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Dupasquier: "Ferrari und Toyota werden profitieren"
Pierre Dupasquier erklärt die Konsequenzen des Wechsels zweier Michelin-Ingenieure zu den Bridgestone-Teams Ferrari und Toyota
(Motorsport-Total.com) - Michelin sicherte sich 2005 den ersten WM-Titel seit dem Wiedereinstieg in die Formel 1, während Bridgestone in das bedenklichste Tief seit vielen Jahren stürzte. Die eigene Ratlosigkeit bekämpfte der japanische Reifenhersteller in erster Linie mit Tests, Tests und noch mehr Tests, aber auch damit, Wissensträger von der französischen Konkurrenz abzuwerben.

© GMC
Dupasquier weiß, dass Bridgestone versucht, Know-how abzuwerben
Bridgestone fischte nicht direkt in den Gewässern von Michelin, sondern warf stattdessen eine Toyota- und eine Ferrari-Angel in den großen Formel-1-See aus. Angebissen haben bereits im März Pascal Vasselon, der seither die Radaufhängungen für Ralf Schumacher und Jarno Trulli entwickelt und seinen Kollegen bei Toyota zu erklären versucht, wie sie mehr aus den Pneus herausholen können, und im September Gérald Brussoz, neuerdings einer der Hochkaräter in Maranello.#w1#
Michelin nicht von einzelnen Mitarbeitern abhängig
"Jeder Mitarbeiter besitzt eine bestimmte Kompetenz und trägt zum gesamten Know-how des Unternehmens bei, daher war es natürlich ein Verlust", kommentierte Michelin-Sportchef Pierre Dupasquier im Exklusiv-Interview - nachzulesen ab morgen (Donnerstag) auf 'F1Total.com' - die Abgänge von Vasselon und Brussoz. Angst davor, dass die Motorsportabteilung in Clermont-Ferrand ausbluten könnte, hat er aber nicht: "Zum Glück ist ein Unternehmen wie Michelin nicht von einer Einzelperson abhängig."
Und noch ein Argument lässt den 68-Jährigen, der seine Tätigkeit als Sportchef Ende des Jahres zurücklegen wird, trotz allem ruhig schlafen: "Die Entwicklungsgeschwindigkeit in der Formel 1 ist heutzutage so schnell, dass die Reifen von 2005 mit den Reifen von 2004 nichts mehr zu tun haben. 2006 wird wieder alles ganz anders sein. Was ich damit sagen will: Jemand, der 2004 unsere Reifen gebaut hat, wird mit diesem Wissen 2006 nicht mehr viel anfangen können", erklärte er.
Die große Frage ist, wie Bridgestone konkret davon profitieren kann, dass zwei Partnerteams Ingenieure mit wertvollem Michelin-Know-how unter Vertrag genommen haben. Vasselon und Brussoz haben mit Sicherheit keine Notebooks voll mit Daten aus Clermont-Ferrand mitgenommen, zumal Spionage nicht erst seit dem Toyota/Ferrari-Skandal ein heikles Thema ist, doch das Hintergrundwissen, das sie im Kopf haben, kann ihnen kein Gesetz der Welt wegnehmen.
Teams werden von Vasselon und Brussoz profitieren
"Es gibt zwei Kernbereiche: erstens die Aerodynamik, den Anpressdruck, und zweitens die Interaktion zwischen Chassis und Reifen", kreiste Dupasquier die Kriterien der modernen Formel 1 ein. "Wenn jetzt jemand den Reifen genau kennt, ist das für die Chassisingenieure eines Teams sicher eine Hilfe, weil sie so mehr darüber herausfinden können, wie man die Reifen richtig einsetzen muss. Davon werden unsere Freunde von Ferrari und Toyota mit Sicherheit profitieren."
Dass seine ehemaligen Kollegen von früher ausgerechnet zu Teams gewechselt sind, die 2006 von Bridgestone ausgestattet werden, ist laut Dupasquier übrigens "kein Zufall", wie er unterstrich: "Anscheinend verfolgt jemand ganz gezielt die Strategie, Know-how von Michelin abzuwerben", sagte er. Aber: "Das passiert in jeder Disziplin. Wir sind eben Konkurrenten und machen es uns in keinem Bereich leicht. Ich meine allerdings, dass das ganz normal ist und von Zeit zu Zeit passiert."

