• 24.05.2007 09:45

Die strategischen Fallstricke in Monaco

Ein schnelles Auto hilft auch in Monte Carlo, doch strategische Risiken müsse man immer eingehen, um eine Chance auf den Sieg zu haben

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 in Monaco: Alljährlich ist dies nicht nur ein Großereignis, es stellt auch die Teams vor Herausforderungen, die im restlichen Jahr so nicht mehr auftreten. Fahrfehler werden durch die Enge und die nah stehenden Leitplanken nicht nur direkt bestraft, auch strategische Fehleinschätzungen wiegen an der Côte d'Azur schwerer als auf einer permanenten Rennstrecke.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Auch für die Strategie hält Monte Carlo immer wieder Überraschungen bereit

"Monte Carlo ist der vielleicht schwierigste Ort, um eine Rennstrategie zu planen", erklärte Ferraris Chefstratege Luca Baldisserri. "Es ist ein Balanceakt, denn zum einen möchte man vor den anderen Autos sein, um speziell am Start nicht in Verkehr zu geraten. Auf der anderen Seite möchte man auch mehr Benzin an Bord haben, um nach dem Boxenstopp nicht hinter Autos geworfen zu werden, die langsamer sind. Wenn dieses Auto dann eine andere Strategie fährt, kann das das eigene Rennen zerstören."#w1#

Dabei kommt für 2007 noch eine weitere Unwägbarkeit hinzu: Im Rennen müssen beide Reifentypen eingesetzt werden. "Wir haben die weichen und superweichen Reifen für dieses Rennen getestet", erklärte er weiter. "Die Strecke Paul Ricard, wo wir getestet haben, ist nicht der beste Ort für einen Reifenvergleich. Wir konnten keinen wirklichen Unterschied ausmachen, denn die superweichen Reifen bauten am Ende einer Runde schon ab. Wir müssen unser Donnerstagprogramm also umstellen und ergründen, welcher Reifen schneller ist."

Sollte eine Kollision in Monte Carlo passieren, ist die Chance groß, dass das Safety Car auf die Strecke kommt. Bisher nutzten diese Chance viele Teams, um die eigenen Autos an die Box zu beordern. Ab diesem Jahr wird dies erschwert, denn die Boxengasse ist bei einer Safety-Car-Phase zunächst geschlossen. Muss man den eigenen Fahrer zum Nachtanken dennoch an die Box holen, wird eine Strafe ausgesprochen.

"Wenn das Safety Car auf die Strecke geht und man hat nur noch für fünf Runden Benzin, dann muss man weiterfahren", erklärte Baldisserri. "Wenn das Auto dennoch stoppen muss, dann bekommt eine Strafe und muss wieder an die Box kommen, wenn das Safety Car das Rennen wieder freigegeben hat. Das zerstört natürlich das eigene Rennen. Die flexibelste Strategie, um so etwas zu verhindern, ist, die Anzahl der Stopps zu verringern. So verringert man das Risiko. Aber man fährt so mit viel Benzin, dafür bezahlt man aber im Qualifying und könnte im ersten Rennteil im Verkehr hängen. Wenn dann nichts Besonderes im Rennen passiert, kann diese Strategie zu sicher sein und man hat keine Chance auf den Sieg."

Den Sieg aber hat man sich bei Ferrari groß auf die roten Fahnen geschrieben. "Wir möchten dieses Rennen unbedingt gewinnen, wir waren in Monte Carlo seit 2001 nicht mehr erfolgreich", fuhr er fort. "Wir müssen viel arbeiten, um zu entscheiden, was wir machen. Dazu gehört dann auch ein gutes Training am Donnerstag. Es ist also eine Lotterie, aber die Chancen steigen, wenn man ein schnelles Auto hat. Dann kann man eine konservativere Strategie wählen. Aber wir konnten in den bisherigen Rennen sehen, dass kein Team diese Leistungsreserven hat, im Qualifying und Rennen wird zu einem richtigen Kampf kommen."

Ein Blick auf die Wetterberichte dürfte noch mehr Sorgenfalten auf Baldisserris Gesicht hinterlassen, denn am Sonntag könnte es regnen. Hinzu kommt außerdem, dass ein paar Streckenabschnitte neu asphaltiert wurden. "Wir müssen erst sehen, welchen Grip wir auf dem neuen Belag haben", erklärte der Italiener. "Beim Auto haben wir die Lenkung angepasst, denn es gibt hier ein paar sehr enge Kurven. Und natürlich gibt es ein paar Verbesserungen am Auto, um mehr Abtrieb zu generieren, den man hier so dringend braucht."