• 20.09.2002 16:05

Durchkreuzt Frentzens Testunfall seinen Einsatz in Indy?

Eine Kollision mit einem Kaninchen bei Tempo 310 ging für "HHF" noch einmal glücklich aus - möglicherweise Gehirnerschütterung

(Motorsport-Total.com/sid) - Eine unliebsame Begegnung mit einem Kaninchen hätte Heinz-Harald Frentzens Hoffnungen auf ein Comeback beim Großen Preis der USA am 29. September in Indianapolis um ein Haar zunichte gemacht. Der Mönchengladbacher erfasste das Tier bei ersten Testfahrten für seinen neuen Arbeitgeber Sauber-Petronas in Silverstone bei Tempo 310, verlor die Kontrolle über sein Auto und krachte in einen Reifenstapel.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen im Sauber C21

Ob "HHF" in Amerikam im Sauber sitzt, ist nach wie vor offen

An dem Fahrzeug entstand Totalschaden, Frentzen selbst, der bei dem Aufprall mit dem Kopf hart angeschlagen war, soll kurzzeitig das Bewusstsein verloren haben, wie der Kölner Express berichtete. Die Helfer eilten herbei, doch "HHF" konnte sich selbst aus dem Wrack befreien, torkelte nur ein wenig.

Nach einem ersten Check im "Medical Center" an der Rennstrecke rief Frentzen Ehefrau Tanja an und gab Entwarnung: "Ich hatte hier einen schweren Unfall, aber mir geht es gut." Danach telefonierte der Sauber-Mann auch mit Vater Heinrich-Harald. Dem erzählte er: "Ich habe starke Kopfschmerzen, wohl eine Gehirnerschütterung."

Frentzen, der nach seiner Kündigung bei Arrows eigentlich erst in der nächsten Saison für die Schweizer fahren sollte, wurde von Teamchef Peter Sauber zu den Tests nach Silverstone bestellt. Dort zeigte der Deutsche auf Anhieb seine Klasse, drehte insgesamt 71 Runden und fuhr in 1:21,646 Minuten sogar Tagesbestzeit. Frentzen hatte bei Sauber einen Vertrag für 2003 unterschrieben, der mit angeblich 2,8 Millionen Dollar dotiert sein soll.

Frentzen würde den Brasilianer Felipe Massa im Sauber-Cockpit ablösen, der wegen eines Regelverstoßes zuletzt in Monza von den Sportkommissaren für das Rennen in Indianapolis um zehn Startplätze nach hinten versetzt wurde. Da "HHF" von dieser Strafe aber nicht betroffen wäre und für das Team wichtige Punkte im Kampf um den fünften Platz der Konstrukteurs-Wertung holen könnte, kam Sauber
die Idee mit dem Blitz-Comeback.

Damit würde das "Team Mönchengladbach" in Indianapolis seine Premiere feieren, denn Frentzens neuer Kollege wäre Ortsrivale Nick Heidfeld. Die Entscheidung über den Start beim Großen Preis der USA
liege nun ganz allein bei Frentzen. "Heinz-Harald wird in Indianapolis nur für Sauber fahren, wenn er sich gut fühlt. Sowas
kann nur der Pilot selbst entscheiden", sagte Sauber-Pressesprecherin Agnes Carlier am Freitag dem Sport-Informations-Dienst (sid).

Gesundheitlich gehe es dem 35-Jährigen wieder hundertprozentig gut, so Carlier: "Heinz-Harald war nach dem Unfall nochmal in der Klinik in Oxford zur Kontrolle. Er durfte noch abends nach Hause fliegen, und das hätte Oxford nicht erlaubt, wenn Komplikationen aufgetreten wären." Für Freitagmittag war eine weitere Untersuchung in Frentzens Wahlheimat Monaco vorgesehen, sagte Sauber-Pressemann Hanspeter Brack dem sid: "Es ist Spekulation, was er nach der Untersuchung macht und ob er in Indianapolis für Sauber fährt. Bevor wir nicht genau wissen, wie es ihm geht, treffen wir keine Entscheidung. Wir warten die Resultate der Untersuchung ab."

Ähnlich äußerte sich auch Frentzens-Berater Monte Field im sid-Gespräch: "Ich weiß nicht, was für eine Entscheidung getroffen wird, aber es wird sicher die beste Lösung für alle Beteiligten sein. Alles liegt nun im Interesse von Sauber. Wir tragen die Entscheidungen des Teams mit."

Frentzen hatte 1994 bei Sauber den Sprung in die "Königsklasse" geschafft. Danach fuhr der WM-Zweite von 1997 für Williams, Jordan, Prost und Arrows. Der Rheinländer bestritt bislang 140 Grand Prix, von denen er drei gewann: Imola 1997, Magny-Cours und Monza 1999. Frentzen ist der bislang erfolgreichste Sauber-Pilot, er holte zwischen 1994 und 1996 insgesamt 29 WM-Punkte für das Team.