• 26.03.2005 15:22

Dupasquier: Bridgestone "wird Fortschritte machen"

Michelins Motorsportdirektor über die Schwächephase von Bridgestone, die Arbeit mit vielen Partnerteams und die Zukunft von Pascal Vasselon

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie zufrieden bist du mit dem Abschneiden von Michelin beim Malaysia-Grand-Prix?"
Dupasquier: "Für die gesamte Motorsportabteilung war es ein großartiges Ergebnis, dass Michelin die ersten sechs Positionen einnahm. Viele Angestellte des Unternehmens haben dieses Ergebnis herzlich aufgenommen. Dieser Grand Prix unterstrich das, was ich schon im Winter sagte: Die jüngsten Regeländerungen legen mehr Betonung auf die Reifen, und darüber bin ich natürlich froh."

Titel-Bild zur News: Michelins Motorsportdirektor Pierre Dupasquier

Pierre Dupasquier erwartet, dass 2006 Teams zu Bridgestone zurückkehren

Frage: "Ferrari hinkte den Schnellsten anderthalb Sekunden pro Runde hinterher. Warum?"
Dupasquier: "Der Rennleiter des Teams, Jean Todt, hat die Gründe der Presse erklärt. Er sprach von einem 'Mangel an aerodynamischen Abtrieb und zu wenig Grip'. Es ist ziemlich offensichtlich, dass die Reifen nicht ganz Ferraris Erwartungen erfüllt haben."#w1#

Rivalität als Antrieb zu besseren Leistungen

Frage: "Kann diese Erklärung überzeugen? Die Kombination Ferrari und Bridgestone hat 2004 gut funktioniert, warum sollte sie in dieser Saison nicht mehr so effektiv sein?"
Dupasquier: "Wenn ein Reifensatz an einem Rennwochenende 350 Kilometer durchstehen muss, dann ist es entscheidend, dass man die richtige Konstruktion und Mischung wählt. Dabei mit mehreren Teams zu arbeiten, macht es noch komplizierter. Auf der anderen Seite bekommt man so ein breiteres Spektrum von Rückmeldungen, als bei nur einem Chassis. Ich sagte es oft: Der Motorsport ist für Michelin ein fantastisches Testlabor, aber es ist wichtig, dabei ein Element des Wettbewerbs zu bewahren."

Frage: "Ist die Idee eines Einheitsreifen komplett vom Tisch?"
Dupasquier: "Einige Ideen halten sich für eine lange Zeit und es wird immer Leute geben, die den Sport auf diese Straße bringen wollen. Michelin hat immer klargestellt, dass eine Teilnahme im Motorsport nur dann Sinn macht, wenn man sich dem Vergleich mit anderen Herstellern stellen und dabei beweisen kann, dass man einen Leistungsvorteil hat. Wenn diese Rivalität nicht da wäre, dann würde unsere Teilnahme eher einer Gönnerschaft gleichkommen. Für uns oder die Teams wäre das nicht interessant. Einige Formel-1-Teamchefs haben uns 1999, als es nur einen Hersteller in der Formel 1 gab, kontaktiert. Ich erinnere mich sehr gut daran."

Frage: "Welche Arbeit steht für einen Reifenhersteller im Winter an?"
Dupasquier: "Ich kann natürlich nicht für unseren Gegner sprechen, aber wir bei Michelin sind überzeugt, dass das Rennen von dem Fahrer gewonnen wird, der klever genug ist, das beste Setup bei der Aerodynamik, den Motoreinstellungen, dem Grip und der Traktion zu erarbeiten. Über den Winter haben wir hart mit unseren Partnern zusammengearbeitet. Wir haben ihre speziellen Anforderungen gelernt, ohne ihnen dabei spezielle Gefallen zuzugestehen. Unserer Meinung nach kann man keine genauen Rückschlüsse auf Vor- und Nachteile von Reifen, Aerodynamik oder was auch immer ziehen, wenn man nur das Rennergebnis hat. Ferrari und ihr Reifenpartner haben die Entscheidung getroffen, eine feste Partnerschaft zu bilden. Das war ihre Wahl - und es ist auch der Grund, warum viele unserer Teams entschieden haben, zu Michelin zu wechseln."

Großer Respekt vor Bridgestones Arbeit

Frage: "Besteht nicht die Wahrscheinlichkeit, dass Bridgestone für 2006 versuchen wird, einige Teams wieder zurückzugewinnen, um die eigene Entwicklung besser voranzutreiben?"
Dupasquier: "Wir sehen derzeit keinen Grund, warum sich der Trend umdrehen oder warum einer unserer Partner diesen Schritt wagen sollte. Außer natürlich, es kommen finanzielle Aspekte ins Spiel. Aber wir sind da sehr wachsam: Wir haben großen Respekt vor der Arbeit der Techniker bei Bridgestone. Sie werden Fortschritte machen, und es liegt an uns, diese auch zu erreichen. Hier kann man sehen, dass der Wettbewerb im Motorsport zu ständigen Fortschritten führt und wir müssen dabei auf jedes Detail achten."

Frage: "Pascal Vasselon - 2004 noch Formel-1-Projekt-Manager bei Michelin - geht zu Toyota. Was ist deine Reaktion darauf?"
Dupasquier: "Als wir Pascal die Chance anboten, seine Karriere bei Michelin in den USA weiter aufzubauen, erklärte er uns, dass er gerne in der Formel 1 verbleiben würde. Dass ein Partner von uns einem ehemaligen Michelin-Ingenieur einen Job anbietet, unterstreicht die Wichtigkeit der Rolle der Reifen. Und was die Geheimnisse angeht, die Pascal mitnehmen könnte, so vertraue ich da auf seine Integrität und Professionalität. Er ist - und wird es auch immer bleiben - ein erstklassiger Ingenieur. Ich wünsche ihm viel Erfolg."