• 07.04.2007 18:12

  • von Fabian Hust

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Das Honda-Team ist die große Enttäuschung zum Saisonstart, doch ans Aufgeben denkt bei den Japanern niemand - ganz im Gegenteil

(Motorsport-Total.com) - Das Qualifying zum Großen Preis von Malaysia war für das Honda Racing F1 Team erneut eine Schmach. Jenson Button kam nicht über den 15. Rang hinaus, Rubens Barrichello wurde als 19. gewertet, muss aber als Letzter ins Rennen gehen, weil das Team den Brasilianer in das Ersatzfahrzeug wechselte, man aber nicht genug Zeit hatte, den Motor aus dem Einsatzfahrzeug zu übernehmen.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Honda hat das Ziel vor Augen - nur wie kann man es erreichen?

Besonders peinlich für die Japaner: Vor beiden Autos steht jeweils ein Auto des Super Aguri F1 Teams, das mit dem modifizierten Honda-Auto aus dem Vorjahr unterwegs ist. Mit einem geschätzten Budget von 295 Millionen Euro fährt das Werksteam also seinem Kunden hinterher, der mit geschätzten 70 Millionen Euro pro Jahr auskommen muss.#w#1

Jenson Button muss auf die Zähne beißen

Jenson Button

Jenson Button bei ersten Tests für das BAR-Honda-Team im Jahr 2003 Zoom

Jenson Button ist nunmehr seit 2003 im Team, das zuvor unter dem Namen BAR-Honda an den Start ging, dann aber von den Japanern komplett übernommen wurde. Im vergangenen Jahr konnte der Brite immerhin seinen ersten Formel-1-Sieg feiern - dem Regen sei Dank - derzeit ist man von solchen Erfolgen so weit entfernt wie der Mond von der Welt-Lackierung auf dem RA106 des Briten.

Unabhängig davon sollte Button keine Wechselgelüste bekommen, das findet zumindest Formel-1-Boss Bernie Ecclestone: "Er sollte meiner Meinung nach an Honda festhalten und das Ding zum Laufen bekommen", erklärte der 76-Jährige. Nicht zu vergessen, weil Button einst rund 15 Millionen Euro an Williams zahlte, um sich aus seinem Vertrag freizukaufen und bei Honda bleiben zu können.

(K)ein Trost für die Fans

Jenson Button

Bild mit Symbolcharakter: Button bleibt bei den Wintertests stehen Zoom

Button selbst kann seine Fans immer nur vertrösten und Werbung in eigener Sache betreiben: "Wenn ich in einem McLaren oder einem Auto an der Spitze sitzen würde, dann würde ich sehr gute Arbeit leisten." Sitzt er aber nicht. Und gute Arbeit sollte er trotzdem leisten...

In den Augen seines Landsmannes sollte Jenson Button sich aber weiterhin konzentrieren und seiner Arbeit nachgehen, auch wenn die Probleme nicht in seinem Verantwortungsbereich liegen. Allerdings stimmt Ecclestone zu, dass ihm als 27-jährigen Rennfahrer so langsam die Zeit davon rennt: "Er muss es dieses Jahr auf die Reihe bekommen, ansonsten wird er es in Zukunft sehr schwer haben."

Kündigungen sind keine Lösung

Honda RA107

Button spricht sich klar dagegen aus, Honda-Mitarbeiter zu feuern Zoom

Jenson Button wird von vielen Experten vorgeworfen, nicht immer gute Leistungen zu zeigen, und vor allem nicht aggressiv genug zu fahren. Und wer will schon einen Jenson Button verpflichten, wenn dieser in dieser Saison nicht positiv auf sich aufmerksam machen kann? Keine Frage, der Rennfahrer aus Frome hat eine harte Saison vor sich.

So wie das Team hinter seinem Fahrer steht, steht Button jedoch auch hinter den rund 500 Angestellten des Teams: "Es bringt nichts, Leute zu feuern, nur um der Welt da draußen zu zeigen, dass wir etwas tun. Das wird überhaupt nichts helfen", so Button der von seinem Team "große Schritt" fordert und keine Strategie der kleinen Schritte.

Eine verkorkste Aerodynamik

Rubens Barrichello

Schon bei den Tests merkte Honda, dass mit dem RA107 etwas nicht stimmt Zoom

Der RA107 ist - auf gut Deutsch gesagt - Murks. Das Problem liegt ganz offenbar im neuen Windkanal begraben, der falsche Daten geliefert haben soll. Und das ist ein riesiges Problem, denn nun gilt es, erst einmal sicher zu stellen, dass der Tunnel Daten ausspuckt, die sich später auch auf der Strecke bewahrheiten.

