestone

Mit der pompösesten Rennsportanlage der Welt ist Ecclestone immer noch zufrieden: "Die Anlage hier ist super. Schaut euch nur diesen Pressesaal an! Alles hier ist unglaublich schön. Das zeigt der Welt, was in China möglich ist", streute er den stolzen Chinesen Rosen und verdeutlichte: "Der Grand Prix ist gut für China und Schanghai. Die Olympischen Spiele waren nach ein paar Wochen vergessen, aber die Formel 1 kommt immer wieder hierher."

Auf die Frage, wie lange die Formel 1 noch nach Schanghai zu kommen gedenkt, antwortete Ecclestone blumig: "Für immer! Solange es China gibt, werden wir hier auch fahren!" Seine Entscheidung, mit der Königsklasse auf Kosten des Traditionsmarktes Europa immer mehr nach Asien zu expandieren, scheint er indes keineswegs zu bereuen: "Asien wächst und die anderen Erdteile sterben", meinte der 78-Jährige trocken.

Allerdings weiß Ecclestone, dass das Potenzial der Formel 1 in China noch lange nicht ausgeschöpft ist, schließlich interessieren sich noch kaum chinesische Unternehmen für ein Engagement im Motorsport: "Ich finde es ein bisschen enttäuschend, dass wir nicht von chinesischen Firmen, sondern nur von einzelnen Personen unterstützt werden. Ich glaube, dass diesen Firmen da etwas entgeht, vor allem wenn sie ihre Produkte in die ganze Welt exportieren", analysierte er.

Die Formel 1 und die chinesische Wirtschaft

"Mir kommt vor, dass sich in China niemand um Markennamen schert." Bernie Ecclestone

"Ich denke, die großen Firmen hier realisieren noch nicht, wie sie von der Formel 1 profitieren können", argumentierte Ecclestone weiter und lieferte auch gleich eine mögliche Erklärung hinterher: "Mir kommt vor, dass sich in China niemand um Markennamen schert. Dabei wäre die Formel 1 eine tolle Plattform, um eine Marke zu bewerben." Weltweit etablierte Marken kennt in China nämlich kein Mensch, während chinesische Eigenmarken meist in der Masse untergehen.

Dieses Jahr findet der Grand Prix erstmals nicht am Saisonende, sondern bereits im Frühjahr statt, was kühlere Temperaturen mit sich bringt. Ecclestone: "Bisher sind wir im Oktober hier gefahren. Damit waren wir glücklich. Wir wurden aber um die Verlegung des Datums gebeten." Und wann wird die Formel 1 2010 nach Schanghai kommen? "Darüber sprechen wir gerade", entgegnete der Grand-Prix-Zampano, dem das im Oktober stattfindende Tennisturnier offenbar piepegal ist.

Abschließend gab er noch eine Anekdote zum Besten: "Als ich vor Jahren zum ersten Mal hierher gekommen bin, wurde ich wie ein Riese angesehen. Jetzt sehe ich keine kleinen Chinesen mehr hier und ich bin wieder der Kleinste." Und auf die Frage, ob die Formel-1-Städte wegen der hohen Eventgebühren nicht zu sehr unter Druck stehen, antwortete er: "Ich finde, dass uns die Städte zu sehr unter Druck setzen, denn wir haben sieben, die nur darauf warten, einen Grand Prix auszutragen."