• 31.01.2010 15:59

Die Geburtsstätte des C29: Die Sauber-Fabrik in Hinwill

Sauber gewährt Einblicke in seine Konstruktions- Forschungs- und Produktionsanlagen in Hinwil, wo der neue Sauber-Renner gebaut worden ist

(Motorsport-Total.com) - Etwa eine halbe Stunde Fahrzeit vom internationalen Flughafen Zürich entfernt liegt der Ort Hinwil. Peter Sauber hat der knapp 10.000-Einwohner-Gemeinde zu einer gewissen internationalen Prominenz verholfen. Seine Formel-1-Fabrik mit 260 Mitarbeitern ist ein renommierter Arbeitgeber in der Region, von dem zusätzlich rund 150 Vollzeitstellen bei Zulieferern und Dienstleistern leben.

Titel-Bild zur News: Formel-1-Fabrik in Hinwil

Das BMW-Logo ist verschwunden, sonst ist in Hinwill fast alles gleich geblieben

Sauber hat von jeher in moderne Anlagen investiert. Als die Ehe mit BMW begann, stand der große Windkanal bereits. Und auch der erste Supercomputer war schon in Betrieb. Während der Ära des BMW Sauber F1 Teams wurde die Fabrik nochmals erweitert.#w1#

Die Planung des Anbaus begann im Oktober 2005, bereits Anfang Februar erfolgte die Baueingabe. Im Juli 2006 konnte mit den Aushubarbeiten begonnen werden. Ab Herbst 2007 waren die ersten Arbeitsplätze bezugsbereit. Der Erweiterungsbau wurde direkt an das seit 1992 bestehende Gebäude angegliedert, wodurch die Fläche von ursprünglich 6.900 Quadratmetern auf 15.600 Quadratmeter (ohne Windkanal) wuchs.

Rundgang durch das Werk

Im Erdgeschoss befindet sich die Lastwagen-Halle. Daneben ist Platz für große Produktionsanlagen, wie etwa die Portalfräsmaschine. Ebenfalls hier untergebracht sind die mechanische Fertigung sowie die Autoklaven. Die Erodiermaschinen, die Qualitätskontrolle und das Warenlager befinden sich im ersten Stock.

Peter Sauber

Peter Sauber hat aus Hinwill ein Hightech-Zentrum gemacht Zoom

Optisch interessant ist der zweite Stock gestaltet, in dessen Mitte die Formel-1-Rennwagen gewartet werden. Dieser Teil ist als Atrium ausgebildet, so dass die Autos auch vom dritten Stock aus zu sehen sind. In der zweiten Etage sind zudem die Kohlefaserabteilung, der Fahrzeugaufbau, die Hydraulikabteilung sowie das Rapid Prototyping untergebracht. Darüber befinden sich die Administration, das Konstruktionsbüro sowie die Elektronikabteilung.

Direkt neben dem Neubau steht der Windkanal, der im Frühjahr 2004 in Betrieb genommen wurde. Das Gebäude ist 65 Meter lang, 50 Meter breit und 17 Meter hoch. Hier befinden sich die Arbeitsplätze hoch qualifizierter Spezialisten. Neben den Aerodynamikern sind dies Modelldesigner und Modellbauer, CFD-Ingenieure sowie andere Mitarbeiter der Aerodynamikabteilung.

Der Windkanal ist als geschlossener Kreislauf ausgeführt, der eine Gesamtlänge von 141 Metern und einen maximalen Rohrdurchmesser von 9,4 Metern hat. Das Gewicht aller Stahlelemente beträgt inklusive Ventilatorgehäuse 480 Tonnen. Der einstufige Axialventilator mit Rotorblättern aus Karbon nimmt bei Volllast eine Leistung von 3.000 kW auf.

Der Windkanal: Saubers ganzer Stolz

Das Kernstück jedes Windkanals ist die Testsektion. Sowohl deren Querschnitt als auch die Länge der rollenden Strasse sind besonders großzügig ausgelegt und bieten damit optimale Voraussetzungen für genaue Resultate. Gearbeitet wird mit 60-Prozent-Modellen.

Der neue Sauber C29 wurde im Windkanal bestens optimiert Zoom

Damit die Testobjekte nicht nur frontal, sondern auch leicht schräg bis zu einem Winkel von maximal zehn Grad angeströmt werden können, lässt sich die gesamte Messplattform drehen. Diese ist mit einem rotierenden Stahlband ausgerüstet, das die Relativbewegung zwischen Fahrzeug und Strasse simuliert und synchron mit der Luftströmung läuft. Unter dem Rollband sind Wägezellen angebracht, mit welchen die Radlasten gemessen werden.

Was von außen als homogene Halle erscheint, besteht tatsächlich aus zwei klar abgetrennten Gebäudeelementen: Dem eigentlichen Windkanal und einem Trakt mit Arbeitsräumen und einer Eventplattform für Partner und Sponsoren. Die Galerie im ersten Stock bietet 150 Personen Platz.

Albert3 bewältigt komplexeste FEM-Analysen

Der erste Supercomputer in Hinwil wurde in Anlehnung an Einstein auf den Namen Albert getauft. Im Dezember 2006 wurde Albert2 vorgestellt. Seit dem Frühjahr 2008 ist Albert3 in Betrieb. Die jüngste Ausbaustufe verfügt über insgesamt 4.224 Prozessorkerne. Der Arbeitsspeicher wuchs auf 8.448 GByte und die maximale Rechenleistung auf 50,7 TFlops. Das sind 50.700.000.000.000 Rechenoperationen pro Sekunde.

Supercomputer Albert2

Albert3 berechnet jede noch so komplizierte FEM-Analyse Zoom

Der Supercomputer wurde, wie seine Vorgänger auch, von der Schweizer Firma Dalco entwickelt. Als CFD-Software wird ANSYS-Fluent eingesetzt. Genutzt werden die technischen Möglichkeiten von Albert3 für Analysen im Bereich der Aerodynamik. Mit seiner Hilfe berechnen die Spezialisten Teile für den Formel-1-Rennwagen. Dabei werden FEM-Gitternetz-Modelle verwendet, die oft aus mehr als 100 Millionen Zellen bestehen.