• 26.01.2002 15:50

  • von Marcus Kollmann

Dupasquier: Wollen der beste Reifenhersteller sein

Der Motorsportdirektor über die Situation zwischen den Reifenherstellern und Michelins Philosophie der Gleichbehandlung

(Motorsport-Total.com) - Nicht nur in punkto Reifenentwicklung hat Michelin eine andere Philosophie als der Konkurrent Bridgestone, sondern auch was die Behandlung der Partner-Teams und die Saison-Ziele angeht. Diesen Eindruck vermittelte zumindest Motorsportdirektor Pierre Dupasquier in einem Interview mit 'Jaguar Racing'.

Titel-Bild zur News: Michelin-Motorsportdirektor Pierre Dupasquier

Dupasquier: Dieses Jahr noch bessere Reifen für unsere Teams

Beständigere und schnellere Reifen sollen 2002 mehr Erfolge ermöglichen

Befragt, was man sich denn nach der guten Vorstellung im letzten Jahr für diese Saison vorgenommen habe, antwortete der Franzose, dass man einfach noch schnellere und konstantere Reifen zur Verfügung stellen wolle.

Dass ein Michelin-Team am Ende des Jahres den Weltmeister stellt, daran hat Dupasquier im Moment jedoch noch so seine Zweifel: "Rein mathematisch haben wir keine Chance die Weltmeisterschaft zu gewinnen", meinte der Franzose. "Wir haben doch vier oder fünf Fahrer die sich die Punkte und Plätze auf dem Podium untereinander wegnehmen können. Demzufolge werden sich die Punkte auf alle Teams verteilen, wohingegen bei Bridgestone wohl Michael Schumacher alle Zähler einfahren wird", so die Erklärung des Motorsportdirektors, der davon ausgeht, dass der Ferrari-Pilot im Regelfall 10 Punkte holt und die Piloten der Michelin-Teams dahinter landen werden.

Aber den Weltmeister zu stellen, darum geht es Michelin eigentlich ohnehin nicht, so eine weitere Aussage Dupasquiers: "Wir wollen der beste Reifenhersteller sein", umschrieb der Franzose das Ziel. "Und das", fuhr er fort, "ist etwas ganz anderes als sich über den Gewinn der Weltmeisterschaft Gedanken zu machen."

Schwächere Teams profitieren von Entwicklungsarbeit der schnelleren Teams

Zu Michelins Philosophie gehört auch, dass alle Teams, egal ob sie wie im Fall von McLaren nun ganz neu dazugehören oder schon seit dem letzten Jahr dabei sind, gleichbehandelt werden.
Dies war ein ausschlaggebender Grund dafür, dass sich McLaren-Teamchef Ron Dennis zum Wechsel des Reifenpartners entschloss. Natürlich konzentrieren sich aber auch die Franzosen im Laufe der Saison mehr auf die konkurrenzfähigeren Teams.

Das hat jedoch für die anderen Rennställe keine Nachteile, versicherte Dupasquier: "Wir haben allen unseren Partnern gegenüber versprochen, dass wir ihnen die gleiche Aufmerksamkeit bei der Entwicklung schenken werden. Wenn man eine Neukonstruktion beurteilen muss, bleibt einem aber keine andere Wahl, als sich auf die Aussagen der konkurrenzfähigsten Teams zu konzentrieren", gestand der Michelin-Motorsportdirektor ein, dass man auf Grund des Wettkampfes zwischen den Reifenherstellern gezwungen ist irgendwo Prioritäten zu setzen.

Nachteile für die weniger konkurrenzfähigen Teams hat dieses Vorgehen seiner Meinung nach aber nicht: "Neben den Reifen gibt es ja noch eine Menge anderer Faktoren die über schnell oder langsam entscheiden. Wenn einer unserer Partner zwei Sekunden langsamer als die Pace ist, dann beklagt er sich nicht über die Reifen. Im Gegenteil; er weiß, dass er sich darüber keine Sorgen machen muss und die Reifen nicht das Problem für den fehlenden Speed seines Autos sind", erklärte Dupasquier abschließend und wies noch einmal darauf hin, dass die Michelin-Ingenieure, egal ob ein Team nun an der Spitze im Mittelfeld oder ganz am Ende fährt, von allen Informationen und Feed-back über die Reifen sammeln und dieses in die Weiterentwicklung mit einfließen würden.