• 14.03.2010 18:36

  • von Dieter Rencken

Domenicali: "Wir respektieren alle Gegner"

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali über den Doppelsieg von Bahrain, die Probleme bei Felipe Massa und die Entwicklungsrichtung seines Teams

(Motorsport-Total.com) - Beim Großen Preis von Bahrain erwischte Ferrari einen optimalen Start in die neue Rennsaison: Fernando Alonso und Felipe Massa beendeten das Wüstenrennen auf den Positionen eins und zwei und bescherten Ferrari damit die perfekte Ausbeute. Entsprechend zufrieden war Teamchef Stefano Domenicali mit der Leistung seiner Mannschaft. In seiner Medienrunde spricht der Italiener über die entscheidenden Szenen des ersten Rennens und über die kommenden Formel-1-Grands-Prix.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa, Stefano Domenicali (Teamchef)

Stefano Domenicali durfte in Bahrain vom Rosenwasser der Rennsieger kosten...

Frage: "Stefano, Fernando hat in der Pressekonferenz gesagt, dass er sich ein paar Körnchen aufgespart hatte und dass er zuversichtlich war, Vettel in den Schlussrunden noch abfangen zu können. Habt ihr am Kommandostand ebenfalls den Eindruck gehabt, dass die Geschwindigkeit da war, um Vettel zu schlagen?"
Stefano Domenicali: "Das war natürlich der Plan. Unsere Strategie war von Anfang an darauf ausgelegt, nur einen Boxenstopp zu absolvieren."#w1#

"Wir konnten nichts anderes machen, als unsere Reifen zu schonen und in der Schlussphase des Rennens zu attackieren. Ob wir die Pace dazu gehabt hätten, können wir leider - oder vielmehr: glücklicherweise - nicht sagen. Man kann aber sehr wohl festhalten, dass wir das Rennen in dieser Phase kontrolliert haben. Wir waren recht gut in Form, würde ich sagen."

"Ganz sicher ist dieses Rennen überaus wichtig für das Team." Stefano Domenicali

Frage: "Wie wichtig ist dir dieser erste Platz von Fernando und wie wichtig ist dir der zweite Rang von Felipe?"
Domenicali: "Ganz sicher ist dieses Rennen überaus wichtig für das Team - nach einer so schwierigen Saison wie der vergangenen und nach einer so kniffligen Entscheidung, wie wir sie 2009 treffen mussten. Damals setzte uns jeder die Pistole auf die Brust, aber das gehört nun einmal dazu. Aus diesem Grund muss ich gewisse Verantwortungen übernehmen."

"Dieses Ergebnis zeigt uns jedenfalls, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Ich muss mich dafür bei all den Leuten bedanken, die sehr hart gearbeitet haben. Wir haben uns zusammengerissen. Wenn man eine schlechte Saison hat, dann verfällt man leicht in Lethargie. Man kann aber nur mit Resultaten zurückkommen. An diesem Wochenende haben wir gesehen, dass das Auto eine gute Basis für die Zukunft ist."

"Die Saison ist sehr lange und wir müssen mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. Ich rechne fest damit, dass die anderen bald aggressiv zurückschlagen und konkurrenzfähig sein werden. Wir haben bei uns auf jeden Fall sowohl in der Qualifikation als auch im Rennen ein sehr gutes Auto gesehen. Wir haben noch etwas Arbeit vor uns, aber unsere Ausgangsbasis ist gut."

Ferrari hat viele Gegner auf der Rechnung

Frage: "Hast du einen Eindruck davon bekommen können, welches Team in diesem Jahr euer Hauptrivale sein wird? McLaren oder Red Bull?"
Domenicali: "Wir respektieren alle unsere Gegner um Red Bull, McLaren und Mercedes. Das sind allesamt starke Teams. Jetzt werden wir sehen, wem schneller Entwicklungen gelingen und wer rascher mit Neuerungen aufwartet."

"Ich habe größten Respekt vor unseren Rivalen." Stefano Domenicali

"Außerdem gilt es zu beobachten, wie sich die Reifensituation künftig bei unterschiedlichen Grands Prix und bei unterschiedlichen Bedingungen darstellt. Ich habe größten Respekt vor unseren Rivalen. Wir haben an diesem Wochenende gesehen, dass es sehr eng zugeht. Im Rennen kann ohnehin alles passieren. Wir haben ein langes Rennjahr vor uns."

