Die 10 wichtigsten Momente in der Formel-1-Karriere von Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardos Formel-1-Karriere ist in Singapur wohl zu Ende gegangen: Wir blicken auf die zehn prägendsten Momente seiner Zeit in der Königsklasse

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Karriere von Daniel Ricciardo ist mutmaßlich beendet. In Singapur hat sich der Australier aller Voraussicht nach von der Königsklasse verabschiedet - und das eher hinter den Kulissen, denn einen offiziellen Abschied hat ihm Red Bull in der Löwenstadt verwehrt, obwohl sein bevorstehendes Aus ein offenes Geheimnis war.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo (Red Bull) nach dem Sieg beim Formel-1-Rennen in Monaco 2018

Daniel Ricciardo auf dem Höhepunkt: Sieg in Monaco 2018 Zoom

Der Australier wird in den verbleibenden sechs Saisonrennen von Liam Lawson ersetzt, der Ricciardo bereits 2023 bei einigen Rennen vertreten durfte, als dieser sich bei einem Unfall in Zandvoort an der Hand verletzt hatte.

Der Weg zurück dürfte für Ricciardo schwierig werden, denn offiziell gibt es nur noch zwei offene Cockpits. Entweder wechselt der 35-Jährige überraschend zu Sauber oder die Racing Bulls holen ihn für die kommende Saison zurück - beides sehr unwahrscheinliche Szenarien. Oder er bekommt doch noch die Chance bei Red Bull, sollte man Sergio Perez aus dem Auto nehmen.

Aber der Mexikaner besitzt einen bis 2026 gültigen Vertrag, und wenn Red Bull einen solchen Move machen wollte, dann hätten sie Ricciardo wohl kaum bei RB wegen dürftiger Leistungen aus dem Auto geholt.


Fotostrecke: Alle Formel-1-Autos von Daniel Ricciardo

Es ist daher wahrscheinlich, dass Singapur Ricciardos letztes Formel-1-Rennen war. Es war das 257. seit seinem Grand-Prix-Debüt 2011. In der Zwischenzeit holte er acht Siege und zwei Mal Platz drei in der Fahrerwertung. Wir wollen an dieser Stelle einmal auf die zehn prägendsten Momente in Ricciardos Formel-1-Karriere schauen.

1. Red Bull leiht Ricciardo an HRT aus

Im Alter von 18 Jahren wurde Ricciardo Red-Bull-Junior, nachdem er gerade Platz sechs in der Italienischen Formel Renault 2.0 geworden war. Ab da unterstützte Red Bull seine Karriere, die ihn 2010 auch erstmals in die Formel 1 führte - damals als Test- und Ersatzfahrer von Red Bull und Schwesterteam Toro Rosso.

Daniel Ricciardo bei HRT 2011

Daniel Ricciardos Formel-1-Debüt geschah 2011 bei HRT Zoom

Der Australier beeindruckte weiter und bekam im Juni 2011 endlich die Chance auf einen Platz als Stammfahrer in der Formel 1: Das Debüt kam allerdings nicht für eines der beiden Bullenteams, sondern für HRT, weil man Ricciardo für die letzten elf Saisonrennen im chronisch klammen spanischen Hinterbänklerteam unterbrachte.

Trotz eines schlechten Autos schlug sich Ricciardo achtbar und wurde mit der Zeit auch schneller als sein erfahrener Teamkollege Vitantonio Liuzzi. Für ihn war das halbe Jahr eine wertvolle Lernerfahrung, womit er am Ende des Jahres auch als Fahrer für Toro Rosso bestätigt wurde. Dort blieb er zwei Jahre lang, bevor er den Sprung ins A-Team schaffte.

2. Erster Grand-Prix-Sieg im Debütjahr mit Red Bull

Als Landsmann Mark Webber nach der Saison 2013 seine Formel-1-Karriere beendete, bekam Ricciardo für 2014 seine Chance im Weltmeisterteam. Doch die Aufgabe war alles andere als leicht: Sein Teamkollege war der amtierende viermalige Weltmeister Sebastian Vettel im ersten Jahr des neuen Turbohybridreglements.

