• 08.04.2003 10:09

  • von Marco Helgert

Ecclestone und die Hersteller: Der Ton wird härter

Die Herstellervereinigung GPWC legt übermorgen ihr Konzept einer eigenen Rennserie vor und übt damit Druck auf Bernie Ecclestone aus

(Motorsport-Total.com) - Für das übermorgen stattfindende Treffen der Formel-1-Teams und Hersteller hat Renault-Chef Patrick Faure angekündigt, dass die Herstellervereinigung GPWC den Druck auf Bernie Ecclestone erhöhen werde. Man werde einen genauen Geschäftplan für das Jahr 2008 vorlegen, in dem eine alternative Serie frühestens beginnen kann, da bis 2007 die Teams durch das Concorde Agreement an die Formel 1 gebunden sind.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone gerät mehr und mehr unter den Druck der Automobilhersteller

"Ich kann versprechen, dass wir den Teams unseren Geschäftsplan vorlegen und ich glaube, dass die Dinge ziemlich klar sind", so Faure, eines der Gründungsmitglieder des GPWC. "Es gab die erste Ära der Formel 1, nun wird es eine andere geben. Wir sind froh darüber, Bernie (Ecclestone) weiter als Vorsitzenden zu behalten, aber der Hauptteil des von der Formel 1 erwirtschafteten Geldes sollte zu den Teams fließen."

"Alles andere könnte durchaus fallengelassen werden, aber bei diesem Punkt werden wir uns auf keinen Kompromiss einlassen. Was wir brauchen ist, dass dieser Sport durch die Einkünfte bezahlt wird, die er erzielt", so der Franzose klipp und klar. Die Herstellervereinigung geht mit der Aufdeckung der eigenen Pläne in die Offensive.

Auch McLaren, von GPWC-Mitglied Mercedes mit Motoren versorgt, begrüßt den Vorstoß: "Wir unterstützen die Initiative der GPWC als einen Weg, um den Sport zu kräftigen und ihm eine stabile Zukunft zu geben", so McLarens Geschäftsführer Martin Whitmarsh. "Wir würden gerne eine Übereinkunft mit allen Parteien erreichen, auch mit Bernie Ecclestone, aber es könnte die Zeit kommen, in der das nicht mehr möglich ist."

BMW, Ford, DaimlerChrysler, Fiat und Renault haben sich zur GPWC (Grand Prix World Championship) zusammengeschlossen, um ab 2008 eine eigene, mit der Formel 1 konkurrierende, Serie auszutragen, sollten die Hersteller nicht stärker am Gewinn der Formel 1 beteiligt werden. Auf der anderen Seite werden bereits Rufe nach einem neuen Concorde-Abkommen laut, um diese Abwanderung zu umgehen ? doch es fehlt, wie so oft, die Einigkeit.

Bernie Ecclestone steht gewaltig unter Druck. Der Brite muss genug Geld erwirtschaften, um die Schulden des Kirch-Imperiums zu tragen. Sollten die Hersteller ab 2008 eigene Wege gehen und auch nur einen Teil der Teams mitnehmen, dann könnte das Finanzkonzept von Ecclestone kippen.

Auf der anderen Seite ist ein Erfolg einer konkurrierenden Serie nicht vorprogrammiert, und sie würde anfänglich wohl auch mehr Geld verschlingen, als durch TV-Rechte wieder in den Topf fließen würde. Ein "Ausweg" für Ecclestone wäre die CART-Serie. Seit Monaten hält Ecclestone zu CART-Chef Chris Pook beste Beziehungen. Beim endgültigen Scheitern der heutigen Formel 1, könnte Ecclestone der CART-Serie einfach einen neuen Namen geben: Formel 1. Er hat damit eine bereits funktionierende Serie in der Hinterhand.

Auch fehlt der GPWC die Kraft einer großen Automobilnation: Japan. Weder Honda noch Toyota traten bisher der Vereinigung bei. Eine weltweite, von Herstellern betriebene Serie aufzubauen, ohne dass man die Unterstützung der japanischen Hersteller genießt, könnte sich noch problematisch auswirken.

"Toyota kam nicht in die Formel 1, um an die Art und Weise, wie dieser Sport betrieben wird, Hand anzulegen", stellte Toyotas Teamchef Ove Andersson klar. Toyota könnte somit zum großen Stolperstein der GPWC und zu einem festen Partner von Ecclestone und der FIA werden.