• 20.01.2014 14:28

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Ecclestone tritt zurück - und macht weiter wie bisher

Das Aus des Formel-1-Zampano im Delta-Topco-Vorstand hat seine Macht offenbar nicht geschmältert: "Ich habe die Pressemitteilung geschrieben"

(Motorsport-Total.com) - Der Einfluss Bernie Ecclestones bei der Formel-1-Mutterfirma Delta Topco wird von seinem spektakulären Abgang aus dem Vorstand des Unternehmens in der vergangenen Woche nicht gemindert. Das bestätigen interne Dokumente und nicht zuletzt auch der Zampano selbst.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Rücktritt? Bernie Ecclestone hat weiter in der Formel 1 das Sagen Zoom

Noch am Donnerstag hatte ein Münchener Gericht angekündigt, dass sich Ecclestone im April wegen der Bestechungsvorwürfe um die Zahlung von 44 Millionen US-Dollar (rund 29,5 Millionen Euro), getätigt über das Familienunternehmen Bambino und geleistet an den ehemaligen BayernLB-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky, wird verantworten müssen. Vorgeworfen wird Ecclestone, die Summe transferiert zu haben, damit Gribkowsky den Verkauf von 47,2 Prozent der Formel-1-Anteile an die Beteiligungsgesellschaft CVC Capital Partners in die Wege leitet.

Das Unternehmen soll zuvor zugesichert haben, an Ecclestones Position als Führungsperson festzuhalten. Kurz nach der Bekanntgabe brachte Delta Topco eine Pressemitteilung in Umlauf, in der es hieß, Ecclestone würde mit sofortiger Wirkung als Direktor zurücktreten und seine Aufgaben im Vorstand niederlegen, bis der Fall zu den Akten kommt. Außerdem wurde kommuniziert, dass er die Tagesgeschäfte weiterführt, dabei aber genau beobachtet und kontrolliert würde. Interpretiert wurde die Aussendung weitgehend so, dass Ecclestone die Kontrolle über Delta Topco verloren hätte. Formel-1-Insider jedoch bezweifelten das und sollten Recht behalten.

Ecclestone: "Alles unverändert"

Der für Delta Topco maßgebliche Kodex zeigt, dass Ecclestone niemals in der Lage war, nach Gutdünken zu walten - und somit die Kontrolle auch nicht verlieren konnte. Obwohl CVC nur 35,5 Prozent der Anteile hält und fünf der 17 Posten im Vorstand besetzt, kontrolliert es das Unternehmen komplett. Das geht aus den internen Richtlinien hervor. Darin heißt es, CVC könne Repräsentanten - also auch Direktoren - benennen, die dann "eine Stimme mehr haben als die Gesamtstimmenzahl der anderen Direktoren". So ist gewährleistet, dass die entsprechenden Personen immer über genügend Einfluss verfügen, um Entscheidungen im Vorstand durchzusetzen.

Ecclestone kommentiert die Sache so: "Ich war derjenige, der die Pressemitteilung geschrieben hat. Ich war derjenige, der den Rückzug vorgeschlagen hat, weil es nötig war, Seriosität zu demonstrieren. Wir wollen nicht, dass das Gericht glaubt, dass ich mich einen Dreck darum schere." Der Brite meint, zu seinem Wort gestanden zu haben: "Ich sagte, ich würde mich aus dem Topco-Vorstand zurückziehen, wenn der Prozess in Deutschland kommt. Abgesehen davon bleibt alles beim Alten. Ich bin weiter der Vorstandsvorsitzende, ich führe weiterhin die Firma. Es ist alles unverändert."


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CVC steht hinter Ecclestone

Entgegen anders lautender Berichte ist gar nicht das erste Mal, dass sich Ecclestone in dieser Position befindet. 2004 trat er aus dem Vorstand der Formula One Holdings (FOH) zurück, die damals die britische Mutterfirma der Formel 1 war. Es folgte ein juristischer Sieg der BayernLB über Bambino, das 25 Prozent der FOH besaß und beschuldigt wurde, den Vorstand mit zu vielen Direktoren unter seine Kontrolle gebracht zu haben - darunter Ecclestone. Der weist weiter alle Bestechungsvorwürfe von sich und behauptet, von Gribkowsky mit Insidertipps an die britischen Steuerbehörden erpresst worden zu sein.

Bambino hat seinen Sitz im Ausland, aber Ecclestone ist in Großbritannien wohnhaft und damit verpflichtet, die geschätzten vier Milliarden US-Dollar (umgerechnet 2,95 Milliarden Euro) an den Fiskus zu zahlen - sofern er über diese verfügt, was er entscheiden bestreitet. Vielmehr behauptet er, Gribkowsky bezahlt zu haben, obwohl die Anschuldigungen falsch waren. Ecclestone begründet das damit, dass langwierige und kostenintensive Nachforschungen nötig gewesen wären, hätten die Finanzbehörden davon erfahren.

Start in Suzuka 2013

Das Millionengeschäft Formel 1 bleibt weiterhin in Ecclestones Hand Zoom

Im Gegensatz zur BayernLB hat CVC resolut zu Ecclestone gestanden, seit das Unternehmen 2006 in die Formel 1 eingestiegen ist. Es gab 2009 keine Reaktion auf Bemerkungen bezüglich Adolf Hitler. Im November des vergangenen Jahres hatte CVC-Mitgründer Donald Mackenzie erklärt, wann die Firma dem 83-Jährigen den Laufpass geben würde: "Wäre es bewiesen, dass Herr Ecclestone etwas Kriminelles gemacht hat, würden wir ihn feuern."