• 30.07.2006 21:56

Ecclestone: Nur noch ein Rennen in Deutschland

Deutschland wird eine Formel-1-Stätte verlieren: "Geht leider nicht anders", so Ecclestone - Hoffnung: Rotation zwischen beiden Strecken

(Motorsport-Total.com/sid) - Steigende Kosten, sinkende Zuschauerzahlen und Millionenverluste - in Deutschland gehen bald die Formel-1-Lichter aus, das absehbare Ende des Schumacher-Booms führt zu drastischen Konsequenzen. Ab 2007 wird Rekord-Weltmeister Michael Schumacher definitiv nur noch ein "Heimspiel" haben, das bestätigte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone nach wochenlangen Verhandlungen am Rande des Großen Preises von Deutschland auf dem Hockenheimring. "Das geht leider nicht anders. Wir haben so viele Anfragen von anderen Ländern, dass wir nicht zweimal im Jahr in Deutschland fahren können", sagte der 75-jährige Brite der 'Bild am Sonntag', nachdem sich der Besucherschwund am Wochenende fortgesetzt hatte.

Titel-Bild zur News: Ortstafel in Hockenheim

Herzlich Willkommen heißt es in Hockenheim wohl erst wieder 2008

Die fetten Jahre sind endgültig vorbei. Strömten 2002 insgesamt noch 270.000 Fans an die Strecke und sorgten so für Rekordgewinne, blieben diesmal viele Tribünenplätze leer. Nur knapp über 200.000 Zuschauer sollen es beim 30. Grand Prix in Hockenheim gewesen sein. Die Verluste pro Rennwochenende sollen sich schon seit Jahren in Hockenheim und am Nürburgring auf geschätzte drei Millionen Euro belaufen. Nicht zuletzt, weil Ecclestone für ein Gastspiel der PS-Show angeblich 16 Millionen Euro verlangt.#w1#

Selbst Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der zwei Rennen in Deutschland für "berechtigt" halten würde, musste eingestehen: "Warum sollte Ecclestone mit den Preisen runtergehen, wenn ihm woanders locker mehr geboten wird?"

Nürburg- und Hockenheimring arbeiten an Lösung

In zahlreichen Gesprächen in Hockenheim wurden die Weichen für eine Rotation zwischen dem Hockenheim- und dem Nürburgring ab dem kommenden Jahr gestellt. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass es zu dieser Lösung kommt. Alle wollen es, aber es sind noch einige Dinge zu klären", sagte Nürburgring-Geschäftsführer Walter Kafitz.

Auch Pressesprecher Hartmut Tesseraux von der Hockenheim-Ring GmbH glaubt an eine Einigung: "Die Formel 1 wird bei uns wohl erst 2008 wieder zu Gast sein.´ Das derzeitige Problem sei einfach, das Ganze bei den derzeitigen Bedingungen profitabel zu machen, meinte Tesseraux weiter. Die Folgen für das Hotel- und Restaurant-Gewerbe im Umkreis von Hockenheim sind verheerend. Pro Rennwochenende wurde eine Wertschöpfung von 30 Millionen Euro veranschlagt.

Michael Schumacher, der im September verkünden will, ob er 2007 weiterfährt oder seinen Helm an den Nagel hängt, begrüßte die Pläne - dabei könnte dieser Sonntag sein Abschiedsrennen von Hockenheim gewesen sein. "Es hat sich schon in den letzten Jahren angekündigt, dass sich das so ergeben wird. Es ist toll, dass sich die Strecken so arrangieren wollen", sagte der 37-Jährige. In Hockenheim gibt es angeblich schon Pläne über eine Alternativ-Veranstaltung mit alten Formel-1-Boliden in den rennfreien Jahren.

Entscheidung Ende September

Mit einer Entscheidung wird bis Ende September gerechnet, da der WM-Kalender 2007 im Oktober bei der World-Council-Sitzung der FIA in Paris verabschiedet wird. Fest steht aber schon, dass der Nürburgring 2007 mit der alternierenden Ausrichtung beginnen würde, im Jahr darauf wäre Hockenheim wieder an der Reihe.

Im Gespräch ist derzeit ein zweites Formel-1-Spektakel in Japan (Fuji) - so denn Suzuka ebenfalls im Kalender verbleibt -, die Rückkehr Mexikos (Cancun) oder die Premiere Südkoreas. Indien und Singapur sind weitere Kandidaten für die Zukunft. "Wenn neue Rennen dazukommen, die neue Dimensionen erschließen, ist das mehr wert, als ein zweites Rennen im Umkreis von 250 Kilometern", sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen und zeigte Verständnis für die Streichung. Schumacher-Manager Willi Weber bedauerte die Entwicklung: "Man muss jedem verlorenen Grand Prix nachweinen."

Doch Deutschland kann sich angesichts der aktuellen Zahlen nicht länger zwei Formel-1-Rennen im Jahr leisten. Die Betreiber in Hockenheim mussten nach der 66 Millionen Euro teuren Modernisierung vor vier Jahren in diesem Frühjahr einen Schuldenberg von rund 29 Millionen Euro bestätigen. Zum Nürburgring pilgerten nach dem Rekordjahr 2002 (350.000 Zuschauer) im Mai nur noch insgesamt 290.000 Fans zum Großen Preis von Europa.

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!