• 26.06.2002 19:42

  • von Fabian Hust

Dupasquier: "Wir sind zu weit gegangen"

Michelin-Sportdirektor Pierre Dupasquier gibt zu, dass man am Nürburgring einen zu weichen Reifen mitgebracht hatte

(Motorsport-Total.com) - Es war in diesem Jahr nicht das erste Mal, dass die Michelin-Reifen zwar auf eine Runde im Qualifying perfekt funktionierten, im Rennen dann aber gleich um mehr als eine Sekunde langsamer waren, als die Pneus der Konkurrenz. Das war insbesondere im vergangenen Jahr noch anders herum der Fall. Aber Bridgestone war mit Ferrari auf dem Nürburgring zusammen so überlegen, dass man den Drittplatzierten Kimi Räikkönen locker hätte überrunden können, wenn man das den gewollt hätte.

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier

Pierre Dupasquier muss einen zu forsch ausgelegten Reifentyp zugeben

"Es darf nicht sein, dass der Reifen nach einer Rennrunde einbricht, auch wenn er später wieder kommt. Das müssen wir verbessern", so Mercedes-Motorsportdirektor Norbert Haug nach dem Rennen. Die Kritik am französischen Reifenhersteller wurde nach der Vorführung durch die Ferrari lauter. Michelins Sportdirektor Pierre Dupasquier, der im Gegensatz zu vielen anderen Experten behauptet, über einen Reifen könne man nur Zehntel finden, über ein Auto jedoch eine Sekunde, schob die Dominanz auf den guten Ferrari.

In einem vorab veröffentlichten Auszug des 'Autosport'-Magazins hat der Reifenchef nun jedoch eingestanden, dass man auf dem Nürburgring einen zu weichen Reifen eingesetzt hat: "Es ist unsere Aufgabe, so schnelle Reifen zu entwickeln wie möglich, aber dieses Mal sind wir ein wenig zu weit gegangen. Unsere Teams sagen immer 'werdet schneller'. Wir versuchen dies und suchen nach dem Limit."

Besonders bei BMW-Williams, wo das Auto nicht sehr sanft mit den Hinterreifen umgeht, klagte man über arge Balanceprobleme. Schon von außen war sichtbar, wie nervös das Auto auf der Hinterachse lag. Und auch bei den anderen Teams war ein erhöhter Verschleiß bei den Reifen zu erkennen. "Wir werden von jetzt an definitiv eine konservativere Reifenmischung mitbringen", so Dupasquier. "Vielleicht werden wir dabei etwas Grip verlieren, vielleicht auch nicht."

Konkurrent Bridgestone hat bewiesen, wie es geht. Zwar ist der Reifen in der Qualifikation meistens nicht weich genug um auf Pole Position zu fahren, dafür aber ist er dann im Rennen unglaublich konstant und ausreichend schnell. Der Unterschied zwischen der Qualifikationsleistung und dem Rennen ist bei Michelin im Moment einfach zu groß. Und von Pole Positions spricht am Ende der Saison keiner mehr, sondern nur von Rennsiegen.