• 03.04.2007 13:00

Ecclestone: "Man kann keine Charaktere züchten"

Der Formel-1-Boss im Interview unter anderem über die Automobilhersteller, Fahrer-Charaktere und die Expansion der Formel 1 in neue Länder

(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Wie wichtig sind die deutschen Autohersteller Mercedes und BMW für die Formel 1?"
Bernie Ecclestone: "Schon bevor wir diese beiden Hersteller in der Formel 1 hatten, gab es ein großes Interesse aus Deutschland. Jetzt haben wir zwei Hersteller in zwei guten Teams. Deshalb sind sie sehr dominant."

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone will in Zukunft pro Jahr 20 Rennen austragen

Frage: "Ist die Zukunft der Formel 1 nach der Einigung mit den großen Automobilherstellern langfristig gesichert?"
Ecclestone: "Da bin ich sicher. Dieser ganze Unsinn war nur ein Unfall und ist nicht aus echten Begehrlichkeiten entstanden. Es sind einfach viele Dinge zur selben Zeit passiert."#w1#

Frage: "BMW hat durch den Kauf von Sauber ein komplett eigenes Team aufgebaut. Sollte Mercedes nicht auch McLaren komplett übernehmen?"
Ecclestone: "Vielleicht werden sie das tun, vielleicht haben sie das auch schon getan. Es ist schwierig für so große Hersteller wie Mercedes oder BMW, in einem Unternehmen zu sein, das sie nicht kontrollieren können. Sie sind es gewöhnt, die Kontrolle zu haben."

Frage: "Wünschen Sie sich weitere deutsche Automobilhersteller in der Formel 1 - VW, Audi oder Porsche?"
Ecclestone: "Porsche hatten wir schon mal. Es ist sehr schwierig, in die Formel 1 einzusteigen, weil Mercedes als Motorenhersteller und BMW als Team in einer sehr guten und gefestigten Position sind. Es dauert drei Jahre, das aufzuholen."

Frage: "Die meisten Fahrer der aktuellen Formel-1-Generation sind zu brav und angepasst. Trauern Sie den alten Zeiten nach, in denen Charaktere wie Mansell, Senna oder Prost die Formel 1 beherrschten?"
Ecclestone: "Man kann keine Charaktere züchten. Alle Leute, von denen man denkt, dass sie Charaktere waren, die waren das noch nicht, als sie angefangen haben. Man muss abwarten, wie sich die heutigen Fahrer entwickeln."

Frage: "Sind Sie mit dem jetzigen Format der Formel 1 zufrieden? Was könnte man in Ihren Augen besser machen?"
Ecclestone: "Es gibt eine Menge Dinge, die wir noch ändern werden. Ganz sicher."

Frage: "Was denn zum Beispiel? Nachtrennen, Stadtkurse, neue Länder?"
Ecclestone: "Vielleicht bekommen wir ein weiteres Stadtrennen. Nachtrennen waren mein Vorschlag für den Fernen Osten, die würden dann in Europa zur richtigen Zeit laufen. Und das könnte auch spektakulär sein, das hängt von der Strecke ab."

Frage: "Könnte es sein, dass traditionelle Formel-1-Länder wie Großbritannien oder Frankreich irgendwann leer ausgehen?"
Ecclestone: "Wenn sie die Standards nicht mehr erfüllen. Wir sind sehr international, eine Weltmeisterschaft, und nicht an irgendwelche Länder gebunden. Wenn der Standard in diesen Ländern schlecht ist, dann müssen wir uns woanders umsehen."

Frage: "In manchen Ländern laufen die Fans weg. Ist die Formel 1 zu teuer geworden?"
Ecclestone: "Nein, das denke ich nicht. Sportarten durchlaufen verschiedene Phasen in einigen Ländern. Wir sind eine der Haupt-Sportarten. Vergessen Sie die Olympischen Spiele, die finden nur alle vier Jahre statt. Das ist etwas ganz anderes. Wir sind eher vergleichbar mit Fußball, und da halten wir sehr gut dagegen, was das Fernsehen und die Zuschauer angeht. Dort gab es einen großen, dramatischen Zuschauerrückgang, bei uns nicht."

Frage: "Ist die Formel 1 in Ihren Augen mehr Show oder mehr Sport?"
Ecclestone: "Wir haben das Glück, dass wir ein bisschen von beidem haben. Aufregung, Glamour, und der Sport ist immer dabei, weil immer jemand Rennen fährt."

