Die großen Themen vor dem Formel-1-Grand-Prix in Miami
Sprintformat, ein sich zuspitzender Kampf zwischen McLaren und Red Bull, weichere Reifen: Was das anstehende Formel-1-Wochenende mit sich bringt
(Motorsport-Total.com) - Nach einem straffen Programm mit fünf Rennen in sechs Wochen hatten die Teamsdie Gelegenheit, Bilanz zu ziehen und sich neu zu formieren - pünktlich zum zweiten Sprintwochenende des Jahres auf dem Miami Autodrome. Vor dem Grand Prix blicken wir auf die wichtigsten Storylines, auf die man achten sollte.

© Zak Mauger / Motorsport Images
Miami ist Schauplatz des zweiten Sprintwochenendes der Saison Zoom
In seinen bisherigen drei Austragungen hat sich das Rennen rund um das Hard Rock Stadium der Miami Dolphins kaum zu einem Klassiker entwickelt - die Rennen auf der Strecke waren oft wenig spektakulär. Wichtiger war das Event bisher vor allem abseits der Strecke, da die Formel 1 weiter ihren Fußabdruck in den USA vergrößern möchte.
Aber im letzten Jahr wurde hier Geschichte geschrieben: Lando Norris holte seinen ersten Formel-1-Sieg für McLaren - ein Meilenstein, der eine neue Ära für das Team einleitete, denn ein großes Upgrade-Paket machte McLaren wieder zu einem Titelkandidaten.
McLaren startete stark in die Saison 2025, gewann vier der ersten fünf Rennen, und hätte womöglich sogar Max Verstappen in Japan schlagen können. Doch während sich Norris schwertut, sich an das stark veränderte Auto zu gewöhnen, droht Teamkollege Oscar Piastri, ihm als McLarens Hoffnungsträger den Rang abzulaufen - er gewann bereits drei Rennen, während Norris nur einmal in Melbourne triumphierte.
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Bei noch 19 verbleibenden Rennen - eine Zahl, die früher eine ganze Saison ausmachte - bedeutet Piastris Zehn-Punkte-Vorsprung noch nicht viel. Entscheidend ist, ob der junge Australier eine Siegesserie starten kann und ob Norris wieder in Form kommt und konstantere Wochenenden im MCL39 abliefert.
In Saudi-Arabien schien es, als würde sich Norris zwar wohler als in Bahrain fühlen, trotz eines kostspieligen Qualifying-Crashs, aber er und das Team müssen weitere Fortschritte machen, um sein volles Potenzial auszuschöpfen.
Ist Miami eine Red-Bull-Strecke?
Das größte Rätsel der bisherigen Saison 2025 ist Red Bulls Form. In Bahrain lief gar nichts, während Verstappen in Suzuka brillierte und in Saudi-Arabien erneut siegfähig war - bis ihn ein Zwischenfall mit Piastri in der ersten Runde und eine daraus resultierende Fünf-Sekunden-Strafe ausbremsten.
Einige Muster haben sich dennoch herauskristallisiert: McLaren hat aktuell das schnellste Auto, besonders auf heißen und abrasiven Strecken, wo der bessere Umgang mit den Hinterreifen klar zum Vorteil wird. Bei Rennen mit geringem Reifenverschleiß und Einstoppstrategien hingegen kann McLaren diesen Vorteil weniger ausspielen.
Dann ist Red Bull, vor allem mit Verstappen, wieder in Schlagdistanz, solange die Fahrzeugbalance stimmt. Mit Blick auf Miami sagt Sky-Experte Ralf Schumacher jedoch: "Max wird sich da schwertun. Es wird warm, Temperaturen sind ein Problem. Die Reifen sind sehr weich, also da glaube ich nicht, dass er diesmal eine Chance hat. Das wird so ein bisschen mehr Bahrain für ihn werden, glaube ich."
Wichtige Red-Bull-Upgrades kommen erst in Imola, daher muss das Team vorerst auf die perfekte Umsetzung an der Strecke und Verstappens Können setzen.
Miami ist in dieser Hinsicht besonders interessant. Pirelli bringt die gleiche weichere Reifenauswahl wie in Dschidda (C3, C4, C5). In Kombination mit der Hitze Miamis wird thermischer Verschleiß ein Thema sein.
