• 15.08.2002 14:20

Dreimaliger Formel-1-Weltmeister Piquet wird 50

Schumacher schickte Piquet in Formel-1-Rente, in den USA überlebte der Brasilianer einen Horrorcrash bei den Indy 500

(Motorsport-Total.com/sid) - Wenn Nelson Piquet nur den Namen Michael Schumacher hört, müsste ihm noch heute der Angstschweiß auf der Stirn stehen. Der Brasilianer gehörte damals als dreimaliger Weltmeister zu den unbestrittenen Stars der PS-Branche, als der junge Kerpener 1991 sein Teamkollege bei Benetton wurde und die Formel-1-Welt auf den Kopf stellte.

Titel-Bild zur News: Nelson Piquet

Nelson Piquet wird am kommenden Samstag 50 Jahre alt

Youngster "Schumi" ließ Piquet ganz alt aussehen, er schickte den Routinier so gesehen in Rente. Denn der Champion von 1981, 1983 und 1987 hängte seinen Helm nach nur zwei Monaten mit Schumacher zum Saisonende an den Nagel, nach dem 204. Grand Prix seiner Karriere war er in Adelaide/Australien an der Endstation angekommen.

"Ich habe damals sofort gespürt: Dieser Junge ist etwas ganz Besonderes, ein Juwel", erklärt Piquet, der am Samstag seinen 50. Geburtstag feiert. "Schumacher hatte das gewisse Etwas, was man braucht, um ein Superstar zu werden. Er hatte das Zeug zu einem Weltmeister." Zum Vergleich: Piquet gewann insgesamt 23 Rennen, Schumacher hat nach 173 Grand Prix bereits 62 Siege auf seinem Konto, mehr als jeder andere Fahrer.

Piquet flüchtete vor Schumacher in die USA, wo er sein Glück in Indianapolis beim berühmten 500-Meilen-Rennen suchen wollte. Für den Brasilianer begann auf dem Zweieinhalb-Meilen-Oval beinahe alles von vorn, wie ein Fahrschüler musste er die ersten Erfahrungen sammeln. Sein Lehrmeister war Teamkollege Gary Bettenhausen. Piquet kam mit der rasanten Kreisfahrt überraschend schnell zurecht. Rückblickend gab er zu: "Bis 220 Meilen ist alles kinderleicht, doch dann musst du dein Herz fest in beide Hände nehmen."

Am 7. Mai 1992 wäre Piquet das "Abenteuer Indianapolis" um ein Haar zum Verhängnis geworden. Sein Lola-Buick zerschellte mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 323 km/h in Turn 4 an der Betonmauer. Der Brasilianer kann sich an die schwärzeste Stunde seiner Karriere nicht mehr erinnern, obwohl er den Unfall bei vollem Bewusstsein erlebte. Das viele Morphium während der Intensivbehandlung raubte ihm die Erinnerung. Unzählige Male studierte er die Videoaufnahme des Vorfalls und kam zu dem Schluss: "Kurz vor dem Unfall flammte das gelbe Licht auf. Wahrscheinlich bin ich zu abrupt vom Gas gegangen und wollte gleich in die Boxengasse abbiegen."

Als Piquet auf dem Operationstisch des Methodist Hospital von Indianapolis landete, plädierten neun von zehn Ärzten für die Amputation des linken Fußes. Nur Dr. Terry Trammel bat sich eine Stunde Bedenkzeit aus. In dieser Stunde wurde mit einem externen Bypass die Blutzirkulation im völlig zerschmetterten linken Fuß wiederhergestellt. Trammel erinnerte sich, noch nie ein derartiges Knochenpuzzle gesehen zu haben. Piquet: "Sie haben 17 Brüche an Ferse, Knöchel und Mittelfußknochen gezählt, einige Knochenteile waren völlig verschwunden."

Piquet selbst ließen die Verletzungen scheinbar kalt. Er sprach darüber, als würde es sich um einen kleinen Kratzer handeln, den er sich gerade beim Rasieren zugezogen hatte. Als er hörte, dass einer der Ärzte zu Lehrzwecken ein Foto des zertrümmerten Fußes vor der ersten Operation gemacht hatte, ließ er eine Vergrößerung davon anfertigen, um es an die Wand seines Büros zu hängen.