• 19.11.2002 17:09

  • von Fabian Hust

Digitale Formel-1-Übertragungen vor dem Aus?

Einem Bericht der 'Daily Mail' zu Folge will Bernie Ecclestone sein digitales Formel-1-Fernsehen mangels Zuschauer einstellen

(Motorsport-Total.com) - Die Vorteile der digitalen Formel-1-Berichterstattung liegen auf der Hand. Anstatt während der Übertragungen des Freien Trainings, der Qualifikation, des Warm Ups und des Rennens Werbeunterbrechungen hinnehmen zu müssen, kann man ohne störende Umrahmungen die Königsklasse vor dem eigenen Fernseher genießen. Hinzu kommt, dass die Fans wirklich jede Formel-1-Session verfolgen können und das auch bei Überseerennen in brillanter Qualität.

Titel-Bild zur News: Kamera

Gibt es Schumi im digitalen Fernsehen in der bisherigen Form nicht mehr zu sehen?

Ergänzt wird das Ganze durch verschiedene Kanäle, auf welchen man neben den Positionskämpfen an der Spitze und im mittleren oder hinteren Feld auch den Grand Prix aus der Cockpitperspektive eines Fahrers verfolgen kann. Bei den Boxenstopps ist man dank der vielen Kameras des digitalen Imperiums immer bestens im Bilde. Abgerundet wird das noch durch einen Infokanal, auf dem Werte wie die Sektorenzeiten, Rundenzeiten, Topspeeds und vieles mehr abzulesen sind. Von diesen Informationen machen im Übrigen auch die Teams Gebrauch, bei denen die digitalen Signale am Kommandostand ebenfalls aufliegen.

Doch trotz aller beeindruckenden Fakten hat sich das Digitale TV in der Formel 1 nie durchgesetzt. Während man im "Free-TV" die Akteure des Formel-1-Starterfeldes praktisch umsonst zu sehen bekommt, müssen Formel-1-Fans für die digitale und werbefreie Formel-1-Berichterstattung bezahlen. Genau hier liegt auch das Problem. Während viele Fans die Werbung über sich ergehen lassen und die Vorteile des Pay-TV kennen, schrecken sie die Gebühren des Pay-TV-Abonnements ab.

Rund 120 Millionen Euro soll Formel-1-Boss Bernie Ecclestone nach Informationen der 'Daily Mail' in seinen Traum vom digitalen Formel-1-Fernsehen gesteckt haben. Doch der Plan ging bisher nicht auf. Statt mit den Übertragungen Geld zu verdienen, mussten der Brite und seine Partner kräftig draufzahlen. Für den Pay-TV-Sender 'Premiere', der in Deutschland nach rund 100 live übertragenen Formel-1-Rennen knapp an einer Insolvenz vorbeischlitterte, war die Formel 1 einer der Hauptgründe für den knapp überlebten finanziellen Kollaps.

Weil das 1996 gestartete Projekt einfach nicht profitabel ist, will es Formel-1-Boss Bernie Ecclestone nach Informationen der britischen Tageszeitung einstellen. Der Transport und der Aufbau des technisch hoch gezüchteten Sendekomplexes, ist einer der Gründe, warum die Kosten derart hoch sind. Damit könnten die digitalen Formel-1-Feeds in Deutschland, England, Italien und Frankreich der Vergangenheit angehören. Stattdessen sollen bisher exklusiv im "Digi-TV" gezeigte Bilder des "Supersignals" an das "Free-TV" gehen, um wieder mehr Zuschauer an die Schirme zu locken. Bei den letzten Rennen der Saison hatte der 72-Jährige das bereits erfolgreich ausprobiert.

Ob es in der Saison 2003 tatsächlich keine Formel-1-Übertragungen in der alt bekannten digitalen Form geben wird, bleibt abzuwarten. Ein Sprecher des Pay-TV-Senders 'Premiere' bezeichnete den Bericht der 'Daily Mail' gegenüber 'F1Total.com' als "hoch spekulativ". Derzeit führe man "konstruktive Gespräche, was die Aufrechterhaltung der Qualität der Übertragungen" angehe, man habe bei den Abonnenten eine "extrem hohe Zufriedenheit" verzeichnet, was die Formel-1-Übertragungen betrifft: "Die Kunden wissen, was sie an uns haben", so der 'Premiere'-Sprecher.