Doch auch wenn Vettel und Red Bull in den Vorjahren ein Erfolgsgespann waren, so war 2014 plötzlich Ricciardo der schnellere Fahrer, der auch Red Bulls einzige Siege in dem Jahr holen konnte - den ersten im siebten Saisonrennen in Montreal.

Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo gewann in Montreal 2014 sein erstes Formel-1-Rennen Zoom

In einem verrückten Rennen lag der Australier trotz Startplatz sechs kurz vor Schluss hinter Nico Rosberg auf Rang zwei. Doch Mercedes hatte in dem Rennen Probleme: Lewis Hamilton schied in Runde 46 mit einem Bremsdefekt aus, während Titelrivale Rosberg gezwungen war, mit weniger Motorenleistung zu fahren.

Dadurch kam Ricciardo zwei Runden vor dem Ende an Rosberg vorbei und schnappte sich die Führung. Für den damals 24-Jährigen war das enorm, weil er dadurch eine starke Oberhand gegen Vettel hatte.

Es war der erste von drei Siegen in der Saison, was ihm einen langjährigen Vertrag sicherte. Sebastian Vettel verließ das Team derweil in Richtung Ferrari.

3. Erster "Shoey" nach Podium in Hockenheim

Mit seinem Sieg in Kanada 2014 hatte sich Ricciardo als einer der Spitzenfahrer im Feld etabliert, und 2016 wurde er zum zweiten Mal in drei Jahren Dritter der Fahrer-WM. Damals gewann er auch in Malaysia, noch mehr blieb jedoch sein Podestplatz in Hockenheim zwei Monate zuvor in Erinnerung. Denn dort feierte der "Shoey" sein Debüt.

Mark Webber, Daniel Ricciardo, Nico Rosberg

Markenzeichen: Daniel Ricciardos Jubel mit dem "Shoey" Zoom

Der "Shoey" ist eine einzigartige australische Jubelgeste, bei der ein Fahrer auf dem Podium Champagner aus seinem getragenen Schuh trinkt. Eingeführt wurde er von V8-Ute-Fahrer Ryal Harris, bevor Ricciardo ihn nach seinem zweiten Platz beim Deutschland-Grand-Prix 2016 in die Formel 1 brachte.

Mit dieser Geste hatte Ricciardo alle überrascht, doch viele Leute liebten diesen Moment. Wann immer Ricciardo danach auf dem Podium stand, gab es einen "Shoey". Häufig ermutigten ihn einfach andere dazu, manchmal holte er dabei aber noch andere ins Boot, wie Hamilton, Rosberg, Max Verstappen oder sogar Jackie Stewart.

4. Die Höhen und Tiefen von Monaco

2018 fuhr Ricciardo einen unglaublichen Sieg in Monaco ein, bei dem er in den letzten 50 Runden mit 25 Prozent weniger PS auskommen musste, während er direkt hinter sich seinen früheren Teamkollegen Vettel abwehren musste.

Daniel Ricciardo, Lewis Hamilton, Sergio Perez

Tiefpunkt: Ricciardo stinksauer nach Platz zwei in Monaco 2016 Zoom

Der Sieg kam zwei Jahre nach einer herben Enttäuschung, als Ricciardo das Rennen in Monaco 2016 anführte, aber von einem vermasselten Boxenstopp, bei dem Red Bull die Reifen nicht parat hatte, um alle Siegchancen gebracht wurde.

Neun Sekunden hatte der Stopp damals gedauert, wodurch Ricciardo hinter Hamilton wieder auf die Strecke kam, der am Ende gewann. Der Australier war verständlicherweise stinksauer, doch die Wiedergutmachung kam 2018, als er eine seiner besten Leistungen zeigte, die laut Teamchef Christian Horner Michael-Schumacher-like war.

5. Der Crash, der wohl zum Abgang von Red Bull führte

Verstappen und Ricciardo waren zwischen 2016 und 2018 Teamkollegen und wurden gute Freunde. Zudem waren beide auf ähnlichem Niveau, doch mit der Zeit kristallisierte sich heraus, dass Red Bull langfristig auf Verstappen setzen würde, der Ende 2017 einen neuen Vertrag unterschrieb. Derweil stockten die Gespräche mit Ricciardo, dessen Vertrag ein Jahr später auslief.

