Die Ferrari-FAQ zum Grand Prix von Bahrain
Mario Almondo und Stefano Domenicali erklären im Rahmen ihrer traditionellen Ferrari-PK, wie der Bahrain-Grand-Prix aus ihrer Sicht verlaufen ist
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie sehr habt ihr mit Felipe Massa am Start und an den Metern runter zur ersten Kurve gearbeitet?"
Mario Almondo: "Es war seit dem letzten Rennen nicht möglich. Wir konnten nicht viel arbeiten. Natürlich schauen wir uns Videos an und so weiter, wir schauen noch mal das Rennen aus dem Vorjahr und den Start, aber man kann nichts Spezifisches machen, muss ich sagen. Das ist der schwierige Teil des Jobs, denn unser heutiger Erfolg hat mit der Einstellung zu tun, die fantastisch war. Die Konzentration bei jedem ist offensichtlich. Felipes Wochenende war fantastisch, was an seinen Fähigkeiten und an seinem Auto liegt. Das Auto ermöglichte ihm das zu tun, was er tat. Das ist gute Rache für ihn, ich freue mich sehr darüber."

© Ferrari
Mario Almondo und Stefano Domenicali analysieren das Rennen in Bahrain
Frage: "War es psychologisch wichtig für ihn, Malaysia vor der langen Pause mit einem Sieg aus dem Gedächtnis zu streichen?"
Almondo: "Natürlich wäre es schwierig für ihn gewesen mit einem weiteren schwierigen Wochenende, aber zum Glück ist es ja anders gekommen. Jetzt können wir über eine sehr gute Reaktion seinerseits sprechen. Das ist alles."#w1#
Überholen so schwierig wie noch nie
Frage: "Wie erklärst du dir die unterschiedliche Rennpace zwischen Kimi Räikkönen und Felipe Massa?"
Almondo: "Mit dem Start kann man sich in eine schwierige Position manövrieren, das Auto und die Reifen sind für alle gleich. Da ist das Überholen sehr schwierig, wenn nicht einer einen Fehler macht. Wir waren sehr gut, haben Alonso beim Stopp überholt. Das Überholen ist auf jeder Strecke schwierig, muss ich sagen. Wir müssen also an jedem Aspekt arbeiten und wir müssen die Starts verbessern."
Frage: "Wie bewertest du die Pace zwischen Ferrari und McLaren-Mercedes auf harten Reifen? Ihr wart mit weichen Reifen schneller, auf harten war es eher umgekehrt, oder?"
Almondo: "Im Moment ist das nicht vorhersehbar. Wenn man die beiden Autos mit gleichen Reifen bei unterschiedlichen Streckenbedingungen vergleicht, können sehr unterschiedliche Resultate dabei herauskommen. Daher ist der wechselnde Parameter nicht die Performance des Autos. Wenn man die Rundenzeiten am Tag davor vergleicht, dann waren sie mit harten Reifen nicht so unterschiedlich. Ich denke, da gibt es viele Faktoren."
Stefano Domenicali: "Auch darf man nicht vergessen, warum wir die harten Reifen im letzten Stint verwendet haben, denn wir steckten im Verkehr. Das spielte ja auch eine Rolle."
Frage: "Wie siehst du für die nächsten Rennen das Kräfteverhältnis zwischen euch und McLaren-Mercedes?"
Almondo: "Wir werden sehen, es ist interessant. Wir können bis Barcelona nur hart an unserem Entwicklungsprogramm arbeiten, in Vairano bei einem Aerotest und dann in Barcelona vor dem Rennen. Da werden wir unser Bestes geben. Es liegt an unseren Konkurrenten, mehr zu machen als wir - und umgekehrt. Ich kann keine Vorhersagen treffen."
Frage: "Könnt ihr uns sagen, wo eure Fahrer ihre individuellen Stärken und Schwächen haben?"
Domenicali: "Felipes Stärke war, nach Malaysia so reagiert zu haben. Es haben ja alle gesagt, dass Felipe kein Rennfahrer mehr ist oder so. Man muss aber immer den Schnitt sehen - und da hat er sehr gut reagiert. Das spricht für ihn und beweist, dass er gewachsen ist, denn er wollte sich selbst und allen anderen beweisen, was er kann. Er hat diesbezüglich tolle Reaktionszeiten und eine großartige Einstellung. Kimis beste Eigenschaft ist, dass er immer cool bleibt und immer hinter den Zaun schaut. Er ist nicht emotional involviert, zumindest hat es nicht den Anschein, denn er ist ein Denker und das sieht man ihm an. Kimi führt gemeinsam mit den anderen in der Weltmeisterschaft."