Frage: "Im Rennen hattet ihr ein paar Sorgen in Bezug auf die Motorentemperatur bei Felipe. Gab es im Hinblick auf Fernandos Auto ähnliches Kopfzerbrechen am Kommandostand?"
Domenicali: "Nein, denn Fernando befand sich nicht im Windschatten eines anderen Autos. Die Temperaturen seines Motors waren okay. Glücklicherweise haben wir das Problem erkannt und konnten Felipe sagen, wie er damit umgehen sollte."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Bahrain


"Er hat das gut gemacht, denn er hätte auch deutlich aggressiver zu Werke gehen können. Für uns steht eben immer im Vordergrund, beide Autos ins Ziel zu bringen. Aus diesem Grund haben wir diese Sache mit Felipe auf diese Weise gelöst und eine gewisse Lücke zwischen den Fahrzeugen installiert."

Domenicali sieht Verbesserungsbedarf

Frage: "In welchen Bereichen muss sich Ferrari noch verbessern?"
Domenicali: "Wenn ich etwas auf diese Frage antworten kann, dann muss ich sagen, dass wir ganz einfach sicherstellen müssen, dass die Zuverlässigkeit einhundert Prozent beträgt. Wir sollten nicht irgendetwas erleiden müssen, was unsere Geschwindigkeit einschränkt."

"Es geht einfach darum, den Wagen von Rennen zu Rennen zu entwickeln." Stefano Domenicali

"Anhand der Zwischenzeiten meine ich erkannt zu haben, dass wir unser Auto in Bezug auf die Kurven, wie sie hier in Bahrain im zweiten Sektor vorherrschen, noch etwas verbessern müssen. Das betrifft die Stabilität. Es geht einfach darum, den Wagen von Rennen zu Rennen zu entwickeln. So müssen wir das angehen."

Frage: "Werdet ihr eure Entwicklungen nach und nach einführen oder wird es irgendwann ein großes Paket geben?"
Domenicali: "Ich denke, eine Sache ist klar: Je besser wir die Entwicklung vorhersehen können, umso schneller werden wir letztendlich sein. In dieser Woche wird sich wohl entscheiden, ob wir in Australien etwas Neues dabei haben werden oder nicht."

Motorenprobleme bei Ferrari?

Frage: "Ihr habt am Sonntag bei beiden Autos die Motoren ausgetauscht. Gab es etwas, was ihr stattdessen hättet tun können? Es war am Sonntag schließlich genauso heiß wie an den anderen Tagen..."
Domenicali: "Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wir wollten nicht Gefahr laufen, eine Strafe zu erhalten. So können wir diese Triebwerke noch an einigen Freitagen im weiteren Saisonverlauf zum Einsatz bringen - bei anderen Bedingungen."

"Wir wollten nicht Gefahr laufen, eine Strafe zu erhalten." Stefano Domenicali

"Die Temperaturen des Motors sind nicht das Problem, die Dynamik des Autos schon eher. Daran müssen wir arbeiten, um sicherzustellen, dass derlei Schwierigkeiten bei den nächsten Hitzerennen nicht mehr auftreten."

Frage: "Fernando meinte in der Pressekonferenz, dass es in diesem Jahr nur auf die Qualifikation und die erste Runde ankommen würde. Anschließend sei alles eine Prozession. Ist das eine Gefahr, der sich die Formel 1 2010 gegenüber sieht?"
Domenicali: "Das könnte man wohl sofort unterschrieben. Aber wir sollten erst einmal abwarten. Ich kann seine Meinung sehr gut verstehen, aber lasst uns zunächst abwarten, wie sich die Rennen entwickeln."

"Wir könnten andere Situationen und Verhältnisse haben. Meine persönliche Ansicht möchte ich erst nach ein paar Rennen zu Protokoll geben. Wir müssen erst einmal ein paar unterschiedliche Szenarien gesehen haben, um ein Urteil darüber zu fällen, ob es wirklich so aussieht."