• 26.06.2011 19:39

  • von Dieter Rencken

Domenicali: "Strecken passen zu unserem Auto"

Ferrari befindet sich weiter auf dem Weg nach vorne, doch Stefano Domenicali weiß, dass noch viel fehlt, um Red Bull gefährlich werden zu können

(Motorsport-Total.com) - Mit 28 Punkten war Valencia das bisher mit Abstand erfolgreichste Wochenende des Ferrari-Teams in dieser Saison. Nach den ebenfalls starken Vorstellungen in Monte Carlo und Montreal verleiht das Mut für die zweite Saisonhälfte. Andererseits ist der Punkterückstand von Fernando Alonso (99 auf Sebastian Vettel) und Felipe Massa (144) schon so groß, dass Ferrari die Weltmeisterschaft eigentlich als gelaufen betrachten muss. Teamchef Stefano Domenicali bewertet den heutigen Grand Prix von Europa dennoch überwiegend positiv.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali

Stefano Domenicali sieht Ferrari langsam wieder auf dem richtigen Weg

Frage: "Stefano, was sagst du zum heutigen Rennen von Fernando und was hat vom Tempo her den Unterschied zwischen Fernando und Felipe ausgemacht?"
Stefano Domenicali: "Ich finde, Fernandos Rennen war wirklich gut. Es war ein großartiges Rennen, in dem er Runde für Runde gepusht hat. Gegen Rennmitte hatte er eine Menge Nachzügler vor sich. Das ging natürlich allen so, aber das war keine leichte Aufgabe. Ich bin sehr zufrieden, denn wir haben gesehen, dass unsere Rennpace da ist. Wir haben einen der zwei Red Bulls auf der Strecke geschlagen. Ich freue mich auch, weil wir die richtige Strategie gewählt haben, um an Mark vorbeizugehen. Ein positiver Ausgang des Tages."

"Zu Felipe: Im zweiten Stint, der längste auf Soft, waren die Hinterreifen nicht wirklich vorhanden und er war nicht dazu in der Lage, das Tempo zu gehen, das wir uns gewünscht hätten. Das ist der Hauptunterschied, den ich in den Rennen der beiden gesehen habe. Ich bin aber mit beiden sehr zufrieden."

Kompliment an Vettel

Frage: "Glaubst du, dass Sebastian Vettel noch aufgehalten werden kann? Und wird euch das Zwischengas-Verbot ab Silverstone helfen, Red Bull einzuholen?"
Domenicali: "Ich weiß nicht. Gratulation an Sebastian, denn er hat das Rennen gewonnen. Sechs Siege in acht Rennen - dazu kann man nur gratulieren. Aber ich denke - ohne auf den WM-Stand zu schauen -, dass wir unsere Performance Rennen für Rennen verbessern müssen. Wenn wir ihn unter Druck setzen können, dann werden wir sehen."

"Keine Ahnung, was hinsichtlich der Auswirkungen auf die Performance in Silverstone passieren wird. Wir werden sehen, das wird auf jeden Fall sehr interessant. Normalerweise ist Silverstone eine Strecke, auf der Red Bull sehr schnell ist, weil es dort viele schnelle Kurven gibt. Das liegt Red Bull normalerweise sehr gut. Also müssen wir abwarten, aber ich bin zufrieden mit der Aufholjagd des Teams hinsichtlich der Performance unseres Autos."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Europa, Sonntag


Frage: "In Monte Carlo, Montreal und hier wart ihr sehr konkurrenzfähig, aber das sind sehr ähnliche Strecken. Glaubst du, dass ihr auch weiterentwickelt habt oder sind eure Fortschritte rein streckenspezifisch?"
Domenicali: "Ich glaube, es ist beides. Sicher passen diese Strecken besser zu unserem Auto, aber wir haben das Auto überall verbessert, würde ich sagen. Es ist eine Mischung der beiden Faktoren. Jetzt müssen wir sehen, wie gut unser High-Downforce-Paket für Strecken, auf denen schnelle Kurven sehr relevant sind, funktioniert. Mal sehen, wo wir dort stehen."

"Silverstone wird ein wichtiger Gradmesser, um zu sehen, wo die verschiedenen Teams nach den Änderungen stehen. Wir müssen auch bedenken, dass sich die spezifischen Reifen für diese Strecke auswirken können. Auch das müssen wir evaluieren, denn sonst erhalten wir vielleicht ein Bild, das nicht der Wahrheit entspricht. Aber mit Sicherheit ist es ein wichtiger Referenzpunkt für die Zukunft."

Ferrari: Problem mit harten Reifen

Frage: "Pirelli hat die Reifenauswahl für Silverstone noch nicht festgelegt. Felipe sagt, es wäre ein Nachteil, sollte es Medium/Hard statt Soft/Medium werden. Stimmst du dieser Einschätzung zu?"
Domenicali: "Unser Auto funktioniert mit den weicheren Reifen besser."

"Der Leistungsunterschied ist immer noch ziemlich relevant." Stefano Domenicali

Frage: "Zum ersten Mal seit Monza 2005 sind heute alle Autos ins Ziel gekommen. Wie erklärst du dir, dass die Autos vom größten bis zum kleinsten Team so zuverlässig sind?"
Domenicali: "Das ist gut, denn es ist wichtig, dass die Autos halten, aber der Leistungsunterschied ist immer noch ziemlich relevant. Das muss man bedenken. Wir haben heute auf dieser Strecke mit all den Mauern und nicht einsehbaren Kurven gesehen, dass der Speed ganz schön unterschiedlich sein kann."

"Aber man muss den Ingenieuren, die unter verschiedenen Rahmenbedingungen arbeiten, ein Kompliment aussprechen, denn wenn sich die Regeln ändern, ist am wichtigsten, dass die Autos zuverlässig sind. Erst dann kommt die Performance. Das ist also ein gutes Zeichen."

Frage: "Ihr hattet bis vor kurzem Probleme mit dem Windkanal und euren CFD-Werkzeugen. Ihr habt zwar bereits gegengesteuert, aber ihr habt auch gesagt, dass ihr den Windkanal updaten werdet. Wie weit seid ihr damit?"
Domenicali: "Wir sind zu 80 Prozent durch dieses Programm durch. Während der kommenden Pause sollten wir es abschließen. Nach der Pause können wir wieder zu 100 Prozent durchstarten."