Domenicali: Die Generation Facebook im Visier
Ferraris ehemaliger Teamchef Stefano Domenicali meldet sich erstmals seit seinem Rücktritt zu Wort und will mehr junge Menschen für die Formel 1 begeistern
(Motorsport-Total.com) - Nachdem Stefano Domenicali Anfang April als Teamchef von Ferrari zurückgetreten war, wurde es lange still um den Italiener. Auf der Sportkonferenz des Motorsport-Weltverbandes FIA absolvierte er jetzt in München seinen ersten öffentlichen Auftritt nach dem Abschied. Dabei verrät er zwar nichts über seine zukünftigen Pläne, zeigt jedoch starkes Interesse an der Entwicklung der Formel 1 - vor allem, was die Attraktivität für das jüngere Publikum betrifft.

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Stefano Domenicali macht sich zurzeit nur Gedanken um die Zukunft der Formel 1 Zoom
Die Show am Leben erhalten, den Fan zufriedenstellen, die Formel 1 attraktiver gestalten - diese Themen werden in den Kreisen der Königsklasse zurzeit heiß diskutiert. Auch bei der Sportkonferenz in München. Denn vor allem seit das Reglement für diese Saison mit der Einführung der Turbo-Antriebseinheiten grundlegend geändert wurde, scheint es, also ob die Schere zwischen Beteiligten und Zuschauern immer weiter auseinandergeht.
"Es geht um eine unheimliche große Gruppe von Lizenzinhabern, Förderungsnetzwerken, Teams, Herstellern und Fans", schaltet sich Domenicali in die Diskussion ein. "Es wäre falsch, anzunehmen, dass man sich nur auf eine Gruppe konzentrieren könne. Man kann sich nicht nur ein Stück des Motorsport-Kuchens herauspicken."
Eine Lösung für viele Interessen
Und für jede dieser Interessensgruppen geht es dabei um etwas anderes, wie der 49-Jährige weiß: "Es geht um eine Sache, die verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Altersgruppen und Kulturen verbinden soll. Es gibt ältere Menschen, die das pure Rennfahren genießen wollen und jüngere, die andere Erfahrungen mögen. Dann gibt es noch die Hersteller, deren Interessen eher technischer und marketingbezogener Natur sind und die Teams, denen es hauptsächlich um Resultate geht. Die Entwicklung muss all diese Interessengemeinschaften befriedigen."

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Interaktion: Die Fans mögen den direkten Draht zu den Fahrern Zoom
Die Königklasse soll aber vor allem zukunftsweisend und attraktiv bleiben, weswegen der Fokus auf moderne Zugangswege gelegt werden müsse. "Das Wichtigste ist es wohl, den Sport für die jüngere Generation weiterzuentwickeln", so Domenicali. "Junge Menschen lassen sich nicht von dem Begriff 'neue Technologien' begeistern, sie wollen aktiv mit einbezogen werden."
Mittendrin statt nur dabei - so lautet der Anspruch des jungen Publikums heutzutage, wie auch der Italiener weiß: "Wir müssen uns auch über die jungen Menschen Gedanken machen, die ihre Idole in Videospielen oder anderen interaktiven Möglichkeiten herausfordern wollen. Auf dem US-amerikanischen Markt konnte ich beobachten, dass die Fans im Mittelpunkt stehen wollen und sich auch in anderen Sportarten gerne mit den bestem Basketballspieler messen, oder ähnlichen. Wenn wir so etwas schaffen könnten, würde es uns helfen, eine Verbindung zu den Fans herzustellen."
Der Spagat zwischen Marketing-, Traditions- und Innovationsinteressen ist kein leichter. Kosten, Nutzen und Attraktivität müssen unter einen Hut gebracht werden. "Da müssen wir eine Balance finden", sagt Domenicali. "Wenn wir mit den neuen Entwicklungen zu forsch vorangehen, riskieren wir, dass die Leidenschaft für den Motorsport auf der Strecke bleibt."

