• 16.05.2003 19:24

Dupasquier: "Es ist eine unübersichtliche Situation"

Michaelin-Rennchef Pierre Dupasquier über die Problematik der Regenreifen und die Wünsche für die nächstjährige Saison

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Die FIA hat die Reifenhersteller gebeten einen Regenreifen mitzubringen, den sie dann kontrollieren will. Inwieweit hat euch das beeinflusst, welche Art von Reifen ist es, wie einfach kann er bereitgestellt werden und werdet ihr ihn stetig weiterentwickeln? Kannst du uns einige Informationen darüber geben?"
Pierre Dupasquier: "Es ist eine etwas unübersichtliche Situation, weil entschieden wurde, dass wir nur einen Regenreifentyp mitbringen können. Wir beide (Michelin und Bridgestone; Anm. d. Red.) haben die Entwicklung vorangetrieben, um eine Lösung anzubieten, die mit der Regenmenge zurechtkommt, mit der wir konfrontiert werden könnten. Nur welchen Typ genau? Das ist nicht definiert, und so kamen sie und wir mit einer Lösung, von der wir glaubten, dass sie mit nassem Asphalt zurechtkommt. Dann kam die FIA auf uns zu und erklärte, verständlicherweise, dass sie das Rennen auf jeden Fall um 14 Uhr starten werden, egal welche Bedingungen herrschen. Wir erklärten daraufhin, dass man mit Formel-Autos nicht bei allen Bedingungen fahren kann, wenn wir nicht einen Reifen dafür vorbereiten würden. Dann kam die Idee mit dem Monsun-Reifen auf, der fünf Runden hält und sich dann selbst auflöst. Wir verstehen die FIA, dass sie das Rennen um 14 Uhr starten wollen, aber es ist technisch nicht machbar, einen Regenreifen für die Formel 1 zu entwickeln, mit dem man Rennen fahren kann, wenn das Wasser fünf Zentimeter hoch steht - und das kann passieren. Dann können durchaus noch kleine Rinnsale über die Strecke laufen, dagegen sind wir machtlos. Es gibt Bedingungen, in denen ein Formel-Auto nicht fahren kann. Wir wissen also nicht genau, welchen Regenreifen wir für solche Bedingungen vorbereiten sollen. Im Scherz gesagt: Wir müssten vier oder fünf verschiedene Typen mitbringen, um alle Bedingungen abzudecken."

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier

Pierre Dupasquier: Michelin geht auf alle Wünsche der Teams ein

Frage: "Was wäre denn eine ideale Lösung, die ihr euch für das nächste Jahr wünschen würdet?"
Dupasquier: "Das Beste wäre eine totale Freiheit, den Reifen mitzubringen, der zu den Bedingungen passt. Aber das ist natürlich aus praktikablen, logistischen und Kostengründen nicht möglich. Daher sollten wir einen Reifen haben, der auf normal nasser Strasse gut funktioniert. Auch einen Monsun-Reifen sollten wir mitbringen, damit wir das Rennen um 14 Uhr starten können und sich keiner beschwert, auch wenn es vielleicht nicht nützlich ist oder es ein Durcheinander gibt. Aber das Rennen könnte technisch gesehen um 14 Uhr gestartet werden."

Frage: "Bei den Trockenreifen haben die Teams in diesem Jahr eine viel größere Auswahl. Was hat sich für euch, auch auf dem technischen Gebiet, dabei verändert?"
Dupasquier: "Wir haben vielleicht nicht die gleiche Herangehensweise, aber unser Ziel ist es einen Reifen zu entwickeln, der den Regeln entspricht. Und wir brauchen zwei Reifentypen, weil die Strecke kalt sein kann oder sich bis auf 45 oder 48°C erwärmen könnte. Ein Reifentyp könnte das nicht schaffen. Der Kurs bleibt gleich und die Oberfläche verändert sich nicht, aber der Unterschied zwischen den Autos im Rennen ist sehr wichtig; wir reden hier von Hundertstel- oder Zehntelsekunden. Auf der technischen Seite verhält es sich jedoch so, dass wenn man einen Computer mit diesen Unterschieden füttert, um den optimal passenden Reifen zu entwerfen, der gleiche Reifen entstehen würde. Aber ein Rennen in Zeltweg ist nicht wie ein Rennen in Monte Carlo oder Barcelona, daher hören wir auf alles, was uns die Teams bei den Testfahrten sagen. Was auch immer sie wollen, wir werden es tun, weil wir es können. Normalerweise beschränken sich die Teams aber auf zwei oder drei verschiedene Reifentypen. Manchmal möchte jemand etwas mehr ? eine kleine Konstruktionsänderung oder einen weicheren Gummi ? dann tun wir das auch. Im Normalfall kommen wir aber mit fast den gleichen Reifen an die Strecke."