Der damals 28-Jährige befand sich in einer Phase seiner Karriere, wo der nächste Schritt wichtiger denn je sein würde, denn so langsam ging es für ihn auf seine späteren Jahre zu. Deswegen nahm er sich für die Entscheidung auch Zeit.

Am Ende entschied er sich überraschend für Renault, und womöglich haben die Nachwehen des Aserbaidschan-GP 2018 eine wichtige Rolle dabei gespielt. Denn beim vierten Saisonrennen hatten er und Verstappen das ganze Rennen über gekämpft, bis es in Runde 40 zu einem explosiven Ende kam, als die Teamkollegen am Ende der Zielgerade miteinander kollidierten.

Max Verstappen, Daniel Ricciardo

Der Anfang vom Ende: Ricciardo und Verstappen kollidieren in Baku Zoom

Verstappen, der mit einem Overcut an Ricciardo im Kampf um Platz vier vorbeigekommen war, verteidigte die Innenbahn ziemlich spät, und sein Teamkollege verbremste sich, bevor er in das Heck des anderen RB14 knallte.

Wer die Schuld hatte, darüber lässt sich streiten, doch Ricciardo dachte, dass Verstappen einen Bremstest mit ihm gemacht habe. Gleichzeitig fühlte er, dass Red Bull eher auf der Seite des späteren Weltmeisters war.

Das war vielleicht ein Zeichen, dass Ricciardo bei Red Bull nie die Nummer 1 sein würde, solange Verstappen auch dort ist. Dadurch wurde Baku 2018 zu einem Schlüsselmoment, der Ricciardo denken ließ, dass das Gras woanders grüner ist.

6. Ricciardo gibt die Spitze für Renault auf

Ricciardos Wechsel zu Renault schockte die komplette Formel-1-Welt, weil er mit einer Menge Risiko verbunden war, schließlich hatten die Franzosen die Saison 2018 mit 297 Punkten Rückstand auf Red Bull als Vierter beendet.

Doch der Grand-Prix-Sieger meinte, er bräuchte eine neue Herausforderung und dass es bei Red Bull nicht viel Raum zum Wachsen gebe, wohingegen ihn das Projekt bei Renault interessiere.

Daniel Ricciardo

Bei Renault wurde der Australier nicht wirklich glücklich Zoom

Ricciardo hoffte, dass sein Wechsel wie der von Hamilton sein würde, der Meisterschaftsanwärter McLaren für Mittelfeldteam Mercedes verlassen hatte, bevor er mit diesen sechs WM-Titel gewann. So verlief Ricciardos Stint bei Renault aber überhaupt nicht, denn der Rennstall fiel 2019 auf Rang fünf zurück, Ricciardo selbst wurde Neunter.

Vor der folgenden Saison gab Ricciardo bekannt, dass er Ende 2020 zu McLaren wechseln würde, wodurch er nur zwei Saisons bei Renault blieb. Zwar war sein zweites Jahr deutlich besser (Ricciardo wurde mit zwei Podestplätzen WM-Fünfter), trotzdem wird der Wechsel zu Renault vielleicht sein bleibendes Vermächtnis sein, da er seine Karriere eher zurückgeworfen hat, anstatt sie voranzutreiben.

7. Ricciardo wird der Star bei Drive to Survive

Die Netflix-Dokumentation Drive to Survive hat die Popularität der Formel 1 in die Höhe schnellen lassen, und Ricciardo wurde in der ersten Staffel, die sich um die Saison 2018 drehte, zu einem rätselhaften Protagonisten.


Fotostrecke: Der Sonnyboy aus Perth: Daniel Ricciardos Karriere in Bildern

Sie dokumentierte ein entscheidendes Jahr in Ricciardos Karriere, in dem er seine zukünftigen Optionen abwog, und die dritte Episode mit dem Titel "Redemption" (Erlösung) hielt seinen Sieg in Monaco sowie die berüchtigte Kollision in Baku fest.

Ricciardo tauchte auch in anderen Episoden und späteren Staffeln auf und wurde so zu einer Art Star des Netflix-Programms. Die Fans waren begeistert von dem, was sie auf dem Bildschirm sahen, und dieser Blick hinter das Visier half sowohl ihm als auch der Serie, mehr Interesse zu wecken.

