Das große Siegerinterview mit Felipe Massa
Felipe Massa im PK-Interview über seinen psychologisch wichtigen Sieg in Bahrain, den langsamen letzten Stint und seine gestiegenen WM-Chancen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Felipe, was für ein fantastischer Tag für dich nach Malaysia. War es ein perfekter Nachmittag?"
Felipe Massa: "Ja, definitiv. Jetzt haben wir eine lange Pause, in der wir uns alles durch den Kopf gehen lassen und dieses schöne Resultat genießen können. Die Resultate der ersten beiden Rennen waren nicht wie erwartet. Ich hatte das Gefühl, dass noch etwas abging, speziell im ersten Rennen, als wir ein Problem hatten, genau wie auch im zweiten Rennen mit meinem Fehler. Diesmal haben wir alles hinbekommen. Ich freue mich für das ganze Team. Den Job, den sie hier gemacht haben, die Strategie, das Setup, alles - damit bin ich wirklich zufrieden. Aber jetzt müssen wir noch härter pushen, denn McLaren ist nahe an uns dran."

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Hat allen Grund zum Lachen: Felipe Massa ist dreifacher Grand-Prix-Sieger
Frage: "Am Start hattest du viel Druck, es wurde viel darüber geredet. Wie war der Start aus deiner Sicht?"
Massa: "Die beste Antwort nach all diesen Problemen in den Medien in dieser Woche war ein guter Start. Zum Glück musste ich mir das alles nur eine Woche lang anhören! Jetzt habe ich ein gutes Rennen abgeliefert und ich habe gewinnen. Ich bin sicher, dass die Leute jetzt anders reden werden."#w1#
Schlechte Balance im ersten Stint
Frage: "Es sah so aus, als hättest du alles unter Kontrolle, aber Lewis Hamilton kam dir am Ende sehr nahe. Wie knapp war es?"
Massa: "Im ersten Stint war mein Auto nicht wirklich ausbalanciert und ich hatte starkes Übersteuern. Lewis war den ganzen Stint nahe dran, aber der zweite Stint war dann fantastisch für mich. Das Auto lief mit angefahrenen Reifen sehr, sehr gut. Ich nahm außerdem ein bisschen Frontflügel weg, wodurch das Auto viel fahrbarer wurde. So konnte ich einen Vorsprung aufbauen. Im letzten Stint hatte ich harte Reifen, aber ich lag ja weit vorne, konnte das Auto schonen, die Pace managen und mich durch den Überrundungsverkehr ins Ziel arbeiten."
Frage: "Jetzt gibt es eine Pause vor dem Spanien-Grand-Prix. Drei Fahrer führen ex aequo in der Weltmeisterschaft, du liegst knapp dahinter. Es riecht nach einer extrem spannenden Saison, nicht wahr?"
Massa: "Ja, es ist eine sehr knappe Saison, sehr aufregend. Ferrari und McLaren liegen sehr nahe beisammen. Die Pause ist wichtig für uns, um hart am Auto zu arbeiten, es weiter zu verbessern und jedes Detail unter die Lupe zu nehmen, denn die Weltmeisterschaft ist jetzt natürlich wichtig, aber dafür muss bis zum Saisonende alles passen. Es ist wichtig, dass wir uns keine Gelegenheiten entgehen lassen. Ich freue mich aber auch auf die Pause, weil ich jetzt über dieses Resultat nachdenken kann, ohne dass die Leute meckern. Das ist auch gut!"
Frage: "Ist es eine Erleichterung, diesen Grand Prix gewonnen zu haben?"
Massa: "Natürlich, das ist großartig. Leider waren die ersten zwei Rennen von den Resultaten her nicht zufrieden stellend. Der Speed war da, alles war da, aber irgendwie klappte es nicht. Hoffentlich bekommen wir es ab jetzt immer hin, hoffentlich können wir so weitermachen. Ich könnte mir kein schöneres Ende der Überseerennen vorstellen. Jetzt sind wir wieder da und wir können auf die Weltmeisterschaft schauen. Die ist sehr umkämpft, daher ist es wichtig, dass wir hier Punkte aufgeholt haben."