Falls der weiche C5-Reifen hinten überhitzt, könnte McLaren im Qualifying erneut deutlich vorne liegen. Doch traditionell ist das Miami-Rennen ein Ein-Stopp-Rennen - der Verschleiß ist also eher moderat. Pirelli hofft, dass die weicheren Mischungen zu zwei Stopps zwingen, aber angesichts der geringen Überholmöglichkeiten werden Teams wohl alles tun, um zusätzliche Boxenstopps zu vermeiden.
Mercedes vs. Ferrari, Lewis Hamilton vs. sich selbst
Die weicheren Reifenmischungen halfen Mercedes in Dschidda wenig. Das Team hatte dort eine enttäuschende Rennpace, die dem soliden Saisonstart widersprach. Mercedes will nun die Lehren aus dem Rennen von Saudi-Arabien in Miami umsetzen, das ähnliche Temperaturen und Reifen bietet.
Während Rookie Andrea Kimi Antonelli zwischen beeindruckenden Auftritten und durchwachsenen Wochenenden schwankt, fährt George Russell in Bestform - ein wichtiger Faktor für bisher stärksten Saisonbeginn des Teams in der Bodeneffket-Ära.
Ferrari bleibt ebenfalls rätselhaft: Nach vielversprechenden Testfahrten blieb die Performance größtenteils aus - abgesehen vom überraschenden Sprintsieg von Hamilton in China und Leclercs erstem Podium in Dschidda. Wie bei Red Bull werden die großen Upgrades erst in Imola und Barcelona erwartet - Ziel: mehr Abtrieb für den SF-25.
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Bis dahin müssen sich Leclerc und vor allem Hamilton mit dem begnügen, was sie haben. Hamilton tut sich seit 2022 mit den Bodeneffekt-Autos schwer, doch zuletzt schien er völlig neben sich zu stehen - speziell in Dschidda fehlte es an Vertrauen ins Auto, insbesondere in das instabile Heck. Die Upgrades können für ihn nicht früh genug kommen.
Wer setzt sich im Mittelfeld ab?
Williams führt das Mittelfeld aktuell mit Platz fünf an - dank Doppelpunkten in Dschidda. Doch das Team hat bereits zugegeben, seine Entwicklung für dieses Jahr fast vollständig eingestellt zu haben, um sich auf 2026 zu konzentrieren. Das macht den Fünf-Punkte-Vorsprung auf Haas trügerisch - Alex Albon und Carlos Sainz müssen in der frühen Saisonphase noch möglichst viele Punkte mitnehmen.
Glück für Williams: Die direkten Konkurrenten punkten nicht konstant und nehmen sich gegenseitig Zähler weg. Haas nutzte seine Chancen bisher optimal.
Das US-Team liegt mit 20 Punkten auf Platz sechs, während Fahrer Alpine und Racing Bulls mehr Potenzial zu haben scheinen, als ihre Ergebnisse zeigen, wie Pierre Gaslys siebter Platz in Bahrain und Isack Hadjars starker Auftritt in Japan beweisen.
Das Sprintformat ist zurück
Miami ist das zweite von sechs Sprintwochenenden in diesem Jahr - das bedeutet weniger Spielraum für Fehler. Zur Erinnerung: Das Wochenende beginnt mit nur einem Freien Training am Freitag, gefolgt von der Sprintqualifikation.
Am Samstagvormittag folgt das 19-Runden-Sprintrennen, danach dürfen die Teams ihre Set-ups ändern, bevor es am Nachmittag in das reguläre Qualifying geht.
Das Zeitfenster für Set-up-Änderungen ist großzügiger als im alten Sprintformat - und die Teams haben verlässlichere Longrun-Daten aus dem Sprint am Samstagmorgen, um Entscheidungen über Fahrhöhen und andere Parameter treffen zu können.
Das bedeutet aber auch: Teams und Fahrer, die einen langsamen Start ins Wochenende hatten oder das einzige Training verpassen, werden bestraft. Eine Überraschung im Sprint ist aber trotzdem nicht ausgeschlossen, wie man in Shanghai gesehen hat, als Hamilton einen Sieg errang, der nun schon sehr lange her ist.


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