Ecclestone und das Internet: Hände gebunden
Bernie Ecclestone lässt die Kritik von Max Mosley, er mache zu wenig aus dem Medium Internet, nicht auf sich sitzen: "Wir brechen unsere Verträge nicht"
(Motorsport-Total.com) - Viele Medienexperten wundern sich schon seit Jahren, warum das Internet von der Formel 1 nicht mehr erschlossen wird, und vergangene Woche übte erstmals auch FIA-Präsident Max Mosley an diesem Zustand Kritik. Damit wandte er sich an seinen Kumpel Bernie Ecclestone, in dessen Zuständigkeitsbereich die elektronischen Medien fallen.

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Armer Bernie: Die bösen TV-Stationen haben auch die Rechte für Internetstreams
"Bernie steht dem Internet skeptisch gegenüber, gar keine Frage", hatte Mosley bei einem Mediendinner in London erklärt. "Wenn wir das einmal überwinden, dann können wir großartige Sachen machen, denn das Potenzial ist riesig. Ich jedenfalls würde die Art und Weise, wie wir mit dem Internet umgehen, revolutionieren. Das Internet ist der große vernachlässigte Bereich der Formel 1." Vor allem im Bewegtbildbereich gebe es schier unerschöpfliche Möglichkeiten.#w1#
Aber Ecclestone lässt diese Kritik nicht auf sich sitzen und weist die Verantwortung von sich: "Wir haben Verträge mit TV-Stationen weltweit, die ihnen das Recht geben, die Formel 1 in ihrem Territorium exklusiv auszustrahlen - und das beinhaltet das Internet", so der Brite gegenüber 'autosport.com'. "Wir müssen das den TV-Stationen überlassen, denn wir brechen unsere Verträge nicht." Und die von Mosley angeregten Archive seien nur etwas für wenige Hardcorefans.
Tatsächlich werden in manchen Ländern von den jeweiligen FOM-Partnern inzwischen Livestreams angeboten, allerdings mit Geoblocking, sodass zum Beispiel das 'RTL'-Streamingangebot nur in Deutschland und das von 'ITV' nur in Großbritannien zugänglich ist. Ecclestone selbst hat eigener Aussage nach keine Rechte dafür, auf der FOM-Plattform 'formula1.com' weltweit Livestreams zur Verfügung zu stellen.
Die jahrelange Kommerzialisierung der Formel 1, die auf Verträgen basiert, die teilweise bereits vor vielen Jahren unterzeichnet wurden, steht also der von Mosley geforderten Internetrevolution im Weg. Ein Kuriosum, denn jede halbwegs professionelle Rennserie, die ein bisschen was auf sich hält, bietet inzwischen Liveübertragungen im Internet an. Das Milliardenbusiness Formel 1 hingegen schläft weiterhin den Dornröschenschlaf...

