• 14.09.2004 12:24

  • von Fabian Hust

Die Formel 1 wird immer mehr zu einer echten WM

Erneut erschließt die Formel 1 ein neues Land - dieses Mal sogar einen riesigen Zukunftsmarkt für die Automobilhersteller

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 wird immer internationaler und zieht sich vermehrt aus Europa zurück. Dies hat nicht nur mit dem kommenden Zigarettenwerbeverbot zu tun, denn längst schließen sich auch viele andere Länder außerhalb der EU an das Werbeverbot für den blauen Dunst an. Hinter der Expansion in nicht-europäische Länder steckt der Wunsch der Automobilhersteller, die sich eine möglichst breite Präsenz wünschen. In diesem Jahr gastierte die Formel 1 erstmals in Bahrain, in knapp zwei Wochen geht es nach China und im kommenden Jahr auch in die Türkei.

Titel-Bild zur News: Shanghai

China ist für die Formel 1 ein völlig neuer Markt

"Die Formel 1 ist von einer europäischen Meisterschaft mit ein paar Überseerennen zu einer echten Weltmeisterschaft geworden", wird BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen auf der offiziellen Formel-1-Internetseite zitiert. "Für den Sport ist dies ein großer Schritt in die Zukunft, von dem die Teams enorm profitieren. Für BMW ist das Rennen in Shanghai mit großen Hoffnungen verbunden, denn der chinesische Markt ist für uns jener, der am schnellsten wächst. Es ist eine fantastische Situation zu sehen, wie ein Land mit eine Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen den ersten Kontakt zur Formel 1 knüpft."#w1#

Für den Deutschen ist der Großen Preis von China "das wichtigste Rennen im Kalender", so wie dies vor fünf Jahren das Rennen in Indianapolis war, als die Formel 1 nach langer Zeit in die USA zurückkehrte, ein ebenfalls sehr wichtiger Markt für die Automobilhersteller. Renault-Teamchef Flavio Briatore sieht das genauso wie Theissen: "Es liegt nun an den Teams und ihren Sponsoren, eine Win-Win-Situation mit dem zu schaffen, was Bernie (Ecclestone, Formel-1-Boss; d. Red.) erreicht hat."

Auch für das Minardi-Team, das keinen Automobilhersteller als Partner hat, ist die Internationalität der Formel 1 von großer Bedeutung: "Die Sponsoren geben in der Formel 1 im Jahr 2,8 Milliarden Dollar aus. Die Formel 1 ist die einzige wahre globale Plattform, wir starten 18 Mal im Jahr - im nächsten Jahr sogar 19 Mal. Das Rennen in Shanghai mit seiner unglaublichen Chance, in den größten Markt der Welt einzutreten, und das Rennen in Bahrain, das uns den Einstieg in die arabische Welt ermöglicht hat, sind der perfekte Weg, um das Potenzial der Formel 1 zu demonstrieren."

BAR-Honda-Boss David Richards möchte nicht davon sprechen, dass die Formel 1 mehr Industrie als Sport ist, doch seiner Meinung nach ist der Sport "perfekt kommerzialisiert" worden: "Bernie und die Teams haben großartige Arbeit geleistet, denn sie haben ein perfektes Marketing-Werkzeug geschaffen, vielleicht die Nummer 1 im Sportbereich weltweit. Olympia findet alle vier Jahre statt, Fußball alle zwei Jahre, wir sind alle zwei Wochen zu sehen."

Für Eddie Jordan hat dieser Status noch einen weiteren Grund: "Die Formel 1 ist einzigartig, weil wir die menschliche und technische Seite haben. Keine andere Plattform kann dies bieten." Nach Aussage von Jaguar-Teamchef David Pitchforth bekommt man von den Sponsoren "sehr positive Signale" angesichts des Rennens in China: "Jedes global agierende Unternehmen ist natürlich heiß darauf, seinen Fuß im chinesischen Markt zu haben."

In den Augen von McLaren-Boss Ron Dennis muss die Formel 1 aber noch einiges lernen: "Wir müssen die chinesische Kultur und den Mechanismus, wie man dort Sponsoren an Land zieht, verstehen lernen. Ihre Herangehensweise an kommerzielle Beziehung ist sehr bedacht. Aber wenn das Rennen ein Erfolg wird, dann wird dies die Türe für neue Partnerschaften aufstoßen. Die Tatsache, dass die Formel 1 ein globales Ereignis ist und viele chinesische Unternehmen beginnen, in globalen Dimensionen zu denken, kann in der Zukunft für perfekte Synergien sorgen."