• 14.11.2007 13:13

  • von Fabian Hust

Die "Test-Profis" über das Verbot der Traktionskontrolle

Badoer und de la Rosa, langjährige Testfahrer bei Ferrari und McLaren-Mercedes, berichten über die Folgen der Einführung der Standard-Elektronik

(Motorsport-Total.com) - Bei den Testfahrten in dieser Woche in Barcelona dreht sich alles um die Einführung der Standard-Elektronik, die mit einem Verbot von Fahrhilfen wie der Traktionskontrolle einhergeht. Dabei stellte sich heraus, dass die Autos ohne die elektronischen Helferlein, die sich auch im Differenzial, im Kupplungs-Umfeld und in der Motor-Bremse versteckten, rund 1,5 Sekunden pro Runde langsamer sind.

Titel-Bild zur News: Luca Badoer

Luca Badoer bei den Testfahrten in Barcelona

Luca Badoer, seit 1993 in der Formel 1 und seit 1998 als Ferrari-Testfahrer beschäftigt, geht davon aus, dass vor allem Neulinge bei der Umstellung größere Probleme haben werden: "Die Formel-1-Autos waren zu einfach geworden, wenn ein neuer Kerl ankam und ein paar gute Rundenzeiten fuhr, dann war bereits ein neuer Star geboren", erklärte der Italiener unseren Kollegen der 'Gazzetta dello Sport'.#w1#

Das ist seiner Meinung nach jetzt anders: "Die Autos sind nun ganz im Gegenteil schwieriger zu fahren, das macht es aus diesem genussvoller, sie zu fahren. Man benötigt eine bessere Sensibilität und Fähigkeit, mit dem Gaspedal umzugehen."

Allerdings weiß der 36-Jährige als Testfahrer natürlich bestens, dass man sich in Bezug auf die Anpassung an die neue Situation noch am Anfang befindet und somit noch große Fortschritte erzielen wird: "Am Ende des Winters werden wir dieselben Zeiten fahren wie dieses Jahr, aber wir werden den Unterschied zwischen den wahrhaftig Guten und dem Rest sehen."

Auch Testfahrer-Kollege Pedro de la Rosa stimmt zu: "Ohne Traktionskontrolle ist es für den Piloten schwieriger. Es ist notwendig, den Fuß auf dem Gaspedal wie einen Samtschuh zu verwenden", umschreibt der Spanier im Interview mit der Sportzeitung 'Marca' die neue Herausforderung.

Der ebenfalls 36-Jährige erwartet, dass man in der kommenden Saison mehr Fahrfehler sehen wird, schlussendlich würde sich jedoch nichts an der Hackordnung im Sport ändern: "Ich ziehe Autos mit elektronischen Fahrhilfen vor und glaube, dass dies ein Rückschritt in Bezug auf die Technologie und die Sicherheit ist."

Gefordert und im Vorteil sind in Zukunft Fahrer mit einem feinen Fahrstil: "Aber schlussendlich werden sich alle an den neuen Stil anpassen". Allerdings erwartet sich der McLaren-Mercedes-Pilot mehr Rutscher und damit auch mehr Fehler sowie Überholmanöver.

"Wenn man einen Fahrer unter Druck setzt, dann passiert es schneller, dass er die Kontrolle verliert", glaubt der Katalane. "Nun ist der Eingang und der Ausgang der Kurve so anders, dass man den Preis bezahlt, wenn man zu aggressiv ist."

Auch de la Rosa rechnet übrigens wie sein Kollege Badoer damit, dass die Formel 1 durch die Standard-Elektronik nicht eingebremst wird: "Ich bin mir sicher, dass wir dieselben Zeiten fahren werden wie im Jahr zuvor, wenn wir beim ersten Rennen in Australien ankommen. Das wird durch Verbesserungen auf anderen Gebieten kompensiert."