Das kostet Zeit und wirft Honda weiter zurück, zumal man das letzte Top-Team ist, das einen eigenen Windkanal hat - auch hier ist man im Rückstand. Button hat sich aus diesem Grund schon einmal auf eine längere Durststrecke eingestellt.

Barrichellos Traum vom erfolgreichen Abschied

Rubens Barrichello

Rubens Barrichello wollte die Bühne mit einem Sieg verlassen Zoom

Teamkollege Rubens Barrichello hat dieses Jahr seine letzte Formel-1-Saison ins Visier genommen, aber es bleibt zu befürchten, dass diese ohne einen zehnten Formel-1-Sieg zu Ende gehen wird: "Es müssen erst einmal alle ruhig werden", meinte "Rubinho" nach seinem enttäuschenden Qualifying, in dem er nur eine fliegende Runde fahren konnte. "Wir müssen zurück nach Europa kehren, uns hinsetzen und die Dinge überprüfen."

"Wir haben eine Menge Dinge ausprobiert, aber nichts davon scheint zu funktionieren", so der 34-Jährige weiter. Das verwundert nicht, wenn der Mitte 2006 in Betrieb genommene Windkanal falsche Daten liefert. Nun heißt es, die Zusammenarbeit der Teammitglieder untereinander zu verbessern: "Wir müssen die Menschen nutzen, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Das Auto ist schlecht, dagegen können wir nichts machen. Ich bin da auch nur Passagier."

Button hat die Aufholjagd schon einmal mitgemacht

Jenson Button

Im vergangenen Jahr gelang dem Honda-Team eine tolle Aufholjagd Zoom

Jenson Button hat die Saison unterdessen noch nicht abgehakt, auch wenn er wieder einmal erklären muss, dass es sein Team "nicht für eine ganze Saison hingekriegt hat". Nun gehe es darum, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen: "Wir sind gut darin, uns aus einer schwierigen Situation zu befreien", so Button. Schließlich hatten die Japaner schon im vergangenen Jahr während der Saison eine beachtliche Aufholjagd hingelegt und bis zum Saisonfinale vom Speed her einige Gegner überholt.

Wer weiß, für was das gut ist...

Jenson Button

Jammern hilft nichts, Button pickt die positiven Dinge raus Zoom

"JB" versucht sogar, in den schwierigen Wochen noch etwas Positives herauszupicken: "Vielleicht ist das sogar langfristig gesehen eine gute Sache. Wir können feststellen, welche Dinge nicht in die richtige Richtung gehen, und es dann besser machen." Dumm nur, dass man diese Worte schon im vergangenen Jahr gehört hat, als es Honda irgendwie noch schaffte, auf den sechsten Rang in der Konstrukteurswertung zu kommen.

Baut Honda ein komplett neues Auto?

Neue Teile, die man in der Woche vor dem Rennen in Sepang ausprobierte, brachten das Auto nicht auf Vordermann. Nun geistert sogar das Gerücht durch die Boxengasse, dass die Japaner in dieser Saison noch ein komplett neues Auto an den Start schicken. Angeblich - so hört man - wollen die Japaner dafür zusätzliche 30 Millionen Euro locker machen.

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton läuft Jenson Button langsam aber sicher den Rang ab Zoom

So lange muss sich Jenson Button verbal gegen die Konkurrenz durchsetzen, die aus britischer Sicht in diesem Jahr viel größer geworden ist. David Coulthard ist immer noch dabei, es gibt mit Anthony Davidson einen alten Kumpel, der das Feld aufmischt, und mit Lewis Hamilton den aufstrebenden Superstar, der schon beim ersten Rennen Jenson Button in den Schatten gestellt hat.

Button sieht sich noch als Nummer 1

"Die Formel 1 ist anders als Tennis oder irgendein anderer Sport, es hängt nicht nur am Spieler", so Button. "Ich bin mir sicher, dass die Leute sagen, dass ich nun die Nummer zwei bin. Aber dieses Gefühl habe ich nicht, denn ich bin es nicht. Man muss sich das Gesamtbild anschauen, nicht nur den Fahrer. Jeder will der Beste sein, aber das hängt nicht nur von mir ab. Es spielt keine Rolle, wie schnell ich fahre. Mit diesem Auto werde ich keine Rennen gewinnen."