Keine Nummer eins bei Ferrari
Frage: "Wie wichtig ist dieses Resultat, um vielleicht die Nummer eins von Ferrari zu werden?"
Massa: "Jedes Resultat ist sehr wichtig für mich, für Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.), für das Team. Ich denke, wir werden bis zum Schluss keine Vorentscheidung sehen, daher muss das Team weiterhin mit beiden Fahrern sehr hart arbeiten. Wir müssen versuchen, beide Autos vor McLaren zu bringen, was sehr schwierig ist in einer so knappen Meisterschaft. Wir müssen einfach alles geben, hart arbeiten, uns jeden Tag verbessern, das Auto, damit wir noch schneller werden. Am besten wäre für das Team, wenn am Ende Kimi und ich um den Titel kämpfen - ohne andere Gegner. So müssen wir denken. Es wird sehr schwierig, denn die anderen schlafen auch nicht, aber hoffentlich geht es so weiter."
Frage: "Hattest du abgesehen vom erwähnten Handlingproblem noch irgendwelche Schwierigkeiten?"
Massa: "Nein, ich hatte nur ein bisschen Übersteuern am Beginn des Stints. Durch die Änderung des Frontflügels wurde das Auto sehr gut. Der zweite Stint war entscheidend, der war sehr gut. Ich attackierte jede Runde voll, um einen Vorsprung aufzubauen, und als ich dann zehn Sekunden vorne lag, konnte ich mit den harten Reifen ein bisschen zurückstecken, um das Auto für das nächste Rennen zu schonen."
Frage: "Wie fuhr sich das Auto auf harten Reifen, denn es sah fast so aus als seien die Silberpfeile mit den harten Reifen schneller als ihr gewesen?"
Massa: "Vielleicht waren sie das, aber ich musste ja nicht mehr alles geben. Ich denke, ich hätte um drei oder vier Zehntel pro Runde schneller fahren können, aber es war ja nicht notwendig."
Frage: "Deine erste schnelle Runde auf den harten Reifen war deine beste. Wären die harten Reifen doch besser gewesen im Rennen?"
Massa: "Nein. Die harten Reifen geben sicher guten Grip für die ersten ein bis zwei Runden, wenn man aus den Boxen fährt, aber dann verlieren sie an Haftung und man gerät in Probleme mit der Traktion. Die weichen Reifen waren viel konstanter, speziell im zweiten Stint. Die weichen Reifen waren wirklich sehr gut."
Fahrfehler kostete etwa eine Sekunde

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Nach der Kritik der vergangenen Tage fiel Felipe Massa ein Stein vom Herzen Zoom
Frage: "Im letzten Stint hast du einmal eine Sekunde pro Runde auf Lewis Hamilton verloren..."
Massa: "Ja. Ich habe da ein bisschen zu spät gebremst, die Vorderräder blockiert und dann kam ich auf den schmutzigen Teil der Strecke. Deswegen. Hoffentlich war es nicht mehr als eine Sekunde."
Frage: "War das heute der bisher wichtigste Sieg deiner Karriere?"
Massa: "Ich denke, jeder Sieg ist wichtig, aber Brasilien war mir ehrlich gesagt schon wichtiger. Brasilien war aber nicht mein schwierigstes Rennen. Der Sieg hier und der Türkei waren fahrerisch viel schwieriger, denn da hatte ich immer Leute hinter mir und ich musste jede Runde pushen, um einen Vorsprung aufzubauen. Türkei war am schwierigsten, aber Brasilien war sicher mein schönster Sieg."
Frage: "Du bist jetzt mittendrin im WM-Kampf. Wer ist dein härtester Gegner?"
Massa: "Das werden wir erst nach dem Rennen wissen, ich kann diese Frage jetzt unmöglich beantworten. Wenn ich mir anschaue, wie eng der Ferrari und der McLaren beisammen liegen, dann ist es ganz schön schwierig, Geld auf einen bestimmten Tipp zu setzen."
Frage: "Möchtest du diesen Sieg irgendjemandem widmen?"
Massa: "Meiner Freundin. Diese Woche war nicht so einfach, aber sie war sehr geduldig mit mir."