Almondo zufrieden mit beiden Fahrern
Almondo: "Natürlich kann man nach diesem Wochenende sagen, dass beide Fahrer sehr gut auf schwierige Situationen reagieren können. Das ist wichtig."
Frage: "Felipe Massa hatte nach dem Safety-Car einen guten Restart, Kimi Räikkönen weniger. Gab es da ein Problem mit seinem Auto?"
Almondo: "Nein, kein Problem, es ging einfach um das normale Management des Autos. Er hatte den Abstand nach ein paar Runden geschlossen. Er wusste, was er tat."
Frage: "Hätte er da einen besseren Job machen müssen?"
Almondo: "Wenn du nicht gewinnst oder Zweiter wirst, kannst du es immer besser machen. Er muss sich Gedanken machen, wie er den Restart steigern kann. Wir setzen uns nach jedem Wochenende zusammen, analysieren die Dinge. Das werden wir auch hier machen. Das gehört zur Steigerung eines jeden Fahrers und eines jeden Technikers, der zum Team gehört."
Frage: "Kimi Räikkönen musste in Malaysia mit dem Motor Kompromisse eingehen. War das auch hier der Fall?"
Domenicali: "Die Autos hatten neue Motoren, also nein."
Frage: "Warst du überrascht über den knappen Rückstand von McLaren-Mercedes?"
Domenicali: "Wir wissen, dass sie sehr stark sind. Sie pushen uns härter als uns lieb ist, einen guten Job zu machen, und ich muss sagen, dass wir uns dessen von Anfang an bewusst waren, dass es eine sehr schwierige Weltmeisterschaft wird. Das steht fest. McLaren ist unser Hauptkonkurrent, aber BMW ist auch viel stärker geworden. Das hat man heute und in Malaysia gesehen. Die Weltmeisterschaft ist sehr eng und wir müssen arbeiten, auch die Fahrer, an jedem Detail. Das gehört dazu. Natürlich müssen auch unsere Konkurrenten arbeiten."
Almondo: "Wenn man überrascht ist, dass jemand stark ist, unterschätzt man ihn. Das ist bei uns ehrlich gesagt nie der Fall."
Frage: "Die Performance in der ersten Runde muss besser werden, aber gibt es auch noch andere Dinge?"
Almondo: "Wir können nicht von einem spezifischen Problem reden, aber wir müssen die Startrunde optimieren und das Handling des Autos. Kimis Fahrstil ist so, dass wir schauen müssen, wie wir das Maximum aus Auto und Reifen herausholen können. Das ist ein natürlicher Prozess, der ein bisschen Zeit in Anspruch nimmt."
Neue Aerodynamik für Barcelona
Frage: "Gibt es für das nächste Rennen neue Teile?"
Almondo: "Ja, ein neues Aerodynamikpaket."
Frage: "Es sieht nach einem Vierkampf in der Weltmeisterschaft aus. Entsteht dadurch eine neue Energie im Team?"
Domenicali: "Von unserer Seite müssen wir nur daran denken, dass wir für Ferrari arbeiten, das ist genug Motivation. Natürlich ist es großartig, dass wir zwei Fahrer haben, die auf sehr sportliche Weise mitmischen. Sie sind sehr stark und ich bin sicher, dass es eine fantastische Weltmeisterschaft wird, denn es gibt auch noch andere sehr starke Fahrer. Die Herausforderung ist, vor denen zu landen."
Almondo: "Ich muss sagen, unsere beiden Fahrer gehen sehr positiv miteinander um."
Frage: "McLaren-Mercedes glaubt, dass Lewis Hamilton schon stark genug ist für den Titelkampf. Wie seht ihr das?"
Almondo: "Wir sehen McLaren im Moment als stärksten Gegner, mit beiden Fahrern. Und BMW kommt auch."
Domenicali: "Man muss pragmatisch sein. Wenn man sich den WM-Stand anschaut, ist es offensichtlich."
Frage: "Michael Schumacher war immer der Mann, den es zu schlagen gilt. Jetzt habt ihr zwei starke Fahrer. Ist die Weltmeisterschaft da schwieriger zu managen?"
Domenicali: "Nein. Wie immer werden die Rennen die Antwort liefern. Für uns ist es wichtig, dass beide maximal unterstützt werden, sowohl technisch wie auch psychologisch. Wir müssen sie motivieren. Dann kommt der Rest von selbst."
Frage: "Habt ihr nach dem Rennen wieder mit Michael Schumacher telefoniert?"
Domenicali: "Ja, er hat viel mit uns gesprochen."

