• 05.08.2004 14:39

  • von Fabian Hust

Droht Panis das Karriereende in der Formel 1?

Die Anzeichen verdichten sich, dass Olivier Panis Ende der Saison ohne ein Cockpit in der Formel 1 dastehen wird

(Motorsport-Total.com) - Überraschend hat Toyota am Donnerstag bekannt gegeben, dass man mit sofortiger Wirkung Cristiano da Matta gegen Testfahrer Ricardo Zonta austauscht. Dieser soll im Einsatz während den restlichen kompletten Rennwochenenden der Saison zeigen, zu was er fähig ist, und sich vielleicht für das Stammcockpit 2005 an der Seite von Ralf Schumacher empfehlen.

Titel-Bild zur News: Olivier Panis

Möglicherweise ist Olivier Panis 2005 nur noch Formel-1-Zuschauer

Die Entscheidung, dass es den Brasilianer trifft und nicht etwa Olivier Panis, war rein leistungsbezogen, wie Teamchef Tsutomu Tomita erklärte. Der Franzose bleibt an Bord, weil "er der Fahrer ist, der das beste Teamergebnis des Jahres bisher herausfahren konnte (Fünfter in Indianapolis) und er mehr WM-Punkte eingefahren hat (5)."#w1#

Schmeichelhaftes Lob für Panis

Panis konnte zwei WM-Zähler mehr einfahren als der ehemalige CART-Champion, er rangiert einen WM-Rang vor da Matta. Die Worte des Japaners klingen nicht gerade danach, als sei man mit der Leistung von Olivier Panis zufrieden, eher danach, als habe man sich gegen das "geringere Übel" entschieden. Einen Stammfahrer muss man auf jeden Fall behalten, denn sonst hat man für Zonta keinen verlässlichen Maßstab.

Für Olivier Panis könnten die kommenden sechs Rennen die letzten seiner Formel-1-Karriere sein. 1996 gewann er vom 14. Startplatz aus den Grand Prix von Monaco. Obwohl einige Stars an der Spitze ausfielen oder sich selbst eliminierten, gilt Panis' Fahrt durch den regennassen Leitplankenkanal noch heute als einzigartiger Husarenritt - aber dieser Eintagsfliege geht bei den Vertragsverhandlungen längst die Puste aus.

Panis ist ein echtes "Nationalprodukt"

Als typisches Produkt der französischen Nachwuchsförderung der 80er Jahre durchlief er nach dem Gewinn des begehrten 'Volant elf Awards' der Rennfahrerschule 'Winfield' die klassischen Karrierestufen: Meister in der Formel Renault 1989, zwei Jahre Formel 3 und schließlich 1993, in seinem zweiten Jahr in der Serie, der Titel des Formel-3000-Europameisters.

Folgerichtig debütierte Panis mit dem französischen Traditionsrennstall Ligier 1994 in der Formel 1. Dort schien der Aufstieg zunächst weiterzugehen: Ein Podiumsplatz zu Saisonmitte sowie sein historischer Monaco-Sieg 1996 versprachen Großes. 1997 - der vierfache Champion Alain Prost hatte nun das Team übernommen - avancierte Olivier Panis gar zum regelmäßigen Sieganwärter.

Seit seinem schweren Unfall geht es bergab

Beim Grand Prix von Kanada in Montreal jedoch wendete sich das Schicksal: Panis verlor seinen Boliden außer Kontrolle, schlug stumpf in die Reifenstapel ein und brach sich beide Beine. Obwohl er noch im selben Jahr wieder ins Cockpit stieg, begann hier der Absturz des Prost-Teams, der Olivier Panis mit zwei punktelosen Saisons fast mit sich riss.

Ausgerechnet mit einem der bis dahin eher ungeliebten Testfahrer-Jobs stieg er 2000 wie Phönix aus der Asche: Als Entwicklungsfahrer bei McLaren-Mercedes erntete in der Grand-Prix-Szene große Wertschätzung für seinen technischen Input. Sein Comeback als Rennpilot bestätigte, was Experten nie bezweifelt hatten: Bei BAR-Honda konnte er den Vergleich mit Teamkollege Jacques Villeneuve ausgeglichen gestalten und brachte sich damit wieder nachhaltig ins Gespräch.

