• 03.02.2005 12:24

  • von Fabian Hust

Die Zukunftssorgen des Ron Dennis

Wie geht es mit McLaren kurz- und langfristig weiter? Ron Dennis über Michelin, Newey und eine Zusammenarbeit mit dem Team Dubai

(Motorsport-Total.com) - Die vergangene Saison war für das McLaren-Mercedes-Team eine herbe Enttäuschung. In diesem Jahr soll mit dem MP4-20 alles anders werden. Das Auto ist der erste Bolide der Silbernen, der in dem neuen 'McLaren Technology Centre' entstanden ist. Beim neuen Auto hat man sich auf ein weniger diffiziles Design besonnen. Das soll dafür sorgen, dass das Auto nicht nur hin und wieder schnell ist, weil es auf kleinste Veränderungen auf der Strecke zu empfindlich reagiert. Und auch die Mechaniker wurden bedacht, Arbeiten am Auto sind nun leichter auszuführen als am Vorgängermodell.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Auf Ron Dennis kommen viele wichtige und richtungsweisende Entscheidungen zu

Nicht im Zeitplan liegt das Team laut Geschäftsführer Marthin Whitmarsh in Bezug auf die Entwicklung des Motors. Um in diesem Jahr die doppelte Laufzeit zuverlässig erzielen zu können, muss noch Arbeit verrichtet werden. Immerhin soll der Motor von vorneherein durch eine günstige Integration in das Chassis schonend behandelt werden. Motorschäden, die nicht direkt auf den Motor zurückzuführen sind und Mercedes vergangenes Jahr in ein schlechtes Licht rückten, sollen der Vergangenheit angehören.#w1#

Erleidet die Zusammenarbeit mit Michelin einen Knacks?

Etwas Sorgen machte man sich bei McLaren-Mercedes in letzter Zeit über die Umstrukturierung bei Michelin, wo Projektleiter Vascal Vasselon seinen Hut nehmen musste. Der Franzose, der unter Motorsportdirektor Pierre Dupasquier für das Formel-1-Projekt verantwortlich war, ist das Opfer der Tatsache, dass es der Marke mit dem Bibendum bisher nicht gelungen ist, den WM-Titel einzufahren. Vasselon wurde in die USA versetzt, musste Clermont Ferrand mit dem neuen Jahr verlassen.

In Zukunft wird der versierte Techniker bei den Formel-1-Rennen nicht mehr vor Ort sein. Firmenchef Edouard Michelin hat entschieden, dass Vasselon der falsche Mann ist, der Dupasquier ersetzen soll, welcher sich in absehbarer Zeit in den Ruhestand zurückziehen wird. Stattdessen wird in dieser Saison der Brite Nick Shorrock den Posten übernehmen, dem zudem eine Nummer 2 zur Seite gestellt wird - Patrick Cohen.

Bei den Formel-1-Teams stieß die Entscheidung von Michelin fast überall auf Verwunderung und Unverständnis, so auch bei McLaren: "Das kam für uns ziemlich überraschend", so Teamchef Ron Dennis gegenüber der 'motorsport aktuell'. "Wir hätten es durchaus geschätzt, wenn wir zuvor um Rat gefragt worden wären. Inzwischen haben wir uns mit Firmenchef Edouard Michelin getroffen sowie mit Rennleiter Pierre Dupasquier. Wir haben die neue Struktur bei den Franzosen gesehen und sind beruhigt."

Legt Newey eine Pause ein?

Auch intern könnte sich demnächst bei McLaren einiges ändern, denn Stardesigner Adrian Newey, der in den letzten Jahren nicht mehr jene unglaublich guten Autos auf die Beine gestellt hat, wie in den 90er Jahren, könnte nach einem seit vielen Jahren anhaltenden Hickhack um seine Person etwas kürzer treten: "Die Gespräche mit Adrian halten an", so Dennis gegenüber der 'msa'. "Wir erwägen derzeit verschiedene Möglichkeiten. Für mich ist es wichtig, dass er McLaren treu bleibt, sollte er in der Formel 1 bleiben."

Newey sorgte in den letzten Jahren für viel Wirbel. Erst träumte er öffentlich davon, eine Auszeit von der Formel 1 zu nehmen und eine Segelyacht für den 'America's Cup' zu entwerfen, er unterschrieb einen Vertrag bei Jaguar Racing, um dann doch nicht zu wechseln, wurde mit einer Rückkehr zu Williams in Verbindung gebracht und hat sich teamintern bereits ein wenig zurückgezogen: "Ich sehe auch die Variante einer regenerativen Pause", so der McLaren-Boss. "Die könnte ihm gut tun und einigen anderen Mitarbeitern auch."

Kommt das Projekt Team Dubai zustande?

Auf McLaren könnte in den kommenden Monaten ein weiteres neues Projekt zukommen - ob mit oder ohne Adrian Newey. Es besteht die Möglichkeit, dass man das neue Team Dubai unterstützt, vielleicht sogar das Chassis für den neuen Rennstall baut. Laut Dennis seien die Verantwortlichen "überzeugend genug gewesen, sodass wir Zeit geopfert haben, um all ihre Fragen zu beantworten. Ich habe später in Dubai Regierungsvertreter getroffen, die mir versicherten, dass man ein solches Projekt jederzeit starten kann. Bis Mitte 2005 muss eine Entscheidung fallen, wir stehen in ständigem Kontakt."