Er habe nach dem Rennen in Melbourne nicht zu sich gesagt "Oh nein, Lewis steht auf dem Podium. So eine Sch...., dass ich 15. bin". Er könne schließlich diesbezüglich nichts ausrichten: "Wir müssen die Probleme lösen, die wir mit diesem Auto haben, um nach vorne zu kommen und kämpfen zu können."

Rückendeckung von Davidson

Anthony Davidson

Anthony Davidson nimmt seinen Landsmann in Schutz Zoom

Unterstützt wird Button von Anthony Davidson, der sechs Jahre lang als Testfahrer bei BAR und Honda tätig war: "Man wird selten sehen, dass Jenson unter Druck zusammenbricht", so der Brite gegenüber der 'Daily Mail'. "Er hat all die Jahre immer daran gearbeitet, besser zu werden. Seine Leistung Rad an Rad ist wirklich gut. In Brasilien fuhr er vergangenes Jahr wirklich toll. Seine Überholmanöver waren großartig."

Button habe aber auch daran arbeiten müssen, mehr aus dem Material zu machen, wenn es einmal nicht konkurrenzfähig ist: "Als er bei Benetton war, konnte man den alten Jenson sehen der sagte 'Das Auto ist nicht bei der Musik, also warum sollte ich mich darum scheren?'. Aber nun weiß er, dass das eine Ernst zu nehmende Angelegenheit ist. Er geht damit entspannt um, was die Leute falsch interpretieren. Das ist unfair."

Fry verspricht Aufholjagd

Honda-Teamchef Nick Fry verspricht unterdessen, dass es mit dem Team bald aufwärts gehen wird: "Wir werden alles tun, was wir tun können, um dieses Auto in ein Siegerauto zu verwandeln. Wir werden jeden Weg auskundschaften, aber wir werden ein neues Auto bauen, falls dies notwendig sein wird. Honda ist entschlossen zu siegen. Punkt."

"Wir lehnen uns nicht zurück und sagen, das Auto ist Müll, lasst uns auf das kommende Jahr konzentrieren", untermauert Button Hondas Ambitionen. "Wir verstehen nun viel besser, was beim Design schief gelaufen ist und es ist unglaublich, dass Tag und Nacht gearbeitet wird. Wir werden in den kommenden drei oder vier Rennen nicht gewinnen."

Nick Fry

Nick Fry muss sein Team zu Bestleistungen antreiben Zoom

Die bisherigen Vorstellungen des Teams waren laut Fry "sehr enttäuschend aber auch keine Überraschung", wie er in einem Interview mit der offiziellen Webseite der Formel 1 erläutert. Bei den Tests sei man nicht so stark gewesen wie zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr. "Das Problem ist die Stabilität des Autos beim Bremsen, was zu 90 Prozent ein Aerodynamik-Problem ist."

Schritt für Schritt zum nächsten Sieg

"Wir wissen, dass es keine magische Lösung gibt, und wir werden auch veränderungen in Barcelona, ein paar weitere in Kanada und Frankreich haben", so Fry weiter. "Es ist etwas, das wir Schritt für Schritt angehen. Es gibt dafür keine schnelle Lösung." An den Zielen der Saison will der Teamchef trotzdem festhalten: "Wir wollen in diesem Jahr weitere Rennen gewinnen. Auch wenn unser Auto derzeit nicht so gut ist, wollen wir zumindest Punkte holen."

Nick Fry

Der RA107 soll noch in ein Siegerauto verwandelt werden Zoom

Sowohl Button als auch Barrichello hatten sich von dieser Saison viel erhofft. Fry dazu: "Die Fahrer sind beide alt genug um eine sehr ausgeglichene Sicht des Lebens zu haben. Beide arbeiten sehr hart mit dem Team. Natürlich sind beide sehr enttäuscht, da das Auto nicht so gut ist, wie sie sich das zum Saisonstart erhofft hatten. Aber sie sind alles andere als niedergeschlagen. Es gibt bei ihnen keine Motivationsprobleme."

Dass man den Schwung aus dem vergangenen Jahr nicht in die neue Saison mitnehmen konnte, macht Fry "nicht nervös": "Das Team geht nun in das Ende seines ersten Jahrzehnts. Wir haben ein paar Höhen und Tiefen erlebt. Aus diesem Grund wird der Sport Formel 1 genannt, denn hier sind die Besten der Besten. Nur vier Teams haben die WM in den vergangenen 30 Jahren gewonnen und sie werden alles in ihrer Macht stehende tun, um diese Position zu verteidigen. Wir geben uns keinen Illusionen hin, wie hart es ist."