Panis ist ein anerkannt guter Entwickler

Der einzige Titel, den der Rennfahrer aus Lyon in der Formel 1 eroberte, ist der des am meisten unterschätzten Grand-Prix-Piloten. Seine wahre Klasse nahmen bislang eher Insider wahr. Olivier Panis gilt als guter Entwickler, nicht umsonst hat ihn McLaren-Mercedes nur ungern ziehen lassen. Viele Experten sind aus diesem Grund der Meinung, dass Toyota an Panis festhalten sollte.

Doch Toyota - insbesondere die Oberbosse in Japan - sind nach nur drei Jahren in der Formel 1 bekannt für ihre recht eigenwillige Fahrerpolitik. Allan McNish und Mika Salo halfen dabei, das Team aufzubauen, testeten sich die Lunge aus dem Hals, leisteten in den Augen der Experten in der ersten Saison gute Arbeit. Doch das Team entließ sie vorzeitig, zahlte lieber drauf, um zwei vermeintlich bessere Piloten zu verpflichten.

Kontinuität ist bei Toyota wieder ein Fremdwort

Immerhin folgten dann zwei Jahre der Kontinuität, bis jetzt erneut Unruhe in das Team gebracht wird. Im Moment sieht es so aus, als würde man 2005 erneut mit einer neuen Fahrerpaarung an den Start gehen, dann wären in vier Jahren Formel 1 mindestens sieben verschiedene "Stammfahrer" im Toyota gesessen. So müsste man hoffen, dass Ralf Schumacher den alten TF104B bei Testfahrten noch so gut kennen lernt, dass er dem Team detaillierte Auskunft geben kann, in welchen Bereichen man bei TF105 Fortschritte erzielen konnte und wo alte Schwachstellen bestehen geblieben sind.

Sollte sich Toyota tatsächlich gegen eine weitere gemeinsame Zukunft mit Olivier Panis entscheiden, dann dürfte es der Franzose schwer haben, einen neuen Arbeitgeber zu finden. Am 2. September wird er bereits seinen 38. Geburtstag feiern, 152 Grands Prix hat er bereits auf dem Buckel, ein Sieg, null Poles und null schnellste Rennrunden und lediglich 75 WM-Punkte sprechen auf dem Papier einfach gegen ihn.

Panis will bei Toyota bleiben

Zudem hat Olivier Panis vor einigen Tagen klargemacht, dass er nicht mehr länger Lust hat, dem Feld hinterherzufahren. Ein Wechsel zu einem zweit- oder drittklassigen Team kommt also scheinbar nicht in Frage. Dennoch wünscht er sich einen Verbleib bei Toyota: "Ich möchte mit Toyota weitermachen. Ich möchte auch Mike (Gascoyne; Anm. d. Red.) und den anderen Jungs dabei helfen, es mit Toyota an die Spitze zu schaffen. Ich bin keiner, der frühzeitig aufgibt oder nicht mehr 100 Prozent leistet. Das respektiert das Team. Daher möchte ich zumindest noch ein Jahr bleiben, danach sieht man weiter."

Auch sein Alter sieht Panis nicht als Problem an: "Um heutzutage in der Formel 1 schnell zu sein, muss man Selbstvertrauen haben. Selbstvertrauen wiederum basiert auf Erfahrung. Michael Schumacher ist der zweitälteste Fahrer nach mir. Hat er seinen Zenit schon überschritten? Ich denke nicht. Das Alter ist doch nur eine Zahl, aber es kommt auf die Einstellung, die Entschlossenheit und natürlich den Speed an."

Wechselt Panis in die DTM?

Doch Panis wird schon mit einem Wechsel in die DTM in Verbindung gebracht. Dort zeigt sein ehemaliger Prost-Teamkollege Jean Alesi, dass einem der Umstieg in den Tourenwagensport gelingen kann. Während sein Landsmann als purer Racer gilt, ist Heinz-Harald Frentzen wie Olivier Panis technisch bewandert. Beim Mönchengladbacher läuft in der DTM aber bisher nichts zusammen. Vorteil Panis: Bei Mercedes kennt man den Rennfahrer bestens, die Chancen, von Anfang an in einem Top-Auto zu sitzen, stehen gut, zumal mit Gary Paffett und Christijan Albers gleich zwei Piloten vor dem Wechsel in die Formel 1 stehen.