Frage: "Was ist für Sie wichtiger: der Fernsehzuschauer oder der Fan an der Rennstrecke?"
Ecclestone: "Beide. Natürlich brauchen wir die Fans an der Strecke. Und je mehr Leute uns im Fernsehen sehen, umso besser ist das."

Frage: "Die Formel 1 sucht immer neue Märkte. Für 2009 haben Sie einen Vertrag mit Abu Dhabi gemacht. In welchen anderen Ländern werden wir die Formel 1 in Zukunft möglicherweise sehen?"
Ecclestone: "In vielen: Mexiko, Indien, Russland."

Frage: "Stehen schon welche kurz vor einem Vertragsabschluss?"
Ecclestone: "Hoffentlich. Südkorea ist ein weiterer Kandidat."

Frage: "Bedeutet das, dass die Zahl der Rennen steigen muss?"
Ecclestone: "Ja."

Frage: "Auf wie viele?"
Ecclestone: "Vielleicht 20. Das kann man sich einfach merken."

Frage: "Die Teams wehren sich schon lange gegen zu viele Rennen. Ist es schwer für Sie, die Teamchefs davon zu überzeugen, mehr Rennen zu fahren?"
Ecclestone: "Umso mehr Rennen wir in den richtigen Ländern fahren, umso einfacher werden die Teams Sponsoren finden und die Hersteller Berichterstattung bekommen."

Frage: "Wie steht es mit Ihnen? Sie sind jetzt 76 Jahre alt. Wie lange wollen Sie noch weitermachen? Haben Sie noch Träume - beruflich und privat?"
Ecclestone: "Nicht wirklich. So lange ich das liefern kann, was ich in der Vergangenheit geleistet habe, so lange werde ich tun, was ich tue. Wenn ich das nicht mehr kann, werde ich gehen."

Frage: "Würde die Formel 1 dann nicht mehr von einer Einzelperson geführt, sondern von Managern aus der Automobilindustrie?"
Ecclestone: "Nein, denn sie hätten einen großen Interessenskonflikt."

Frage: "Was wäre mit Michael Schumacher? Wäre er vielleicht ein Kandidat für Ihre Nachfolge?"
Ecclestone: "Ich weiß nicht."

Frage: "Energie-Drink-Milliardär Dietrich Mateschitz hat jetzt schon zwei Rennställe gekauft. Sehen Sie darin eine Gefahr, wenn solche Leute irgendwann wieder aussteigen, wenn sie die Lust an ihrem Spielzeug verlieren?"
Ecclestone: "Das kommt ganz darauf an. Wenn es nur einer ist, dann ist das in Ordnung. Sind es mehr, dann ist es nicht gut."

Frage: "Wäre Mateschitz vielleicht ein passender Nachfolger für Sie?"
Ecclestone: "Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was er machen will."

Frage: "Wäre er dazu in der Lage?"
Ecclestone: "Er ist ein guter Geschäftsmann. Mehr kann ich nicht sagen."

Frage: "Sie haben mal gesagt, die Formel 1 brauche einen Schwarzen, einen Chinesen und eine Frau. Wo bleiben der Chinese und die Frau?"
Ecclestone: "Wir sind auf der Suche. Ich schaue nach der Frau, andere Leute nach dem Chinesen."

Frage: "Ist jemand in Sicht?"
Ecclestone: "Es gibt im Moment einige ganz gute Jungs in China, Frauen leider nicht. Da bin ich nicht glücklich. Aber einige chinesische Fahrer sind ziemlich gut."

Frage: "FIA-Präsident Max Mosley will einen strikten Sparkurs fahren. Ist das der richtige Weg?"
Ecclestone: "Was ich schon seit langem versuche, ist, die Notwendigkeit, Geld auszugeben, um konkurrenzfähig zu sein, zu beenden. Man wird niemanden dazu bringen, Geld nicht auszugeben, das er zu Verfügung hat. Aber es ist im Moment notwendig, Geld auszugeben, um wettbewerbsfähig zu sein. Man muss das technische Reglement so ändern, dass man nicht durch Geldausgeben gewinnt."

Frage: "Sind Sie glücklich mit Ihrer Formel 1? Oder gibt es noch Dinge, die sie ändern wollen?"
Ecclestone: "Es gibt immer etwas zu tun."

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