• 27.08.2004 20:30

Dupasquier: Weniger Tests, langsamere Reifen

Für Michelins Motorsportdirektor ist der Weg zu langsameren Reifen einfach: Weniger Testfahrten, doch dies wird wohl nicht passieren

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was denkst du über die vorgeschlagenen Regeln bei den Reifen für das kommende Jahr?"
Pierre Dupasquier: "Über die Reifenregeln regen wir uns nicht auf. Wir waren nur dagegen, als die FIA erklärte, sie wolle nur noch einen einzigen Reifenhersteller. Wir glaubten, dass dies wohl nicht die beste Idee war. Wenn man in der Formel 1 nur noch einen Reifenhersteller hätte, so wie in der NASCAR oder der Formel 3000, dann beschneidet man den Wettbewerb. Dieser wird dann anders. Es funktioniert aber: Das Spektakel ist gut, die Show, die Rennen allgemein, aber es ist nicht mehr dasselbe. Aber in der Formel 1 gibt es diese Würze, der vom Wettbewerb auf allen Ebenen herrührt."

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier

Pierre Dupasquier sorgte mit seinem Vorschlag für Wirbel

"Auf der anderen Seite produzieren wir ungern im Winter 20.000 Reifen und lassen sie dann von 'FedEx' zu den Grands Prix bringen. Das macht keinen Sinn. Das würde ja nur einem Liefern von Reifen gleichkommen, nicht einer Entwicklung. Wir müssen einen Vorschlag finden, der die Ziele von Max (Mosley, FIA-Präsident; d. Red.) erreicht, denn diese sind gut. Aber dieser muss auch einen Wettbewerb schaffen, wir haben also das Angebot gemacht, uns zu fragen. Uns zwingt man aber auf, einen Reifen zu liefern, der länger hält. Die Anzahl der Reifen wird geringer werden, damit werden sie auch langsamer sein."#w1#

"Damit liegt es nicht mehr an uns, zu sagen, ob es ein Satz, zwei Sätze, drei oder vier Sätze werden. Die Regeln müssen von ihnen geschrieben werden, aber die Idee dahinter war auch, nach Alternativen zu suchen. Somit auch nach Möglichkeiten, den Wettbewerb zu erhalten aber gleichzeitig das Produkt so einzuschränken, trotz des Wettbewerbs, dass er langsamer wird. Die Konstruktion der Reifen ergibt sich hauptsächlich aus den Testfahrten, aber das möchte niemand anfassen. Da habe ich keine große Hoffnung."

Freie Reifenwahl für alle? Kaum durchsetzbar

Frage: "Ihr habt einen Vorschlag bei der FIA eingereicht, der schlussendlich aber abgelehnt wurde. Kannst du ihn uns erläutern?"
Dupasquier: "Damit wollten wir nur unsere Position untermauern. Wir möchten unser Bestes geben und uns dem Vergleich mit unseren Konkurrenten stellen. Die Teams sind keine Gegner von uns, aber der andere Reifenhersteller. Und jede Gelegenheit, die uns zeigt, wo wir stehen, ist uns willkommen. Das könnte so weit gehen, dass ein Reifen für jeden zur Verfügung steht. In der NASCAR wurde das mit Goodyear und Hoosier bereits gezeigt. Jeder konnte jeden Reifen nehmen. Leo Mehl (Ex-Rennchef von Goodyear; d. Red.) erklärte mir, dass das die teuerste Sache seines Lebens war, denn er musste bei jedem Rennen Reifen für alle produzieren. Aber das wäre schon machbar. In der Formel 1 gibt es natürlich Verträge, eine Kopplung zwischen den Herstellern und den Reifenfirmen. Daher wäre es wohl kaum machbar, aber technisch gesehen würden wir es begrüßen."

Frage: "Wegen der vielen Siege von Michael Schumacher und Ferrari fällt es vielen schwer, noch an die Chancen von Michelin zu glauben. Für euch ist das sicher nicht einfach. Wenn du dir es wünschen könntest: Welche Wetterbedingungen würdest du für morgen bevorzugen?"
Dupasquier: "Da muss man nur einen Blick auf die Fakten werfen. Das wurde heute Morgen schon angesprochen, als wir über Regenreifen sprachen. Es hat vor einiger Zeit ja auch beim Testen in Mugello geregnet. Da waren Button (BAR-Honda mit Michelin), Barrichello (Ferrari mit Bridgestone) und Zonta (Toyota mit Michelin) gleichzeitig auf der Strecke. Zwischen unseren Autos lagen vier Sekunden, mit den gleichen Reifen. Der Abstand kann also selbst bei gleichen Reifen gigantisch sein. Es ist daher schwierig, aber wir müssen einfach unser Bestes geben."

Frage: "Tony Purnell hat anstelle des derzeitigen Qualifyings vorgeschlagen, kurze Rennen mit geloster Startaufstellung durchzuführen. Was hältst du von dieser Idee?"
Dupasquier: "Wenn sich das Qualifying ändert, dann wären auch die Reifenanforderungen anders. Wenn wir über einen, zwei oder drei Sätze pro Wochenende reden, dann würde das schon alles verändern, wenn wir allein drei Sätze nur für das Qualifying bräuchten. Abgesehen davon sollte das Rennen der Höhepunkt des Wochenendes sein."