8. Vettels Ferrari-Abgang löst Wechsel zu McLaren aus

Trotz eines durchwachsenen Debütjahres bei Renault stand Ricciardo noch hoch im Kurs, von daher war es keine Überraschung, dass McLaren ihn für 2021 als Ersatz für Carlos Sainz verpflichtete, der Vettel bei Ferrari ersetzen sollte.

Die Erwartungen für Ricciardo bei McLaren waren hoch, doch es sollte nicht sein, da er Probleme hatte, mit dem Auto zurechtzukommen. Von Beginn an war Ricciardo langsamer als Teamkollege Lando Norris, und schon in der Sommerpause lag er 63 Punkte hinter dem Briten, an den er nie so wirklich rankam.

Lando Norris, Zak Brown, Daniel Ricciardo

Das letzte Hurra: Ricciardo siegt beim Großen Preis von Italien 2021 Zoom

Zwar gab es in Italien einen emotionalen Sieg, bei dem er am Funk sagte, dass er "niemals weg" gewesen sei, trotzdem sollte auch dies das Blatt nicht mehr wenden. Am Ende war es eine Anomalie innerhalb der beiden sehr enttäuschenden Jahre bei McLaren.

Ricciardo wurde für die Saison 2023 freigestellt, obwohl er ursprünglich noch einen Vertrag für die Saison besaß, wodurch seine Formel-1-Zukunft ziemlich im Unklaren lag.

9. Letzte Chance nach erfolgreichem Silverstone-Test

Durch seinen Abgang bei McLaren war Ricciardo zu Saisonbeginn 2023 ohne Cockpit, weshalb er sich Red Bull als Ersatzfahrer anschloss. Doch weil Rookie Nyck de Vries die Erwartungen bei AlphaTauri nicht erfüllen konnte, stand dessen Zukunft nach nur zehn Rennen auf wackligen Beinen.

Mit Ricciardo wusste Red Bull, dass man einen passenden Ersatzmann haben würde, und ein Pirelli-Test im RB19 in Silverstone gab ihm die Chance zu zeigen, dass er es noch drauf hat.


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Ricciardo wusste zu beeindrucken, und es hieß, dass er mit seinen Zeiten beim Rennen am Wochenende zuvor in die erste Startreihe gefahren wäre. Red Bull reagierte schnell und setzte ihn für den Rest der Saison in das Auto von de Vries.

Das gab Ricciardo die Rettungsleine, nach der er sich so sehnte, um der Formel 1 zu beweisen, dass er immer noch eine Zukunft haben würde.

10. Unfall in Zandvoort 2023 als Anfang vom Ende

Die Formel-1-Rückkehr von Ricciardo dauerte nur zwei Rennen, danach brach er sich im Training zum Rennen in Zandvoort die Hand.

Dadurch kam Liam Lawson zu seinem Debüt, der fünf Grands Prix bestritt und dabei durchaus zu beeindrucken wusste, als er in Singapur in Q3 kam und Punkte holte. Vor Ricciardos Verletzung wurde Lawson nie so wirklich in Betracht gezogen, doch bei seinen Einsätzen konnte er seine Fähigkeiten demonstrieren und zeigen, dass er gut genug für die Königsklasse ist.

Daniel Ricciardo nach dem Unfall im Training zum Formel-1-Rennen in Zandvoort 2023

Ricciardo bricht sich bei einem Unfall in Zandvoort die Hand Zoom

Selbst Horner sagte, dass der 22-Jährige irgendwann ein Stammfahrer sein würde. Von daher gab es nach Ricciardos Rückkehr immer wieder Fragen, wann Lawson zurückkehren würde, auch als das Team ihn als Reservefahrer für 2024 bestätigte.

Und weil Ricciardo - bis auf den Sprint in Miami - in den ersten acht Rennen ohne Punkte blieb, eröffnete sich für Lawson die Möglichkeit, irgendwann doch wieder im Auto zu sitzen. Und mit Singapur ist das Kapitel Daniel Ricciardo erst einmal beendet.