Die Arbeit eines Testpiloten
Ricardo Zonta ist dritter Fahrer bei Toyota und hat in seiner Rolle als Testpilot zahlreiche wichtige Aufgaben, die mit großer Verantwortung verbunden sind
(Motorsport-Total.com) - Derzeit weilt Ricardo Zonta in den USA, um im Rahmen des 'Rolex Monterey Historic Automobile Races' für Toyota Demonstrationsrunden in Laguna Seca zu drehen. Veranstaltungen wie diese sind für den 30-Jährigen jedoch eher ein Bonus, die eigentliche Aufgabe des dritten Toyota-Piloten ist es, die beiden Stammfahrer des Teams, Ralf Schumacher und Jarno Trulli, durch umfassende Testfahrten zu unterstützen und das Auto des in Köln beheimateten Rennstalls weiterzuentwickeln.

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Testpiloten kommt in der Formel 1 eine wichtige Rolle zu
Testfahrern wie Zonta kommt dabei in der Formel 1 eine enorm wichtige Rolle zu, absolvieren sie doch einen Großteil der abseits der Grand-Prix-Wochenenden abgespulten Kilometer. "Während der Saison ist es meine Hauptaufgabe, unser Auto weiterzuentwickeln", erklärt Zonta auf der Internetseite des Teams. "In der Formel 1 kann es sich kein Team jemals erlauben, still zu stehen, denn das Wettbewerbslevel und die Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung sind unglaublich."#w1#
Weiterentwicklung des Boliden gehört zu den Hauptaufgaben
Zu Beginn der Saison hatte Toyota noch mit einigen Problemen zu kämpfen und lag weit hinter der Spitze zurück, doch durch zahlreiche Entwicklungsschritte gelang den Japanern nach und nach der Anschluss an das vordere Mittelfeld. "Man muss sich nur einmal vor Augen führen, dass meine Teamkollegen Ralf Schumacher und Jarno Trulli den TF106, mit dem ich hier in Laguna Seca unterwegs bin, lediglich in den ersten vier Rennen des Jahres gefahren sind", verdeutlicht Zonta.

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Auch die Testpiloten arbeiten eng mit den Ingenieuren zusammen Zoom
"Jetzt sitzen sie im so genannten TF106B, der viele verschiedene komplett neue Teile und Komponenten enthält, die von den Ingenieuren, die in unserem Hauptquartier in Köln unerlässlich arbeiten, entwickelt wurden", fügt der erfahrene Testpilot hinzu. Neu entwickelte Teile werden meist zunächst von den Testfahrern der Teams auf der Rennstrecke ausprobiert und getestet, bevor sie im Rennen von den Stammfahrern eingesetzt werden. Durch diese wichtige Aufgabe kommt auch Zonta ein großer Anteil an den Entwicklungsschritten Toyotas zu.
"Normalerweise bin ich derjenige, der bei den Testfahrten als Erster die neuen Teile ausprobiert, um zu sehen, welche Teile funktionieren", bestätigt der Brasilianer. "Darunter ist zu verstehen, dass man die Teile finden muss, die das Auto schneller machen - und diejenigen, bei denen das nicht der Fall ist."
Testpiloten kommt große Verantwortung zu
Neben der Entwicklung des Boliden stehen für Zonta in seiner Rolle als Testpilot jedoch noch einige weitere Aufgaben auf dem Programm: "Daneben ist das Auswählen der richtigen Reifenmischung für die bevorstehenden Rennwochenenden ein großer Teil meiner Aufgaben, und genauso groß ist die damit verbundene Verantwortung", erklärt er. "Unser Reifenpartner Bridgestone treibt die Entwicklung der Performance beständig voran und stellt uns immer wieder neue Mischungen zur Verfügung, im Versuch, uns einen Vorteil über unsere Rivalen zu geben."

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Testpiloten spulen vor meist leeren Rängen viele Kilometer ab Zoom
Aufgrund dieser Aufgaben ist die Verantwortung, die den Testpiloten zukommt, enorm, und erfordert vollstes Vertrauen des Teams und der Stammpiloten in die Fähigkeiten des dritten Mannes: "Am wichtigsten ist, dass nicht nur das Team das vollste Vertrauen zu einem guten dritten Fahrer haben muss, sondern auch die Teamkollegen", erklärt Zonta. "Schließlich verlassen sich Jarno und Ralf auf die Teile, die ich entwickelt habe und auf die Reifen, die ich mit ausgesucht habe, wenn sie am Sonntagnachmittag in den Wettbewerb starten."
Als Testpilot spult Zonta dabei meist mehr Kilometer ab als die Stammfahrer, im vergangenen Jahr kam der 30-Jährige auf nicht weniger als 24.000 Kilometer. Gehörte es 2005 zusätzlich noch zu den Aufgaben Zontas, an den Freitagen der Grand-Prix-Wochenenden in den Freien Trainings einen dritten Toyota zu steuern, verfügt der japanische Rennstall in dieser Saison nicht mehr über diese Möglichkeit, da man die Konstrukteurswertung des vergangenen Jahres unter den besten vier Teams abschloss.
Ersatzleute für die Stammfahrer
Dennoch ist Zonta bei jedem Rennen anwesend und bereit, jederzeit für Schumacher oder Trulli einzuspringen, sollte einer der beiden Stammpiloten nicht an einem Rennen teilnehmen können: "Die dritten Fahrer sind ebenfalls bei jedem Grand Prix vor Ort und nehmen an allen Technischen Meetings ihrer Teams am Wochenende teil. Ich muss immer bereit sein, einzuspringen, wenn irgendetwas Ralf oder Jarno an einer Rennteilnahme hindert, und das Team erwartet von mir, dass ich genauso stark bin wie die beiden."
Daher sei es auch verständlich, dass alle Teams nach einem möglichst starken dritten Fahrer streben: "Es macht einfach keinen Sinn, einen dritten Fahrer zu haben, der langsamer als die Stammpiloten ist", berichtet Zonta, "denn man muss in der Lage sein, das Material genauso am Limit zu bewegen wie diese, andernfalls sind die Daten, die man sammelt, kaum für die Entwicklung des Autos relevant."
Auch wenn es für die Testpiloten oftmals frustrierend ist, ihren Kollegen an den Rennwochenenden nur zuschauen zu dürfen, ist Zonta aufgrund der Tatsache, dass sich die Stammpiloten auf seine Testarbeit verlassen und diese einen großen Teil zur Performance des Teams beiträgt, mit seiner Position zufrieden: "Das ist eine Verantwortung und eine Herausforderung, die mir Spaß macht."


