Donnelly rät Grosjean, Sprintermentalität abzulegen

Ex-Formel-1-Piot Martin Donnelly legt Romain Grosjean nahe, sein in den Aufstiegsklassen geprägtes Verständnis einer Rennstrategie zu überdenken

(Motorsport-Total.com) - Für Lotus ist die Formel-1-Saison 2012 ein zweischneidiges Schwert. Kimi Räikkönen besticht in seiner Comeback-Saison in der Königsklasse durch Konstanz und Tempo gleichermaßen und kam als einziger Pilot im Feld bei jedem der bisherigen 16 Rennen ins Ziel. Sechsmal schaffte der Ex-Weltmeister den Sprung aufs Podium.

Im Gegensatz dazu besticht Teamkollege Romain Grosjean in erster Linie durch seinen Speed im Qualifying. Das teaminterne Duell bei Lotus steht derzeit 9:6 für den Franzosen, der aufgrund seiner Sperre beim Grand Prix von Italien in Monza nur bei 15 der bisherigen 16 Saisonläufe antrat. Die Sperre fing sich Grosjean zwei Wochen vor Monza ein, als er in Spa-Francorchamps als Versursacher der prominent besetzten Startkollision ausgemacht wurde.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Romain Grosjean, Fernando Alonso, Sergio Perez, Pastor Maldonado

Romain Grosjean im Tiefflug - Für Ex-Lotus-Pilot Donnelly ist das Maß voll Zoom

Da der dramatische Zwischenfall in Belgien für Grosjean nur der "Gipfel" einer von Kollisionen in der Startrunde gekennzeichneten Saison war, redete unter anderem Lotus-Teamchef Eric Boullier eindringlich auf den Franzosen ein, künftig bedachter zu Werke zu gehen.

Andere Denke in den Nachwuchsformeln

Ex-Lotus-Pilot Martin Donnelly sieht es genauso und ruft Grosjean dazu auf, seine Fahrweise zu überdenken. "Wenn es ein- oder zweimal vorgekommen wäre, dann könnte man von Pech sprechen. Bei ihm waren es aber sieben Vorfälle innerhalb von neun Rennen", spricht Donnelly die Unfallserie von Grosjean gegenüber 'Sky Sports F1' an.

Nach einer längeren Unterhaltung mit Lotus-Teamchef Boullier am Rande des Grand Prix von Südkorea, glaubt Donnelly (der vor Ort als dritter Rennkommissar fungierte) den Grund für Grosjeans ungestümes Verhalten auf den ersten Metern eines Grand Prix zu kennen: Bevor der in Genf geborene Franzose im März dieses Jahres seine erste volle Formel-1-Saison unter die Räder nahm, tobte er sich in den Aufstiegsklassen Formel Renault, Formel 3 und GP2 aus und dort wurde ihm laut Boullier eingebläut, am Start so viele Plätze wie möglich gutzumachen.

"Das waren im Grunde Sprintrennen, bei denen die Starts ganz entscheidend sind", merkt Donnelly an und spannt den Bogen zur Formel 1: "Hier gibt es DRS-Zonen, verschiedene Rennstrategien und Verkehr auf der Strecke. Die Rennen dauern zwischen eineinhalb und zwei Stunden und werden nicht in der ersten Runde gewonnen."

Formel-1-Rennen sind keine Sprintrennen

Nach Ansicht des Nordiren müsse der vielgescholtene Lotus-Pilot Grosjean "nun erkennen, dass es nicht das Ende der Welt ist, wenn man am Start einen oder zwei Plätze verliert. Er muss sich darüber im Klaren sein, dass man erst ins Ziel kommen muss, um ganz vorn landen zu können". Diese Erfahrung mussten auch andere Piloten, die den klassischen Aufstiegsweg in die Formel 1 hinter sich haben, schon machen.

Beim Grand Prix von Südkorea nahm sich Grosjean die Ratschläge aus seinem Umfeld augenscheinlich zu Herzen. Weder am Start noch im weiteren Rennverlauf ließ sich der Franzose etwas zu Schulden kommen und beendete den Grand Prix. Mit knapp einer Minute Rückstand auf die Spitze und Platz sieben wird der Franzose auf lange Sicht gesehen allerdings nicht zufrieden sein.